Einmal quer durch Mazedonien!
Oben am Pass, es ist gerade Wochenende und dazu drückt dicker Nebel die Sicht, ist der Grenzposten trotz des hohen Andrangs entspannt. An den Autokaravanen, die sich auf beiden Seiten den Berg emporschrauben fahren wir tolerant vorbei. Schon auf der Abfahrt lichtet sich das Grau in Grau und mit leichtem Gefälle sausen die Räder am Bachlauf durch das Tal dahin. Hinter ein paar Höfen in der Nachmittagssonne, die sich schon wieder hinter Wolkenbändern versteckt, zelten wir in ausreichender Entfernung zu Skopje und erweitern die Einlagensuppe mit Schirmpilzen, die nicht weit in einem kleinen Jungwald neben der Duscheninstallation standen.
Über die Provinzstadt Kumanovo pustet uns der Wind ein großes Stück Arbeit über die Hochebene, die bereits zu dem kosovoalbanischen Teil Mazedoniens gehört entgegen. In jedem kleinen Ort stehen die Minarette der Gebetshäuser wie Spargelspitzen gen Himmel. Dann geht es hinunter in die Hauptstadt, vorbei an entsetzlich stinkenden Müllkippen und den Vororten, hinein in das neue, sich im Bau befindliche Innenstadtzentrum. Schockzentrum ist wohl der bessere Ausdruck! Proz, Prunk und riesen Videoleinwand! Ein Mix aus Architekturstilen, die nur halbherzig umgesetzt wurden und dazu farbenfrohe monströse Statuen aus Beton gegossen, wie Löwen, Reiter und kämpferische Soldaten. Was hängen bleibt, ist die enorme Investition und eine Art aufstoßender Geltungsdrang. So äußern sich auch die kritisch aufgeschlossenen Menschen, die den Verantwortlichen ihre Baushow mit Farbbomben treffsicher aufwerten und die Justizbehörde in der Stadt gleich miteinbeziehen! Rein farblich versteht sich.
Etwas entfernt, hinter den verwinkelten Sträßchen der Altstadt liegt der haupte Handelsplatz für buntes Gemüse und allen übrigen Haushaltsgegenständen. Schnell ist der Proviant für die kommenden Tage organisiert und mit dem Besuch der Sultan – Murat – Moschee, einer der ältesten des Landes, machen wir uns auf den Rückweg vorbei an bunten Denkmälern und den kleinen Magasinas, die bis spät am Abend geöffnet haben.
Albanien ist nicht weit, spät am Mittag des Folgetages lassen wir die Stadt hinter uns. Entlang einer Nebenstraße der Autobahn folgend, erreichen wir nach einer Bachdurchquerung auf kleinen Terrassenwiesen im noch engen Tal einen geeigneten Zeltplatz. Unter uns liegt noch der Schäfer mit Schafen und seinen beiden Hunden in der Sonne, dann treiben drei Schuljungen vier Ziegen auf die Auen und unten auf der Straße neben dem Bachlauf setzt der Feierabendverkehr ein. Die ruhige Atmosphäre wird nur durch die Autobahn gestört, die Skopje und Tetovo verbindet.
Ein letztes Mal, so scherzen wir bereits, geht es in die Berge auf 1300m, über den Pass am Mavrowo See. Denn dann fährt es sich irgendwie etwas entspannter und die zukünftigen Passstraßen spielen noch keine Rolle. Auf einem, in Schotter gesetztes EU-Projekt, zur Förderung der Tourismusbranche quälen wir uns an dem Bachlauf entlang durch ein zur Passstraße anbindendes Tal. Denn die Hauptstraße empfanden wir als zu gefährlich, mit dem Verkehrsvolumen der zuvor endenden Autobahn, verständlich. Mit schweren Beinen und auf technisch verkieselten Waldwegserpentinen gelangen wir Stunden später wieder auf die selbige Straße, die sich ihren Weg durch den frostigen Nationalpark bahnt. Zu kalt und zu steil sind die Hänge zum Zelten. Spontan entscheiden wir uns für die Abfahrt, umgeben von den hohen Bergen des Korab Gebirges, die mit ihren Gipfeln um die 2500m und höher ein traumhaft imposantes Gebirgstal bilden, das zu unserer Überraschung selbst nach 30 Kilometer nicht endet und nur schwer zu bezelten ist. An einem Punkt, als wir bereits mit Stirnlampen bei voller Fahrt, seitlich der Straße nach flachen Stellen für ein Zelt suchen, bietet eine kleine Brücke die über den Fluss führt die Option auf eine abseits gelegene Weide zu gelangen. Schnell ist es dunkel, doch Dank der heißen Dusche, denn am Restaurant gegenüber konnten wir nach temperiertem Wasser fragen, wird unsere Waschung zum juchzenden Vergnügen.
Die Wege sie kreuzen sich, denn als wir am kommenden Mittag durch die Provinzstadt Debar radeln kommen uns die Straßen, die eine Kreuzung so vertraut vor. Dabei ist es etwa 1 ½ Jahre her, als wir auf der Fahrt nach Osten hier das letzte Mal durchgerollt waren. Erstaunt sind deshalb die Menschen, wenn wir ihnen erklären, das wir uns etwas auskennen, der Bäcker am Ende des Ortes ganz gute Simit bäckt oder die Grenze zu Albanien, knapp sechs Kilometer nördlich von uns liegt. Albanien, mit seinen herzlichen Menschen liegt vor uns, genau wie die nächsten Berge und Passstraßen auf die wir uns freuen! 🙂