Thailand I

Pong Nam Ron – Choam (02.03. – 09.03.)

In Nachmittagsstimmung geht es über den kleinen Grenzübertritt, zur Administration. Arrivalcard und Departurecard alles liegt bereit. Es wird informiert über die Visabestimmungen und die Geldstrafe die beim Überziehen des Visas fällig wird. Schnell muss noch ein Hostel in Reichweite zur Grenze als Aufenthaltsort recherchiert werden, dann zeugt ein kleiner Stempel im Pass über die 30 Tage Visa.

Wie und was ist Thailand? Jede/r die/der uns versucht hatte das zu erklären hat ganz persönliche und auf die Situation abhängige Bilder vermittelt, die, dass merken wir schnell nur entfernt mit unseren Bildern zu tun haben. Auffallend ist die industriell organisierte Landwirtschaft (Zuckerrohr, Tapioka, Zuckerrohr, Tapioka,…), das Überangebot an asphaltierten Straßen, dass fast jeder Thai einen Pickup oder einen laut röchelnden LKW fährt, dazu eine sichtbare „pimp your Scooter“ – Industrie, wohnen in Beton, wenig Körperaktivität und viele, echt viele dicke Menschen. Doch die Thais sind genauso nett, hilfsbereit und gastfreundlich wie im übrigen SOA. Nach unseren ersten eigenen Eindrücken übernachten im Tapiokaacker und im Zelt saften wie immer, geht klar!

Zurück auf der Straße schockiert als erstes der Linksverkehr! Der uns auch die kommenden Tage öfter als gedacht daran erinnert, dass rechts radeln super gefährlich ist. Im schattigen Laub und Bambus ist der Vormittag soweit erträglich, wir passieren die erste Ortschaft mit Marktgelände, doch die Läden und Stände sind nur dünn besetzt, alle scheinen zu Hause vor der Ventilator oder Klimaanlage zu sitzen. Dieser Markt hat nichts mit den bisherigen wuseligen südostasiatischen Märkten zu tun! Tomaten, Eier, Kekse und Nudeln lassen sich dann doch besorgen und zum ersten Mal nutzen wir den Trinkwasserautomaten, den wir bis dahin nur aus Erzählungen kannten. Ein Automat, ähnlich einer Zapfsäule aus dem „purifide Drinkingwater“ mit einem druckvollem Strahl in unsere Flaschen schießt. Gleich 10Baht landen in der Maschine, was auch gleich unser Fassungsvermögen sprengt, denn 15Liter sind gerade einfach zu viel. Einer der Ständler bietet sich für das Restwasser an, den Kanister hat er schon in der Hand.

Es ist die Zeit in der uns fast jeden Tag etwas Neues oder anderes einfällt, was uns Dafna und Simone aus dem fernen Freiburg mitbringen könnten. Dort warten bereits Ersatzteile, eine zweite Kamera und diverser Schnick Schnack auf den Flug. Also schnell noch eine eMail verschickt und weiter mit dem Wassertransport in den Schatten. In ausreichender Entfernung zur Straße, diesmal am Tapiokaacker, haben wir unser Ziel erreicht. Staubig brennt die Luft, der Abend bringt keine nennenswerte Abkühlung und als es dunkel wird brennen die Zuckerrohrfelder, so viele und so hell. Es dauert dann meist nicht lange bis es je nach „Windrichtung“ feine Asche regnet, die in schwarzen Fäden vom Himmel segelt.

Entlang der Grenze Richtung Norden ist nicht viel los. Kurz bevor und nachdem wir den Nationalhighway 33 queren ist das Verkehrsaufkommen massiv, da dieser zum wohl größten westlichen Grenzübertritt bei Poipet führt, doch dann versiegt der Lärm und der Abgasgestank nach und nach bis er im Dorf abseits der Hauptwege nicht mehr spürbar ist. Der Laden an der Kreuzung ist gut sortiert und von den Anwohnern geschätzt, denn die Tür steht nur selten still, weshalb auch wir interessiert das Angebot begutachten. Bei der Eistruhe werden wir fündig! Die Produktpallette ist äußerst plastiklastig, alles ist sortiert hat seinen Platz ist zwei oder gar dreifach verpackt und meist nur in kleinen Mengen greifbar. Da der Schatten vor dem Laden taugt, überbrücken wir den Nachmittag unter dem Mangobaum und nutzen das WLAN des 7elven – Verschnitts um unsere Wunsch- und Bedarfsliste zu updaten. Aus dem Nachbargarten greifen wir mit Einverständnis einige Sternfrüchte ab und unterhalten uns mit Vater, weniger mit schüchternem Son, über Frankfurt, Fußball und seinen Namen, der übersetzt Brille heißt. Leonie die energielos drei Meter entfernt auf der Holzpritsche döst gesellt sich zu 60% zu der Runde und gibt zu verstehen, dass sie es bevorzugen würde, außerhalb des Dorfes zu nächtigen, ohne die Gastfreundschaft von Brille zu verletzen.

Die Nacht wird diskussionsintensiv und turbulent, denn erst dauert es knapp eine Stunde, bis ein sporadisch geeigneter Platz gefunden ist, der sich später als dornig rumpelig entpuppt, was zur Folge hat, das wir umziehen und später genervt ins Zelt fallen und irgendwie kurz schlafen um früh den Tag und die Morgentemperaturen zu nutzen, um nicht wieder als Brathähnchen auf dem Sattel zu sitzen.

Der nächste Tag ist heiß wie eh und je noch im Vormittag gelangen wir nach Ta Praya, eine Kleinstadt mit Geschäften und Marktplatz. Doch allmählich wird uns klar, Thailand ist im Vergleich zu den Ländern die an Erfahrungen und Eindrücken hinter uns liegen, das Plastikverpackungsparadies. Die Märkte sind „sauber“, das Meiste ist vorportioniert und bereits verpackt, selbst Reis findet sich kaum in großen Gebinden, weshalb später vier je ein Kilogrammtüten in den Essenstaschen verschwinden. Markt bedeutet gleichzeitig der Verkauf von warmen fertigen Speisen, was wir so zwar kennen aber in Organisation und Ausprägung alles Vorherige in den Schatten stellt. Kurz: die Atmosphäre, wie wir sie aus Kambodscha kennen, gibt es nicht mehr! Schade! Gab es sonst kleine Gemischtwarenläden für jederlei Allerlei, finden sich nun Läden, die ausschließlich Kekse oder Süßigkeiten verkaufen. Läden die vollgestopft sind bis unter die Decke mit Plastik, die mit Gängen zwischen den Regalen aufwarten, in denen sich nur Leute bewegen können, die noch nie Süßigkeiten gegessen haben dürften. Der Thai an der Kasse jedenfalls gehört nicht dazu und schein hinter dem kleinen Kassiererpult wie eine Presspassung seine Arbeit zu machen. Also erledigen wir zügig den Einkauf und lassen die Märkte, auf denen es keinen Kaffee zu kaufen gibt hinter uns. In Sichtweite zur grünen Grenze bewegen wir uns weiter nach Norden, mit der Hoffnung möglichst schnell eines der eingezeichneten Wasserreservoirs zu erreichen. Der Blick nach rechts lässt jeden Kilometer Minenschilder aufblitzen, die zwar mit den Jahren nur noch rostig blitzen aber an Gefahrenhinweis, keineswegs zu unterschätzen sind.

Von der Straße die anschließend über einen Gebirgskamm in den Urwald führt erblicken wir den Stausee und gelangen über einen schmalen mit Steinen verblockten Pfad erst die Straßenböschung und dann den Fallhang hinunter zum Damm. Wir sind nicht alleine, im warm braunen Wasser werfen drei Männer ihre Netze und verschmelzen mit ihrem Hauttyp sogleich wieder im Wasser. Schatten ist unter den blätterwerfenden Bäumen schwer zu organisieren da er nicht lange auf ein und derselben Stelle verweilen kann. Doch mit unserer Dusche die sich ganz allmählich in der Sonne auf 40°C aufheizt und dem wenigen Wind lässt es sich nass triefend in der Hängematte aushalten. Warum zur schönen Basistemperatur nicht noch ein Feuer entfachen und sich daran wärmen? Zehn Minuten später lodern die Flammen und die fünfzehn Fischlein brutzeln in spürbarer Nähe über der Glut. Einfach auf ein Lüftchen hoffen! Nochmal mit 43°C Wasser duschen, um danach den Kontrast von zwei Grad zu feiern, so schön. Spontan werden wir zum Picknick der Familie auf die Picknickdecke eingeladen, wir steuern Klebereis vom Vortag und ein Paar Kekse hinzu, die Stimmung ist entspannt alle schwitzen und sind dem Schatten treu ergeben. Zur Dämmerung stellen wir das Zelt etwas oberhalb am Ende des Damms auf eine Art Wendehammer. Die Strahlungswärme des Bodens ist ein wahrer Genuss, erst heizt die Isomatte ein, dann heißt es für den Organismus Poren auf und lass raus was geht! An jeder Pore werden Tröpfchen zu Tropfen die ihre Oberflächenspannung ans äußerste bringen, dann sendet jede Haarwurzelsynapse „huch kitzel kitzel“ wenn wieder ein laufender Tropfen zusammen mit anderen vorgewässerte Bahnen meist durch die Kniekehlen die Wade hinunter sausen und am Ende wenn sie nicht schnell genug bemerkt wurden in das Sammelbecken des Innenzelts eintauchen. So eine Nacht ist nur von 04:30 bis 05:45 erholsam, anders kann ich es nicht beschreiben.

Nachdem die Räder hoch auf die Straße geschuppst sind und die Sonne noch hinter dem Hügel ihre warmen Strahlen zurückhält, geht es über den Kamm in den Urwald – Ausläufer des Thap Nam Nationalparks. Gleich am Morgen über drei Rampen von 12% in den Tag zu starten, die beste Möglichkeit sich gleich zu Beginn richtig einzuheizen. Yeah we love it! 🙂 Zum Glück sind die folgenden Kilometer durch das viele feuchte Grün der Wälder angenehm und sehr erträglich. Zwei Checkpoints markieren Anfang und Ende des Schutzgebietes und als es hinter uns liegt geht der ökologische Wald gleich in Gummibaumplantagen und Topiakaäcker über. Es ist deutlich heiser und trockener, wer hätte es gedacht?! Über Land-und Forstwirtschaftswege gelangen wir zurück auf eine Verkehrsader, doch zuvor sitzen wir im netten Lokal mit leckerem Papayasalat, essen Klebereis und updaten die aktuellen Nachrichten, bevor im nächst größeren Ort in aller Voraussicht ein großer Steamer für den Urlaub zu viert gekauft wird, und Leonie für 650Baht eine Abfuhr für ein Zimmer mit Klimaanlage erfährt! Ok Schmerz vergeht meist von alleine, der erste Platte für Leonie kurze Zeit später nicht, weshalb wir an einem viereckigen Löschwasserbecken im Schatten anhalten und uns entschließen auch direkt hier zu bleiben. Zu unserem Glück ist das Wasser relativ klar und erfrischend, bis zu einem bestimmten Grad, also in aller Hinsicht eine gute Wahl. Zur Dämmerung kommen die ersten ArbeiterInnen dicht an unserem Schlafplatz vorbei, eine die zu Fuß ist gesellt sich zu uns. Kop hat Familie und läd uns gleich zu sich nach Hause ein. Doch wie so oft sind wir bereits für die Nacht gerichtet und lehnen in aller Bescheidenheit ab. Wir versprechen ihr am Morgen vorbeizukommen, sie ist einverstanden und läuft zu ihrem Mann der mit der Ackermaschine und Anhänger auf sie wartet. Kurze Zeit später bringen beide mit ihrer jüngsten Tochter zwei eiskalte Cola, Wasser, Nudelpäckchen und ein Kürbiscurry vorbei! Wir sind gerührt und geben ihr nochmals zu verstehen, dass wenn wir am nächsten Morgen vorbeikommen, wir ihre Adresse brauchen. Endlich scheint klar zu sein das wir null Ahnung haben wo sie mit ihrer Familie wohnt, denn augenblicklich zieht sie einen Zettel und schreibt Namen und Straße in englischen und thailändischen Zeichen nieder. Noch ein letztes Mal müssen wir Ablehnen ihr nach Hause zu folgen, dann zeigt sie in die Richtung ihres zu Hauses, wir nicken beherzt und sie ist einverstanden. Eine letzte Abkühlung im Löschwasser kurz antrocknen und dann ins Bett.

Als wir endlich die Straße finden in der Kop und ihre Familie wohnt, ist die Sonne schon über den ersten Baumkronen. Alle sind da, Nab ihr Mann, die drei Kinder, ihre Eltern, die Nachbarn es wird erzählt und gelacht. Doch es ist offensichtlich, die Familien in dieser Straße sind arme Leute, die sich durch das Sammeln von Müll und Wertstoffen einen Zuverdienst sichern. Die Grundstücke sind verwahrlost genauso wie die kleine betonierte Betonhütte um die sich rings, der Abfall türmt und es nach Urin riecht. Alle haben viel Herz, auch wenn Nab bereits am Morgen stark nach Alkohol riecht. Mit einem Foto verabschieden wir die Familien und lassen sie wissen, dass wir nach Kambodscha fahren. So recht traut man es uns nicht zu, denn für die nächste Stunde begleitet uns die Familie auf dem Moped um uns den Weg zu weisen.

Nach Osten auf der 224 passieren wir den Gemischtwarenladen von Penh, die sich gerade mit einem US Amerikaner unterhält der in all seiner Fülle, das Bild eines Amerikaners bestätigt, doch er ist gerade im Begriff zu gehen, was uns sehr entgegenkommt. Er ist nicht der einzige dieser Spezies, die wir in den letzten Tagen in der ländlichen Gegend gesehen haben. Meist dicke fünfzig plus Hellhäuter, wenn sie nicht von der Sonne verwöhnt rot leuchten, die im Hof oder der vor der Haustür auf der Veranda eine junge thailändische Frau nach ihrem Verständnis finanziell unterstützen. Geld kauft eine junge Frau oder ist es eines dieser Tauschgeschäfte? Die Retter sind absolute Gönner ist doch klar! Verstörte Welt, die des Westens, peinlich und beschämend wenn wir so mit ihr in der Ferne zusammentreffen. Penh (36) die den Laden für ihre Schwester vertritt ist aufgeschlossen und erzählt uns gleich von ihrer Freundin, die in Frankfurt lebt, die sie einmal besuchen war und wie sehr ihr es in Deutschland gefallen hat. Ihre Mama rödelt im Hintergrund, dann läd sie uns zum Essen in den Innenhof ein. Schnell besorgen wir, ich als Passagier auf ihrem Scooter Kohlsalat und ihre Mutti dämpft unseren Klebereis erneut zur heißen Beilage. Happy? Thailand is happy? Yes we’re happy! Ok! Kurz fragen wir, ob sie weiß wie der „Bordermarket“ ausgestattet ist? Nach ihrer Beschreibung ein Mix aus thailändischem und kambodschanischem Großmarkt. Bestens! Geht es uns durch den Kopf.

Am Nachmittag finden wir wie am Tag zuvor Löschwasser und Schatten, doch setzten wir die Reise nachdem die Sonne von Wolken bedeckt, fort und campen in einer kleinen Parzelle mit Tümpel, in Lärmweite zur Straße, die aus Norden auf die südliche Grenze Kambodschas zuhält. Der Boden ist schön warm, auch zu warm für die meisten Ameisen.

Am Morgen als wir die Taschen öffnen sitzen sie wie die Maden im Speck in unseren Reisvorräten, kein Spaß, echt nicht! Mit Hilfe einer Differenzierungstechnik gelingt jedoch in geduldiger Handarbeit die Ameise vom Korn zu trennen und wieder sitzen wir im Sattel als die Sonne….die Kronen verlässt. Der Bordermarket ist eine Enttäuschung! Textilmarkt sollte er besser genannt werden, denn der stellt den Hauptbestandteil der Waren da. Selbst unser Erscheinen am frühen Morgen ändert nichts an der mauen Geschäftigkeit auf dem Markt, so wird entschieden, den Plan zu ändern und an einem Bordercrossing weiter im Osten in Kambodscha am nächsten Tag einzureisen.Durch die Hitze mit zwei Stopps für Eis am Stil und crashed ice für die Thermoskanne erreichen wir am Nachmittag das wohl schönste Frischwasserreservoir das wir bis dahin angefahren hatten. Vier überdachte Rastplätze die einem Restaurant angegliedert sind laden zum Relaxen ein. Nui, die als einzige in Reichweite englisch spricht, ist gleich interessiert und lässt uns die Option in der Bambushängematte zu Erholen und heißt uns herzlich willkommen um auf der Wiese am Ufer unser Zelt aufzustellen. Ach perfekt! Gleich nutzen wir das erfrischende nass und baden zudem unser Zelt, um es so von Staub und Unreinheiten zu entledigen. Nui und ihr Papa kümmern sich zudem um Dusche und Toilettenoption, so darf der letzte Tag in Thailand zu Ende gehen, auch wird es die kühlste Nacht seit Wochen, was der frische Tau am Morgen beweist.

Mit viel Happyness radeln wir in die ersten Steigungen am nächsten Tag, bis mir einfällt das meine Stirnlampe nach wie vor an der Steckdose bei Nui läd! Schnell zurück und um die nächste Kurve, wo ein ganzes Sortiment neuer secondhand Kleidung auf der kleinen Müllkippe aufgesammelt werden. Am Mittag überqueren wir zusammen mit einer riesigen Horde Busreisender die Grenze zu Kambodscha und freuen uns auf die Freundinnen die so Nahe und aktuell doch so fern sind. Suasdey! Kambodscha, wir sind gespannt auf einen weiteren Monat im Land, das uns zu Rad so gut gefallen hatte!