Usbekistan

Samarkand – Dushanbe (21. – 28.08.)

Im Innenhof stehen Bäume, die Schatten spenden und rings typische Podeste aus Holz mit kniehohem Tisch auf dem Melone, Chai und Kekse die Neuankömmlinge empfängt. Zwei Betten im Gemeinschaftsschlafraum, für 10$ pro Nacht pro Person, Frühstück, eine Küche zum Kochen, etwas WLAN und einen Kühlschrank! Fürs erste geht es uns sehr gut! Der zweite Tag bringt jedoch reichlich Durchfall, spontanes pupsen ist hohes Risiko. Es rumort im Bauch und der Kamillentee mit Keksen fliest hindurch ohne halt! Klopapier! Zwei Rollen Naturschutzpapier oh jeah!

Zum ersten Mal seit iranischem Regen, ziehen für uns deutlich sichtbare Wolken über der Stadt auf und am späten Abend treffen Phoebe und Zsofi zusammen aus Taschkent ein. Beide wenig begeistert über den Visastopp der tadschikischen Botschaft, welche in dieser Wochen das Antragssystem ändert. Dies und das Durchfallproblem das annähernd jeden betrifft sind Hauptbestandteil des Frühstückgesprächs am darauffolgenden Morgen. Gesundheitlich kann ich Aufgenommenes wieder halten und weil die Info über die mögliche Grenzschließung am usbekischen Nationalfeiertag genau auf unser Visaende fällt, verlassen wir mit ungewissem Gefühl Sarmakand über eine rumpelige Hauptstraße Richtung Süden, die uns in die Berge über einen Pass und dann über wellendes Gelände, meist Wüste, nach Guzar führt. Kitab, ein Städtchen auf dem Weg mit viel Straßentrubel und einem Elektrofachgeschäft, dass uns für paar Minuten mit Frau Konsul aus der deutschen Botschaft sprechen lässt, ergibt folgendes: Aktuelle Infos zur Grenzsituation um den Nationalfeiertag gibt es spontan keine. Ausreichend Puffer sollen wir einplanen, Grenzangelegenheiten werden meist nach Ereignis den Behörden mitgeteilt!

Unterwegs genießen wir ruhiges ländliches Feeling, waren die Straßen bis dahin doch sehr dicht besiedelt und bis auf wenige Ausnahmen, wenig einladend. Gebirgig bleibt es auch die nächsten eineinhalb Tage. Die Beine nicht präpariert für knackige Anstiege, im Hisor -Gebirge, auf teils groben Schotterpassagen. Wir freuen uns über sich langsam nähernde LKW’s die, falls die Griffanlage es zulässt, als Lift auf ebenem Asphalt, viel Energie sparen. Auf geeigneter Höhe lassen wir ab und finden nach krackselnder Suche auf schmalem Pfädchen einen Rundumblick Campingspot, der des Nachts das erste Gewitter seit gefühlter Dauerhitze bringt.

Über den Downhilltrack zurück auf unsere Route. Die Straße steigt parallel zur Eisenbahnlinie zum Pass! Schnippig geht es talwärts und im Ort mit dem nächsten Bahnhof kaufen wir vier frische Fladenbrote, die paar Meter weiter an einem Mauerrast in frische Energie umgesetzt werden. Hoch und runter, steil und hitzig, so verpufft der Fladen über den Tag, bis uns ein Melonenhändler an der Straße einläd eine dufte Melone zu naschen die er uns schenkt! Einfach knackfrisch und lecker. Aus den spitzen Hügeln, wieder können wir uns an LKWs für paar Bergaufmeter halten, geht es hinunter nach Boysun. Am Ortseingang, duftet es wieder nach frischem Brot, welches den Weg in die Vorderradtaschen findet. Auf der Ringstraße verlassen wir die Stadt und strampeln mit Tempo durch die ebene Wüste, vorbei an Hirten und kleinen Dörfern die meist rechts der Straße liegen. Die Dünen sind weit und karg, auf einem Hügel mit Haltestelle kommt Leonie mit einheimischen Frauen ins Gespräch, die interessiert ihren Nasenring begutachten, dann kurven wir durch eine interessante Schlucht, nach der es das letzte Mal bergauf zum letzten Pass geht. Kein LKW zum Festhalten, wir werden müde und beschließen nach Leonies Campingspotinspektion, die beladenen Räder zwei Kilometer Dachsteil, zum vor uns liegenden Berg, mit Blick auf das vor uns liegende Tal zu keuchen und die letzten Funken Energie zu verjubeln! Lohnt sich!

Im Ort am nächsten Morgen ist Markt! Die Gelegenheit wird genutzt um das bunte, geschäftige Treiben zu spüren, Reis, Gebäck und Brot für unterwegs zu kaufen und bei den Essenständen, lecker frittierte Kartoffel-Teig-Fladen mit in Knobi eingelegten Tomaten zu naschen. Ich denke Lydia & Karl mit Familie hinter den Zäunen werden den Snack auf den Bildern wiedererkennen. Gut gestärkt geht es weiter in den Tag. Entlang eines Flusses und der Bewässerungssyteme ist die Natur grün und saftig, Baumwollfelder, Obstplantagen und die kleinen Gärten zwischen den Häusern, überall steckt Leben und viel körperliche Arbeit. Immer näher kommen wir der usbekisch/tadschikischen Grenze. Die letzte Nacht bleiben wir mit Melone auf dem Gelände einer Berufsakademie. Der Hausmeister sorgt sich rührend um uns, er läd uns zum Teller Plov ein und später zum Chai, alles herzlich und ehrlich!

Am nächsten Morgen satteln wir die Räder und winken den Angestellten der Akademie als wir links auf die Straße einbiegen. In Ruhe erreichen wir den letzten Checkpoint vor der offiziellen Grenze, an dem uns Marco & Tiphaine (unser Alter) (Cyclolenti) mit gewaltiger Hupe einholen, die ebenfalls auf dem Weg nach Osten sind. Die Beiden sind seit 12 Monaten unterwegs und bilden ein italienisch-französisches Gespann! Wir unterhalten uns vertraut, passieren gemeinsam unter den Augen der usbekischen Beamten, die jeden Gegenstand in jeder noch so kleinen Verpackung zwei Mal wenden, die Grenze und werden ohne viel Aufwand in Tadschikistan willkommen geheißen. Es folgt ein Mittagsessen vor der letzten offiziellen Schranke, dann radeln wir über die neu asphaltierte Straße Richtung Duschanbe, in der uns Freunde von Marco & Tiphaine aufnehmen können. Bestens: der Zufall klärt‘s!

Farap – Samarkand (17. – 21.08.)

Nachdem der Zoll, der entspannt die ein oder andere Tasche öffnet und unsere Apotheke auf deren Wirkstoffe mit der verbotenen Liste abgleicht, eine gute Reise durch Usbekistan wünscht, stehen wir zu dritt in der Hitze der usbekischen Wüste. Kein Markt, kein Wasser, schlechter Wechselkurs auf dem Schwarzmarkt für Som, am Straßenrestaurant halten wir für Snack, Wasser und Schatten. Es dämmert bereits. Lange, schattige Figuren radeln über die einsame Straße weiter in die Nacht (klar, das haben sie drei Tage jede Nacht gemacht). Bukara liegt einen Tag entfernt! In einem Dorf seitlich der Straße in einer kleinen Nebengasse gibt‘s noch Licht, Wassersack füllen war unser Begehr. „Ne ne“ sagen die Leute im Licht „jetzt kommt erst mal her!“ Beim Abendessen sitzen Familie und Freunde, von sehr alt bis ganz frisch und neu. Von allem sollen wir kosten und naschen! Wo wir schlafen wird schnell diskutiert, die junge Familie von Tollet nimmt uns für eine Nacht auf, dabei kommt raus, dass wir die Gastgeberin bereits an der Grenze zwischen Turkmenistan und

Usbekistan getroffen hatten. Alle lachen über den Zufall und die Stimmung wird vertrauter. Früh am Morgen, es ist 06:30, bedanken sich drei Weitereisende und winken dem Vater, der auf dem Hof stehend zurückwinkt, die Kids und die Mama schlafen da noch.

Die Sonne kommt über die ersten Baumkronen, sie steigt rasant Richtung Himmel und die Straße fängt an zu glühen. Schlechter gebrochener Asphalt mit Löchern und zunehmendem Verkehr macht müde und nicht lustig. Doch als wir endlich das Stadtschild von Bukara sehen steigt die Stimmung und im Gästehaus, der Schlafgenuss. Bukara ist Volltourismus! Souvenirstände, Postkarten an jeder Ecke und viele Sehenswürdigkeiten in Form von Moscheen und traditionellen Bauwerken. Doch wer die Mainspots verlässt kann schnell das Alltagsleben in den Gassen und Sträßchen spüren, kleine Märkte auf der Straße mit Obst und Gemüse, versteckte Backstuben, Minimarkets mit begrenzter Auswahl und freundliche Einheimische, die gelassen durch ihre Gassen gehen. Hinter den Mauern und Toren der Häuser verbergen sich meist kühle, bepflanzte Innenhöfe und das Modell Großfamilie mit viel Herz und Frauenpower! Seidenstraße pur! Alle Radreisende treffen sich in den Homestay’s und Gästehäusern, die sich auf der Straße sonst nicht sehen. Das Dreiergespann: aus zwei Südkoreaner Lee (27) und Luffy (28) und Fred (deutlich älter) aus der Niederlande und zwei Belgier (beide über 48), die wir schon mal kurz in der Türkei, auf der Straße überholt hatten. Es wird viel geruht, geschwitzt sich ausgetauscht und die weitere Wegstrecke besprochen. Gegen späten Nachmittag des dritten Tages verabschieden wir uns von Zsofi, die ihre Pläne umzuorganisieren versucht.

Bei angenehmer, warmer Brise verlassen wir die Stadt über eine Nebenstraße. Es wird wieder Nacht, um 23:00 Uhr steht unser Zelt neben einem Acker! Nebenstraße klang zunächst gut! Gebügelte Straße für 15 km, dann eine Abzweigung und abrupt mehr als das krasse Gegenteil und zudem massiver Verkehr auf abenteuerlicher Buckelpiste bei Nacht und Nebel, nein Staub, dass man kaum 50 m weit sehen konnte! Unser Glück wir können mit dem Wasser aus dem Duschsack duschen und erholen uns mit Oropax entlang der Nacht.

Es bleibt auch die nächsten zwei Tage heiß, der Rad-Tag-Nacht-Rhythmus bleibt also gleich und für den Nachmittagsschatten, finden wir durch Zufall ein süßes Plätzchen auf dem Zuweg zu einer ferner gelegenen Siedlung. Hier lässt es sich besser als gut aushalten, schnell wird noch die betonierte Fläche für uns gewässert, ein Bett plaziert und dann kehrt chillige Stimmung ein. Die bepackten Räder und zwei dösende Radler lassen Passanten stets neugierige Blicke auf die Szene werfen und oft gesellen sich die fragenden Blicke zu uns in den Schatten. So zieht die Hitze an uns vorbei, wir bedanken uns für das Ambiente und stoppen nach weiteren Dunkelkilometern an einem Restaurant an der Straße, welches eifrig seine Gäste bewirtet und uns anbietet im leerstehenden Raum oberhalb der Küche zu schlafen.

Früh gestartet, erreichen wir nach anstrengender Piste in der Nachmittagssonne Samarkand, die Stadt liegt breit und staubig in einem Kessel. Wir steuern zielstrebig das empfohlene Gästehaus in mitten des Zentrums an, nicht weit vom Bazar, des Registan-Komplex und anderen Sehenswürdigkeiten, welche dem Kern der Stadt sein Flair verleihen.