Philleo

Debar – Vlore (25. – 31.10.)

Nach mehr als eineinhalb Jahren sind wir wieder da!

Ein reiches Land, das einst das erste und einzige atheistische Land der Welt unter der fatalen Herrschaft der Kommunisten war hat sich seine besondere Atmosphäre auf dem Balkan bewahrt. Rückblickend kommt es der Atmosphäre Zentralasiens mit der Gastfreundschaft und der Mentalität seiner überwiegend muslimischen Bewohnern greifbar nahe. Doch steht die religiöse Vielfalt, wenn auch nur durch kleine Minderheiten vertreten im Vordergrund und die einfachen Leute leben eine sehr angenehme Offenheit im Wandel der Jahre, seit sich das Land seinen Nachbarn und Gästen öffnet. Gleich sind die Menschen unverwechselbar, mit vertrauten Anblicken, wenn sie lachen oder beim Vorbeispazieren winken.

Über den nördlichsten Grenzübergang, den sich Mazedonien und Albanien teilen, führt uns die Straße erst auf uns bekanntem Gelände, dann über den Fluss „Drini Zi“ der nach Norden in die Berge fließt und kurz darauf klettern wir bereits über neues schottriges Terrain über die steilen Pisten Albaniens in Richtung dem südlich gelegenen Librazhd. Bei Wolkenbändern und flackerndem Sonnenlicht, das immer wieder durch die Himmelslücken aufblitzt, liegen Mazedonien und seine erhabensten Berggipfel beeindruckend in Sichtweite. Einsam und ruhig zieht der sanfte Wind die Nacht heran und in den Tälern glühen die Dörfer und Siedlungen, die wir am Tag zuvor durchfahren hatten.

Die Infrastruktur Albaniens hält ihrem Versprechen stand. Die Verbindungsstraße ist in Teilen ein laotisches Bauprojekt, kurz vor der Erneuerung mit dem Fahrrad jedoch keine laxe Nummer. Steil! Mal Schotter, mal ramponierter Asphalt, erst auf der Abfahrt ins Tal an den Fluss Shkumbini wartet die Straße mit Spitzenbelag auf. Mit dem erstklassigen Rückenwind durch das leicht abfallende Tal brausen wir Richtung Westen. Labinot fushë ein kleines Dorf, welches durch seine flussüberspannende Brücke auffällt, soll heutiges Etappenziel sein. Doch weder auf der gegenüberliegenden Seite noch am Dorfrand findet sich ein geeigneter Stellplatz, weshalb wir kurz ein Weiterfahren beratschlagen, durch Amarildo und seinen Schulfreund jedoch gastfreundschaftlich davon abgehalten werden. Amarildo läd uns zu sich und seiner Familie nach Hause ein. Ganz selbstverständlich mit achtzehn Jahren sieht er die Chance mit uns englisch zu sprechen, denn seine Geschwister sind in London am Arbeiten, doch besuchen sie ihn, wird nur albanisch gesprochen. Das nervt ihn und in der Schule gibt es nur theoriebasierten Unterricht. Zusammen schieben wir die Räder über die Brücke, die ein wohlhabender Albaner vor Jahrzehnten in Auftrag gab, um Natur und Land auf der gegenüberliegenden Seite zu erschließen. Dann öffnet sich das Tor zu Haus und Garten, auf welches Amarildo über den Fluss zuvor gezeigt hatte. Die Olivenbäume sind reich an Frucht, die Granatäpfel wiegen wie kleine Lampions an den zarten Ästen, gleich daneben reifen Clementinen und Orangen. Er stellt uns seiner Mutter, seinem Papa und der mit den Augen funkelnden Großmutter vor, die uns herzlich begrüßen und keinerlei Scheu zu haben scheinen. Kurz fallen im Gespräch viele Länder, als Amarildo seinen Eltern erzählt wo wir herkommen, dann zeigt er uns den Garten und all die vielen Obstbäume die kurz vor der Ernte stehen. Am Abend gibt es ein vorzügliches hausgemachtes Abendessen aus in der Pfanne erhitztem Frischkäse mit Chilli, frischem Brot, Oliven, eingelegten Paprikas, Butter Wurst, Joghurt und Feigenmarmelade zum Nachtisch. Im Sommer sei das Haus voll mit Familie, Kindern und Verwandten, doch im Herbst da sind es nur die Bäume und Sträucher im Garten lacht der Papa. Liebevoll und ganz nah ist sich die Familie untereinander, besonders die älteste Dame scheint mit ihrem pfiffigen Blick und der spritzigen Gangart, mit Amarildo und er mit ihr, viel Spaß zu haben.

Am nächsten Morgen sind wir früh auf den Beinen, eine ganze Woche hätten wir bleiben sollen, sagen die Frauen, dann hätten sie uns gezeigt wie sie den Käse, Joghurt oder die Butter machen, die nun vorverpackt in unsere Taschen wandert, zusammen mit all dem Obst das Amarildo noch in Eile vor Schulbeginn pflückt. Mit besonders glücklichen Naturalien winken wir den beseelten Mamas zum Abschied, Esat, ist bereits mit dem Auto zum Markt und Amarildo der uns tief beeindruckt hat verabschiedet uns an der Weggabelung zur Schule mit einer festen Umarmung. „Komm uns besuchen“, sagen wir im ganz oft. Er zuckt lässig die Schultern, dann sagt er: „Ja vielleicht“ und schlendert zur Schule.

Mit der gleichen Unterstützung an Wind wie am Tag zuvor schiebt es uns nach Westen. Nach einem üppigen Frühstück in Elbasan ist die Route nach Vlora einer Hafenstadt im Süden gesetzt, die Kulturlandschaft ändert sich in ein mediterranes Flair und ständig wechselt es zwischen Asphalt-, Schotter- und Steinpistenbelag, während wir dem Tal nach Kuçovë folgen. Landwirtschaft das bedeutet hier kleine Betriebe die nur selten Mitarbeiter beschäftigen, das Landschaftsbild wirkt deshalb so wild chaotisch, doch zur selben Zeit ruht alles in sich, wenn die Menschen auf den Äckern zu Gange sind und die ganze Palette an Hoftieren durch die Wiesen spazieren.

Am Abend hat uns Albanien mit seinen verrückten Straßen erneut in die Berge katapultiert. Schon geht die Sonne hinter dem gewaltigen Kamm vor uns unter und mit knochenharten Beinen werden die Fahrräder im Olivenhain geparkt. Es dauert nicht lange und ein Nachbar, der uns zuvor den Wassersack gefüllt hatte, bringt vier dicke Scheiben frisches Brot, dazu Käse und Tomaten! Lachend verschwindet er wieder! Kurz danach hört man uns schmatzen.

Oft denken wir, uns kann nichts mehr wirklich überraschen, doch gleich zwei Mal am kommenden Tag trifft uns dieser Zustand. Erst spendiert uns eine Familie 1 1/2 Liter frisches Olivenöl, als wir interessiert an einer Presse anhalten, die an der Straße liegt und aus der geschäftiges Treiben zu vernehmen ist. Denn gerade wird wieder ein Kunde gewechselt und zuvor müssen die Behälter gereinigt werden. Dann befürchten wir später am Tag, dass wir die ausgewaschene Straße, die vor uns liegt nicht einmal schiebend bewältigen können, so flussbettartig liegt die Lehmskulptur, die eine Straße ist vor uns.

An diesem Tag kommen wir tatsächlich nicht all zu weit. Weshalb Leonie schnell die Schnautze voll hat von weiteren Bergen, Schotterrampen und aus ihrer Sicht unnötiger Quälerei, die unverrückbar vor uns liegt. Denn mit vergleichbaren Etappen wie es die heutige war sind wir bis nach Vlora, welches sechzig Kilometer entfernt liegt noch drei Tage unterwegs. Doch wie immer sind dies nur zu präsente Momentaufnahmen und schon am Abend ist die Stimmung entspannter und mit dem Blick in Richtung Küste sind wir überzeugt, dass es nicht in dieser Art weiter strapaziös werden wird.  Wir liegen richtig! Es sind zwar noch einige Zacken auf dem Höhenprofil die vor uns liegen, doch am folgenden Abend ist gar ausreichend Energie zur Verfügung, um mit den Rädern auf die Gipfel mit grandiosem Weitblick über Vloras Küste zu radeln. Geschafft! Wohl wissend am Ziel zu sein genießen wir die letzte Nacht in Albanien über den Dächern der Hafenstadt, bevor wir am nächsten Tag zu unserer aller Freude mit Lotta der finnischen Radfahrerin, die wir einst im Iran getroffen hatten zusammen die Fähre nach Brindisi nehmen. Albanien bleibt eines der schönsten Länder auf dem Balkan auch wenn es an der Küste an Scharm etwas eingebüßt hat, finden sich noch die kleinen Märkte, die einfachen Bäckereien und die ungezwungene Gastfreundschaft wie auf dem Lande. Klein und Reich, es wird wieder eine Reise hier her gehen!

 

Gyueshevo – Debar (21. – 25.10.)

Einmal quer durch Mazedonien!

Oben am Pass, es ist gerade Wochenende und dazu drückt dicker Nebel die Sicht, ist der Grenzposten trotz des hohen Andrangs entspannt. An den Autokaravanen, die sich auf beiden Seiten den Berg emporschrauben fahren wir tolerant vorbei. Schon auf der Abfahrt lichtet sich das Grau in Grau und mit leichtem Gefälle sausen die Räder am Bachlauf durch das Tal dahin. Hinter ein paar Höfen in der Nachmittagssonne, die sich schon wieder hinter Wolkenbändern versteckt, zelten wir in ausreichender Entfernung zu Skopje und erweitern die Einlagensuppe mit Schirmpilzen, die nicht weit in einem kleinen Jungwald neben der Duscheninstallation standen.

Über die Provinzstadt Kumanovo pustet uns der Wind ein großes Stück Arbeit über die Hochebene, die bereits zu dem kosovoalbanischen Teil Mazedoniens gehört entgegen. In jedem kleinen Ort stehen die Minarette der Gebetshäuser wie Spargelspitzen gen Himmel. Dann geht es hinunter in die Hauptstadt, vorbei an entsetzlich stinkenden Müllkippen und den Vororten, hinein in das neue, sich im Bau befindliche Innenstadtzentrum. Schockzentrum ist wohl der bessere Ausdruck! Proz, Prunk und riesen Videoleinwand! Ein Mix aus Architekturstilen, die nur halbherzig umgesetzt wurden und dazu farbenfrohe monströse Statuen aus Beton gegossen, wie Löwen, Reiter und kämpferische Soldaten. Was hängen bleibt, ist die enorme Investition und eine Art aufstoßender Geltungsdrang. So äußern sich auch die kritisch aufgeschlossenen Menschen, die den Verantwortlichen ihre Baushow mit Farbbomben treffsicher aufwerten und die Justizbehörde in der Stadt gleich miteinbeziehen! Rein farblich versteht sich.

Etwas entfernt, hinter den verwinkelten Sträßchen der Altstadt liegt der haupte Handelsplatz für buntes Gemüse und allen übrigen Haushaltsgegenständen. Schnell ist der Proviant für die kommenden Tage organisiert und mit dem Besuch der Sultan – Murat – Moschee, einer der ältesten des Landes, machen wir uns auf den Rückweg vorbei an bunten Denkmälern und den kleinen Magasinas, die bis spät am Abend geöffnet haben.

Albanien ist nicht weit, spät am Mittag des Folgetages lassen wir die Stadt hinter uns. Entlang einer Nebenstraße der Autobahn folgend, erreichen wir nach einer Bachdurchquerung auf kleinen Terrassenwiesen im noch engen Tal einen geeigneten Zeltplatz. Unter uns liegt noch der Schäfer mit Schafen und seinen beiden Hunden in der Sonne, dann treiben drei Schuljungen vier Ziegen auf die Auen und unten auf der Straße neben dem Bachlauf setzt der Feierabendverkehr ein. Die ruhige Atmosphäre wird nur durch die Autobahn gestört, die Skopje und Tetovo verbindet.

Ein letztes Mal, so scherzen wir bereits, geht es in die Berge auf 1300m, über den Pass am Mavrowo See. Denn dann fährt es sich irgendwie etwas entspannter und die zukünftigen Passstraßen spielen noch keine Rolle. Auf einem, in Schotter gesetztes EU-Projekt, zur Förderung der Tourismusbranche quälen wir uns an dem Bachlauf entlang durch ein zur Passstraße anbindendes Tal. Denn die Hauptstraße empfanden wir als zu gefährlich, mit dem Verkehrsvolumen der zuvor endenden Autobahn, verständlich. Mit schweren Beinen und auf technisch verkieselten Waldwegserpentinen gelangen wir Stunden später wieder auf die selbige Straße, die sich ihren Weg durch den frostigen Nationalpark bahnt. Zu kalt und zu steil sind die Hänge zum Zelten. Spontan entscheiden wir uns für die Abfahrt, umgeben von den hohen Bergen des Korab Gebirges, die mit ihren Gipfeln um die 2500m und höher ein traumhaft imposantes Gebirgstal bilden, das zu unserer Überraschung selbst nach 30 Kilometer nicht endet und nur schwer zu bezelten ist. An einem Punkt, als wir bereits mit Stirnlampen bei voller Fahrt, seitlich der Straße nach flachen Stellen für ein Zelt suchen, bietet eine kleine Brücke die über den Fluss führt die Option auf eine abseits gelegene Weide zu gelangen. Schnell ist es dunkel, doch Dank der heißen Dusche, denn am Restaurant gegenüber konnten wir nach temperiertem Wasser fragen, wird unsere Waschung zum juchzenden Vergnügen.

 Die Wege sie kreuzen sich, denn als wir am kommenden Mittag durch die Provinzstadt Debar radeln kommen uns die Straßen, die eine Kreuzung so vertraut vor. Dabei ist es etwa 1 ½  Jahre her, als wir auf der Fahrt nach Osten hier das letzte Mal durchgerollt waren. Erstaunt sind deshalb die Menschen, wenn wir ihnen erklären, das wir uns etwas auskennen, der Bäcker am Ende des Ortes ganz gute Simit bäckt oder die Grenze zu Albanien, knapp sechs Kilometer nördlich von uns liegt. Albanien, mit seinen herzlichen Menschen liegt vor uns, genau wie die nächsten Berge und Passstraßen auf die wir uns freuen! 🙂

 

Varna – Sofia – Gyueshevo (Grenze) (07. – 21.10)

Vier Tage nachdem eine Fähre in Poti startet kommen wir dem bulgarischen Festland vor Varna sichtbar näher. Die zurückliegenden Tage waren ruhig, als einzige Gäste an Bord kein Zufall. Zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen, wurden wir stets abgeholt, prall gefüllt schaukelten wir danach zurück in unsere Kojen. Am Hafen geht mit unserer Fähre der Arbeitstag zu Ende und weil der Bootsanleger weit außerhalb der Stadt, im Inland liegt, werden aus drei Nächten auf der „Geroite na Odessa“ vier inklusive Verpflegung.

Dann wechselt die Crew und auch wir radeln über Umwege zurück nach Varna, wo Justus und Gerrit, zwei Jungs aus dem hohen Norden Deutschlands ihren Weg als Medizinstudenten begonnen haben und mit europäischen, skandinavischen und anderen Studenten von weit her ihr Leben vor Ort teilen. Die Stimmung ist gleich vertraut die Aufgaben verteilt und Varna, ja Varna ist unser erster Europakontakt seit laaaangem. Der Lidl macht hier laut der Einheimischen das beste Brot 🙁 Die Märkte sind sortiert und der Kontrast zu Georgien ist nicht auszublenden. Noch gibt es kleine Ecken wo lokales Gemüse, Nüsse oder Eier verkauft werden, doch schon deutet sich die einheitliche Farbe europäischen Gemüses an. Die Backstuben sind bereits ausgestorben und Backautomaten haben sich auf eine Klientel ohne Zähne ausgerichtet, denn die geschnittenen Schwammleiber taugen allenfalls zum tunken in Kakao, Kaffee oder Suppen.

Der Herbst zieht mit Gewitter und Regen über den Balkan, etwas widerwillig machen wir uns mit dem Festland vertraut. Die Bulgaren sind wie überall herzliche Leute, auf dem Land wie in der Stadt, jedoch steckt allen eine Art Enttäuschung in den Gedanken an Osmanen und Kommunisten, die das Land in der Vergangenheit geformt, aber das Vertrauen vieler Menschen in das eigene Land stark verletzt haben.

Auf dem Weg nach Sofia über Landstraßen durch das Mittelgebirge sind weite Landstriche und Dörfer wie ausgestorben. Autos wählen die Straßen nördlich oder südlich des Balkangebirges. Die Witterung ist durchwachsen, der Geruch von Wald und Wiesen ist vertraut, mal nass ein andermal warm und in der Sonne dampfend. In den kleinen Provinzstädtchen lebt, eine so scheint es, zurückgelassene Generation. Das Modell Abwanderung steht hier kurz vor der Vollendung. Ein Land der Kontraste, zwischen Tradition, Kultur und einer jungen Generation die den Turbokapitalismus einläutet. Die Verbindung besteht oft nur in ihrer Gegensätzlichkeit, wie das Regen-, Nebel- und  Spätsommerwetter das uns einheizt oder die Knochen bis ins Mark frostet.

Gerade ist das warme Licht der Sonne hinter einem Bergkamm abgetaucht, als uns am Ortsausgang ein Berliner Auto einholt, die Verena, der Flo, die Nikolina und der Pavel aus Berlin. Ohne lange im Schatten zu stehen läd uns die Familie, mit zweieinhalb Beinen verwurzelt in den bulgarischen Bergen und Übergangsweise in einem Apartment in Sofia bei Bedarf zu sich ein. Dann brausen sie Richtung Hauptstadt und mit aus dem Fenster winkenden Armen davon, während die zwei Kidis kichernd an der Heckscheibe kleben.

Zwei Tage später stehen wir bei Verena vor der Tür, und als beim Abendessen alle zusammen sitzen erfahren wir, dass wir bei ganz berühmten Künstlern eine traditionelle Suppe schlemmen. 🙂 Denn wir sind bei den Muckemachern gelandet. Einem kleinen Familienunternehmen und Band, die die Kinder und Rabaukencharts von Funk, Worldmusik bis zur Beatbox neu erfindet und gerade mit ihrer zweiten Platte am Start sind! Bäng! Bumm! Bam! Wacka! Wacka! Muckemacher! Die zwei Kidis gehen um die Ecke in die Kita und Schule, Flo komponiert zwischen Küche, Kinderzimmer und einer Tabakpause für eine Fernsehdoku spirituell anmutende Klangmuster, Verena behält den Überblick über Termine vor Ort, die Ferien in Griechenland und die Vertriebszweige der Mucke! Uns beeindruckt die Familie tief, es sprudelt an Energie und kreativen Ideen, das selbst uns das zu Bett gehen schwer fällt.

Nach drei Tagen Stadtkultur und einem warmen herzlichen Ort ist die Zeit gekommen auf Wiedersehen in Berlin zu sagen. Über den Gehweg und winkend verabschieden wir Flo und Verena, die tolle Eltern sind!

Die beiden Tage zur mazedonischen Grenze sind unverändert, das Wetter hat den Balkan im Griff und schon am Abend sind wir fern von der schnellen Stadtkultur und die kalte frische Luft hüllt sich wie ein Mantel den Schatten der Nacht über unser Zelt das wie auf einer hunsrücker Wiese gen Westen steht.

 

Gogavan – Tiflis – Poti (26.09. – 03.10.)

Waren die letzten Kilometer auf armenischen Straßen ein Traum aus Asphalt, wird auf georgischer Seite der Straße, hinunter in die niederen Lagen wenig Bedeutung entgegengebracht. Nach dem armenischen Schlagbaum und der georgischen neu entstehenden Sicherheitsschleuse aus diversen Röntgenautomaten folgt die von Wetter und LKWs zerstörte Straße einem einsamen Tal. Nur an der Landmarke und verstreut in unwegsamen Seitentälern liegen kleine Dörfer. Die Bauern bringen gerade das letzte Heu nach Hause. Noch ist es sonnig und warm, das Federvieh, Ziegen, Hunde und Katzen, jeder kostet die letzten wollig hellen Tage hoch oben im kleinen Kaukasus mit Genuss aus. Nach schattigen Waldwegen trifft die Piste auf eine neu ausgebaute Straße. Immer noch ist das Tal tief, die ersten größeren Dörfer finden sich auf knapp 500m Höhe, als das enge Tal hinter uns liegt. Wie in Armenien bieten die Familien ihr Gemüse, Bohnen, Obst und Brot auf kleinen Bänken oder direkt auf dem Gehweg an. Der kleine Markt bietet zudem Überregionales und wenig später sehen wir uns mit einem riesigen Laib Brot gezwungen unter einem der tausenden Nussbäume nahe einer Ruine einer kleinen Kapelle zu bleiben. Die Gegend ist traumhaft! Mit dem Blick auf die kleine Festung nebst Kirche im Dorfzentrum, das auf einem Hügel in der Mitte alles überragt, sehen wir dem Sommergewitter entgegen. Die Schweinemama mit ihren acht Ferkeln, zieht auf dem Feld ihre schnüffelnd grunzenden Kreise, dann sucht eine Frau ihre Kuh, ein anderer holt sein Pferd von der Weide und langsam fallen die ersten Tropfen. Behaglich bei milden Temperaturen hört es nach einer knappen Stunde auf zu regnen und das Abendessen geht in die Vorbereitung.
Die Erntezeit ist hier erst in vollem Gange. An den Feldern Türmen sich Berge von Kartoffeln, Paprikas, Kürbis, Mais, Zwiebeln…. Jeder ist mit seinem Karren im Gemüse und jeder hilft anzupacken wo er kann.
In zwei Wochen wird im Land gewählt! Das erklärt dann auch die dudelnde Parteiwerbung, die mit Fahnen beschmückten Autos, die die Gassen der Felder hoch und runter fahren.

Der erste große Markt den wir anfahren liegt in Marneuli, uns reißen die riesige Auswahl an Käse, Brot, Halva und die anderen Köstlichkeiten satt vom Radel! Nur schwer ist es, einzusehen, dass die Taschen bereits reich gefüllt sind. Keine fünfzig Kilometer sind es jetzt noch bis in die Hauptstadt Tiflis, doch der zunehmende Verkehr und das teilweise arrogante Fahrverhalten gegenüber uns macht uns den Nachmittag zum gestressten Negativerlebnis. Desto glücklicher sind wir, als uns Tamaz nach einem langen Tag am Haus der Oper in der Innenstadt abholt und der Abend gemeinsam mit ihm, dem georgischen Fahrradidealisten, in seiner Wohngemeinschaft ausklingt. Tamaz hat in Tiflis eine Gruppe für Fahrradkultur gegründet, die sich mal mehr, mal weniger regelmäßig in der WG oder auf den Straßen der pulsierenden Stadt trifft. Letzten Monat hatten ihn drei US-Amerikaner über fünf Ecken ausfindig gemacht und ihn als Tourenführer und Übersetzer zum großen Kaukasus in den Norden mitgenommen. Als Wertschätzung seiner Ortskenntnisse und der Verständigung im Gebirge mit den Ortsansässigen, flog auch gleich ein nagelneues Mountainbike mit nach Georgien. Ganz zur Freude für Tamaz, der als Vorbild stets mit Helm und gut sichtbarer Kleidung im Verkehr auffällt. Die wachsende Zweiradgruppe sind StudentInnen und Menschen aus Tiflis, denen der stark expandierende Autoverkehr stinkt! Im vergangenen Jahrzehnt ist der Lärm, der Stress und die Luftverschmutzung auf den Straßen rasant gestiegen. Die Szene steckt noch in den Kinderschuhen, doch mit Tamaz hat sie einen kompetent agierenden Ideengeber und kreativen Geist.
Der kosmopolitische Geist der alten Mauern von Tiflis schwebt bei gutem Wetter im Dunst von jungen kreativen, weltoffenen Menschen, umgeben von stützenden Stahlgerüsten, die die Gebäude der Elterngeneration auf Distanz halten, während aus Russland, Europa, Asien und Amerika die Touristen durch die Altstadt schlendern und die Stadt zur Basisstation für Unternehmungen im Umland fungiert. Das Land und die Leute, es gibt viel zu sehen, zu erzählen, wir fühlen uns wie in einer Metropole die in Europa schnell einen Platz finden würde, die als Brücke zwischen Europa und Asien ihren ganz eigenen Scharm spielen lässt.
Am Abend gibt es frische Kartoffeln aus der Pfanne und schon beim Zubereiten blitzen die Augen von Laura, die die Saison aus Liebe zur geschmacksvollen Knolle herbeigesehnt hat. Wir steuern Shoti (georgische Brotfladen) und türkisches Omlette auf den Tisch, Tamaz aktualisiert die Fahrradgruppe in den sozialen Netzwerken, dann gehen wir zu Bett.

Fast hätten wir wie Andrey aus Moskau, ebenfalls mit Fahrrad und Gepäck, bereits zur Abreise nach Batumi, das Zugticket für Georgiens modernsten Zug gekauft, der vor unser aller Augen auf seiner Premierenfahrt ohne uns und auch in Zukunft ohne Radreisende auf dem Schienennetz eingesetzt wird, den Bahnhof verlässt. Zwei Stunden später sitzen wir in der älteren Version inkl. der Räder und freiem Internet, verfügbar über die gesamte Strecke, die uns in ihrer Schönheit Vorwürfe zu machen scheint, dass wir Georgien schon in drei Tagen verlassen. Denn der Fährtermine von Poti nach Varna zwingt uns schneller als erwartet nach Westen und so schmieden wir bereits im Wagon mit dem Blick aus dem Fenster Pläne einer schnellen Anreise zurück in den großen Kaukasus, einem anderen Dach der Welt. Andrey unser russischer Begleiter ist ein toller Charakter, jung und offen mit viel Humor, der nicht überraschend ein ganz anderes Bild zeichnet, als es unsere Medien von links nach rechts über Russland tun. Von Moskau mit dem Zug nach Süden inklusive aller Fahrräder und den sieben anderen Mitreisenden, waren sie vor zwei Wochen im großen Kaukasus frierend gestartet um Georgien zu beradeln. Dank der Visafreiheit bleibt Andrey noch ein paar Tage länger als der Rest der Gruppe, die schon im Flieger nach Hause sitzt. Denn eines hatte er sich noch vorgenommen: zumindest ein oder gar zwei Tage zum Strand nach Batumi und Schwimmen bevor er die 3 Tage Zugfahrt in den bereits einsetzenden Winter zurück nach Moskau, wo er im Hotel das einst die Herberge der Olympioniken war als technischer Wartungsdienst arbeitet, antritt. Ganz neugierig über ferne Länder wie China und in versiertem Englisch endet der Tag mit der Ankunft am weit außerhalb gelegenen Hauptbahnhof von Batumi wo wir gleich abgegriffen werden und gemeinsam einer rüstigen Dame in ihr Gästehaus folgen. Einer Flasche Schnaps inklusive!
Batumi, das Las Vegas Georgiens, setzt auf muslimischen Glücksspieltourismus und auf Bauruinen als Zeichen des Aufschwungs und der Korruption, die die Politelite nach wie vor durchzieht.
Der Strand fern der Stadt nicht weit von unserer Herbergsmutter ist nicht der schönste aber das Wasser ist das Gleiche, so sieht es Andrey und auch wir springen ins Schwarze und trocknen anschließend in der Sonne, wo uns Andrey erklärt, dass in Russland nicht ohne Grund gelacht wird, das gegenseitige Anlächeln als Begrüßung sei dort nicht ausgeprägt, die Leute würden uns womöglich für verrückt halten oder gar verschreckt reagieren, warum das so ist? Das kann er nicht erklären, es kümmert ihn aber auch nicht. Beim Abschied lachen wir aber alle gemeinsam, Andrey lässt ein beherztes „Do svidaniya!“ vernehmen 😉 Wir entgegnen er sei immer willkommen oder bis bald in Moskow!
Dann biegen wir auf die Straße nach Poti und Andrey zum Strand ab. Entlang der Küste, vorbei an Bade- und Strandtourismus nähern wir uns dem Hafen bis auf zwanzig Kilometer und schlafen eine letzte Nacht am Strand wo am Abend die Skypeverbindung nach Hirschfeld steht und zu Hause so greifbar erscheint, wenn mein Opa Geburtstag feiert.
Mit einem Sack selbstgeernteter Kaki, fünf georgischen Brotfladen, Käse und Trauben besteigen wir am Nachmittag die Cargofähre. Nachdem wir zunächst einige Zeit mit Polizeibegleitung nach dem richtigen Ansprechpartner unserer Rederei gesucht hatten, dauert es zwar noch bis spät in die Nacht, doch dann sind der Ausreisestempel auf Papier und alle Ladung von Bord. Gemächlich laufen die Crew und mit ihr zwei FahrradWeltenLenker aus dem Hafen hinaus ins Schwarze gen Westen.

Materialliste

Hier findet ihr eine Materialliste der Dinge, die wir zu Beginn der Reise eingepackt haben. Wir haben schon einige Sachen zurückgeschickt und sind uns immer noch nicht sicher, ob wir wirklich alles benötigen, was wir dabei haben, aber mit diesen Dingen leben wir momentan:

 

Fahrrad:

Tout Terrain Silkroad

Roloff Gold Speedhub500/14

SON 28 Nabendynamo

Edelux II, SON Rücklicht

The plug

Shimano XT Hydraulik-Scheibenbremsen

Hebie Chainglider

Tubus Duo Lowrider

Racktime Foalded Gepäckträger als 2ten Vorderradgepäckträger

Busch und Müller Rückspiegel

2x Trinkflaschenhalter für große PET Flaschen

1x normaler Trinkflaschenhalter

Philipp: Ergon GC3 Lenkergriffe

Leonie: Ergon GC2 Lenkergriffe

 

Taschen:

6x Ortlieb Back Roller Classic (4x gelb und 2x olivgrün)

2x Ortlieb Front Roller Classic (olivgrün)

2x Ortlieb Ultimate 5M Classic (olivgrün)

2x Packsäcke 20L und 35L (1x mit Ventil)

Norco Satteltasche

2x 7L Ortlieb Packsack mit Ventil

2x 10L Ortlieb Packsack

 

Zu Hause:

Hilleberg Nallo 3GT + Footprint Nallo 3GT

2x Thermarest Triallight L

Schlafsäcke:

Mammut Kompakt CFT 3 Seasons

Mammut Kompakt 3 Seasons

2x Seiden Inlays – Mummyliner

 

Küche:

WhisperLite International V2

Fuel Bottle 1x650ml; 1x975ml

Pocket Rocket + Gaskartusche

Gourmet de Luxe- Kochgeschirr

2x Edelstahl Campingbecher 250ml

2x Besteck

Plastiknapf

2x Holzbrettchen

Tatonka Thermoskanne 1,5L

Dzezva

2x Opinel

Wasserfilter: Katadyn Combi Filter

Abtrockentuch Packtowl

Spülschwamm

verschiedene Gewürze in kleinen Behältern

einige Tupperdosen

 

Kleidung:

Leonie Philipp
Helm: Giro XarVaude Bike Gaiter Long Überschuhe

Grip Grab Winterhandschuhe

Vaude Yarad Rain Zip

Warnweste

 

2x Radhose kurz

1x Radhose lang

1x Radtrickot langarm

2x Radtrickot kurzarm

2x Sporttop

Armlinge und Beinlinge

1x Sport-BH

2x Buff

4x Unterhosen

4x Strümpfe

1x BH

1x Top

2x T-shirt

1x Langarmshirt

1x Icebreaker lange Unterhose

1x Icebreaker T-shirt

Fjäll Räven Zipp-off Hose

Lange Hose

Marmot Fleece

Tuch

Bikini

Handtuch Decathlon

Jack Wolfskin Hardshell

Marmot Kunsfaserjacke (dick)

Sandalen

Klickschuhe

 

Mütze

Basecap

Sonnenbrille

Kontrastbrille

Helm: AlpinaVaude Bike Gaiter Long Überschuhe

Grip Grab kurze Überschuhe

Grip Grab Winterhandschuhe

Vaude Yarad Rain Zip

Warnweste

 

2x Radhose kurz

2x Trickot kurzarm

Armlinge und Beinlinge

 

2x Buff

4x Unterhose

3x Socken

 

2x Trägershirt

3x T-shirt

1x lange Unterhose

 

Fjäll Räven Zipp-Off Hose

Kurze Sporthose

Haglöfs Fleece

 

Gürtel

 

Handtuch Ultralight MSR

Mammut Hardshell Adrenalin

Patagonia Kunstfaserjacke (dick)

 

Sandalen

Klickschuhe

 

 

Mütze

Basecap

Kontrastbrille

Toilettenartikel

Toilettenartikel

Toilettenartikel:

Toilettenbeutel Jack Wolfskin

Zahnbürste/-pasta und -seide

Rasierer + Klingen

Bürste und Kamm

Deo (sehr überflüssig)

Ringelblumensalbe

Sonnencreme /-lippenpflege

Nagelschere, -klipper, Pinzette, Nagelfeile

Tampons

Ortlieb Wassersack mit Duschaufsatz 10L

 

 

Erste Hilfe und Medikamente

Erste Hilfe und Medikamente

Sanitär/Medikamente:

First Aid Kid Complete (Tatonka)

Malariaprophylaxe

Medikamente gegen Durchfall, Schmerzen, Fieber, Hauterkrankungen

Desinfektionsmittel

Oropax

 

 

Ersatzteile/Zubehör:

je 1 Bremsscheibe vorne/hinten

Entlüftungskid für Bremsanlage

4 Paar Bremsbacken

2x Fahrradketten

2x Roloff Getriebeöl + Servicekid

2x 26er Schläuche

2x 26er Mäntel

2x Tretlager

2x Flickzeug

SKS-Schutzblech Ersatzteile J

2x Ritzel

Flachstecker und Schrumpfschlauch für Lichtanlage

16x Speichen und Speichennippel

Ortlieb Reparatur-Set

Diverse Ersatzschrauben

Kettenöl

Kabelbinder

Klebeband

 

Werkzeug:

Leatheman wave

Inbussatz

Sigma Multitool

Wera-Kombischraubenzieher inkl. Bithalter

Mantelheber

Metallsäge

Kettennieter

Minifeilen

Engländer

2x Maulschlüssel (8er, 10er)

 

Elektronik + Zubehör:

ASUS Notebook F200CA

Externe Festplatte

Olympus omd em5

Objektiv Olympus ED 40-150mm

3x 64GB Micro SD Karten

2x Ersatzakkus Kamera (inkl. Ladegeräte)

Tasche DigiETUI

Garmin GPS Outdoor 64s

GoPro Hero 3 White Edition

2x Ersatzakkus GoPro (inkl. Ladegeräte)

2x Powerbank

XT-Powerbank inkl. Solarpanele

i-Phone S4 + Schutzhülle

Handy-Lenker-Halterung Lifeproof

Samsung Galaxy S3 + Schutzhülle

 

Papierkram

Papierkram

Papierkram:

Reisepässe

Impfausweise

Passbilder

Kreditkarten

Ausweise

Auslandskrankenversicherungsschein

Adressbuch, Fotobuch, Tagebuch, Routenbuch

Fahrrad Weltführer

Point-it

Stifte

 

Sonstiges:

2x Black Diamond Revolt Stirnlampen

Schlaufenkabel-Schloss

Abus Spiralschloss

Radtaschenüberzieher zum Schmutzabfangen (selbtgenäht)

4x Zurrgurte 1,20m

2x Tatonka Skinbelt

Faltrucksack

Hängematte + Aufhängung

4 Jonglierkeulen

Goris – Gogavan (15. – 26.09.)

Mit dem Wind auf unserer Seite ist die weite Ebene die Süd- und Nordarmenien verbindet eine kühle, aber im Vergleich zu den uns begegnenden Radreisenden die sich Meter für Meter erkämpfen, eine Richtung mit viel Schub von hinten. Das Wetter schlägt zwar am Abend um und gerade rechtzeitig kommen wir im schützenden Zelt zusammen, doch die gleiche Front schiebt uns auch am nächsten Tag über die Hauptverkehrsstraße, der wir am Abend gemütlich im Weinrebengarten zeltend, entkommen. Pfirsische, Trauben und eine Einladung im nächstgelegenen Ort inklusive. Wie in einer Oase ruhen unsere Gedanken in der Abendsonne, wenn das Gras im Wind raschelt und das Abendessen im Topf köchelt.

Mit Hilfe der walnusssammelnden Nachbarn im Dorf am nächsten Morgen zirkeln wir uns in den Hof unserer Gastgeber. Leider ist das alte Paar bereits außer Haus in den Weinreben am Ernten und nur ihre Tochter Julia mit kleinem Sohn empfangen uns bei Kaffee und einem ausgiebigen zweiten Frühstück. Mit viel mütterlicher Wärme und einem riesigen Paket an köstlichen Naturalien lässt sie uns eine Stunde später nur traurig mit ihrem Kleinen im Arm und den Nachbarn vor der Tür vom Hof fahren. Bei solchen unglaublichen Menschen, die uns Fremde in ihr privates Leben einladen, ihre Köstlichkeiten voller tiefer Ehrlichkeit anbieten, sind wir im Herzen tief bewegt. Nicht selten geraten die Gedanken in eine offene Diskussion, über das Bewusstsein von Reichtum in seinen unterschiedlichen Ausprägungen, gerade wenn eine konsumgeprägte Gesellschaft auf Strukturen trifft, die sich am fassbaren, wachsenden Prozess der Natur orientieren mit enormem Wissen über die Zusammenhänge der Ressourcen der Erde und des Menschen, aus denen eine lebendige Ethik und ein ausgeprägtes Bewusstsein für das Leben basiert.

Reich an Zeit, Beinkraft, Sonne, Lebensmitte und Freiheit, gehören wir auf dem Anstieg hinauf auf die Hochebene am Selim Pass zu den Superreichen. Spürbar steil liegt die Passage bis knapp vor Sonnenuntergang unter den Rädern. Wie eine Belohnung liegt kurz vor dem Sattel die größte Karavanserei des Landes auf einem vorgesprungenen Hügel auf der Route der armenischen Seidenstraße. Hinter dem Sattel entzückt die schneebedecke Haube des Ararat den Horizont. Gleich danach finden wir Wasser an einem Brunnen, was uns das Campieren auf knapp 2400m Höhe ermöglicht.

Bei neuem Licht und Frühstück erinnert das weite Hochland und die Einsamkeit an das ferne Yunnan in Südwest-China. Atemberaubend liegen die Berge über den schweifenden Blick verteilt und die kleinen Orte haben eine gewisse Ähnlichkeit mit der Exklusivität der fernen Tibeter. Der Sevan See auf fast 2000m Höhe gelegen und in seinem Ausmaß mit dem Bodensee vergleichbar, liegt westlich am Fuße der Gebirgsgrenze zu Bergkarabach. Gerade bestimmt die Erntezeit das Leben vieler Menschen in den Siedlungen um den See. Mit Gemüse, Brot und frisch geschenkten Kartoffeln vom Acker, machen wir uns auf die Suche nach einem erholsamen Platz am Ufer, um bei Gelegenheit zwei bis drei Tage zu rasten. Währenddessen auf den Feldern und in den Gärten die Früchte des Jahres geerntet werden. Die Artenvielfalt an Vögeln zu Land und zu Wasser ist enorm. An einem schattigen Platz auf den weiten Flächen entlang der Uferlinie, richten wir uns ein. Das Land gehört einem authentisch, armenischen Cowboy, der mit seinem Pferd wie der geölte Blitz über das Weideland seiner knapp hundert Vieh starken Kuhherde, ihnen voraus oder entgegen donnert. Im Gespräch über Land und Leute gesellen sich auch die drei Hirtenjungen um uns, ein Auge ruht dabei stets auf uns, eines bei der Herde, ein drittes beschäftigt sich detailliert mit den Fahrrädern. Weshalb die Jungs spontan zum Kartoffelacker geschickt werden und wenig später mit einem vollen Eimer zurückkommen. Die Hälfte der Erdäpfel gard am Abend in der Glut unseres Feuers. Die andere Hälfte ruht für Tage in den vorderen Radtaschen.

Über die östliche Flanke des Sees, wieder sind es kleine Schritte weiter Richtung Norden, nur in den Siedlungen treffen wir auf Menschen, am Wasser sind, ausgenommen der Fischer, keine zu sehen. Nördlich über die M4 führt unser Weg von der Hochebene über Dilijan, Vanadzor und Stepanavan in Richtung Georgien. Es wird kalt in Armenien und auf den Dächern und Gaube der großen Berge fällt die Tage der erste Schnee. Mit warmen Erinnerungen und heißem Tee liegt unser Auge oben an der kleinen Kapelle hinter Vanadzor mit einem Lächeln über Land und Leute. Während am kommenden Morgen die Familien das heilige Gebäude mit ihrem Opfertier dreimal umsteigen, klettern die Temperaturen bereits wieder und die niederen georgischen Täler liegen nur noch eine Tagesetappe entfernt. Auf einem großen Findling in mitten der Weide stimmt am Abend ein Hirte im Sitzen zum Abendgesang an, es klingt als bedanke und verabschiede er sich in den letzten Tagen des armenischen Sommers von diesem.

 

Nurduz/Meghri – Goris (06. – 15.09.)

Im äußersten Süden mit dem Blick zu den iranischen Nachbarn, wo der Fluss Araz die natürliche Landmarke durch das schroffe Gebirge zieht, dort liegt Meghri. Eine kleine Stadt, die sich mit ihren alten Wehr- und Befestigungsanlagen in das nach Norden aufsteigende Tal einbettet und an deren Fuße die Gärten und Obstbäume im einsetzenden Spätsommer reich gefüllt sind. Gerade steht die Feigenernte in voller Blüte und an den überladenen Bäumen werden die prallweichen Früchte sorgsam, mit Bedacht gepflückt und anschließend in Kisten gelegt. Auf einer Hangterrasse zwischen Weinreben, Pflaumen- Feigen- und Kakibäumen mit Blick auf das grüne Tal lässt uns Sevan, ein herziger Armenier, der eine Terrasse tiefer seine Mutter betreut und zusammen mit der Familie den Garten bestellt, unser Zelt aufstellen.
Bis auf den Kaffee den er mit einem Lachen beim Frühstück am kommenden Morgen serviert, kommt alles aus seinem Garten! Selbst Maracuja, Süßholz und der frische Käse sind aus erster Hand! Nach den ersten Etappen in den Bergen der iranischen Provinz Westaserbaidschan und der langen Phase im Süden ohne Fahrrad, sind die Beine schwer wie Eisenträger und das Bedürfnis nach Erholung ist nicht zu überhören. Der entspannte Ort und seine süßen Früchte stimmen uns schnell zum Verweilen ein, die Gedanken an auslaufende Visa liegen hinter uns und bereits am nächsten Tag steht ein frisches Glas Feigenmarmelade auf dem Frühstückstisch, welches Leonie zuvor eingekocht hatte.
Die Armenier sind ein beherztes Volk, tief verbunden in ihren Familien und der Natur. Der ländliche Raum ist so ursprünglich, dass es der Atmosphäre in Zentralasien in vielerlei Hinsicht, nicht nur wegen der traditionellen Brotöfen zum Verwechseln ähnlich sieht. Nur in den größeren Orten ab Kapan, Goris, Dilijan, lässt sich eine verhaltene Trendwende spüren, doch die Uhren ticken nach wie vor langsam und noch startet jeder Tag mit dem Weckruf der Hähne, die über jede Stadt deutlich zu vernehmen sind.

Am vierten Tag im erholsamen Meghri, liegen die Gärten am Mittag hinter uns. Die Grenzanlage mit ihrem Stacheldrahtzaun erinnert und begleitet uns östlich Richtung China, bis der Wachturm, besetzt mit Soldaten uns daran erinnert, links nach Norden abzubiegen. Wohl wissend, dass geradeaus die nach Autonomie begehrende Region Bergkarabach liegt. Die Passstraße liegt malerisch einsam in den Bergen. Mit sporadischem Waldbestand ruhen sie mit ihren knapp 3000er Spitzen vor uns. Am Abend als wir den Sattel erreichen öffnet sich ein weiter Blick. Die Ortschaften im Iran fangen an zu leuchten und weit am Horizont kann man Karvana erkennen, auch weil sich die Mückenschwärme die noch zuvor in der Sonne wie wild auf stickende Radler abgingen, ihren Platz zum Schlafen gefunden haben. Mit kalten Nasen endet ein eindrucksvoller Tag.

Frierend beim Frühstück dauert es bis die ersten Strahlen über die Grasspitzen flackern und das Zelt langsam trocknet. Gut eingepackt liegen auf der Abfahrt die bewaldeten Hänge vor uns. Es riecht nach Wurzeln, Laub und frischem Holz, ein Geschmack von Heimat liegt unverfälscht in der Luft. In eleganten Kurven liegen die Dörfer bis Kapan verteilt entlang der Grenze zu Bergkarabach, wo kleine Läden das Notwendigste verkaufen, meist Bier und Schnaps über die Ladentheke an den Konsumenten gehen und die traditionellen Bäckerstuben das handtuchgroße Fladenbrot Lavash aus den heißen Schloten der Öfen ziehen.
Jeder noch so kleine Grund scheint eine neue Chance zu bieten einen selbstgebrannten Schnaps anzubieten. Die Tageszeit und das wir uns im Straßenverkehr aufhalten ist deutlich drittrangig. Immer wird mit dem Zeigefinger, der mit dem Daumen in gehaltener Spannung ruht auf die uns präsentierte Halsschlagader geschnippt als Zeichen der Einladung für einen starken Kurzen, der richtig Feuer hat. Nicht immer gelingt es diese Einladung auszuschlagen, weshalb unser hochprozentiger Konsum in den kommenden Tagen weit über dem Durchschnitt liegt, was nach dem Iran allerdings keine Überraschung ist. Am Abend öffnet sich nach einem langen Tag das Tor zu einer Tischlerei und mit dem Wasser aus der Werkstatt schieben wir die Räder auf eine oberhalb von Kapan liegende Viehwiese, mit dem Blick in die schimmernde Kleinstadt zieht die kühle Dämmerung ein und bald darauf sind die Schlafsäcke dicht verschlossen.

Mit Lavash, Gemüse und einer Tüte Kekse, scheint das Kloster Tatev in greifbarer Nähe, doch schnell stellt sich heraus, dass die unzähligen Anstiege und die Nebenstraßen die uns nach Norden führen sollen einem entspannten und zügigen pedallieren stark widersprechen. Mit erzwungenem Willen und ständigen Verschnaufpausen, in denen der Boden der Kekstüte schnell erreicht ist, gelingt es uns am Abend bei einsetzendem Regen, die 30 Kilometermarke und die frischen Haselnüsse, die an den vielen Büschen wachsen, zu knacken. Noch beim Aufbauen des Zelts kaspert die Dorfjugend mit ihren Fahrrädern über Wiese, Stein und Schlamm. Dann schneidet ein lauter Pfiff und ein bestimmender Ausruf das Tal und die Jungs fahren mit holzbeladenen Gepäckträgern nach Hause. Nur zwei Schweine schnaufen sich noch durch die Dämmerung und ein Pferd stoppt kurz um zu grasen. Auch am kommenden Morgen ist der Blick aus dem Lüfter eine schweinische Aussicht. Erst am Mittag wird der prasselnde Regeneinschlag auf der Zeltplane spürbar weniger. Eine Chance um im nahen Ort Käse, Brot, Kekse und Bier zu kaufen. Der Regentag ist damit der erste, der richtig genussvoll an uns vorbeizieht.

Mit durchnässtem Zelt erreicht der Tag auf der Passstraße nach Tatev am Nachmittag seinen höchsten Punkt. Die Sonne scheint, das Vorotan Tal liegt tief versteckt unter Wolken und als auf dem Sattel fünf Wohnmobile aus Frankreich den Parkplatz einnehmen, scheint Europa ein großes Stück näher zu rücken. Am späten Nachmittag lichtet sich die Wolkendecke und der verhaltene Strom an Abendtouristen versiegt. Das Kloster, ruht einen Steinwurf entfernt von uns im Sonnenuntergang, nichts erinnert mehr an Regen und schlammige Pisten. In spirituellem Flair fangen die Sterne schon bald beim Abendessen an zu leuchten und wenig später lässt sich jede/r zur Nachtruhe nieder.

Als sich die Pilgerbusse und Tagesreisenden am Morgen von Goris aus auf den Weg nach Tatev begeben, schwebt Leonie samt Fahrrad über das Tal hinweg. An der Gondelstation auf der gegenüberliegenden Seite finden wir auf unterschiedlichem Geruchslevel erneut zusammen. Sammelbusse, Taxis, der Parkplatz belebt sich und nach kurzem Plausch mit zwei Radreisenden die nach Tehran radeln, sitzen unsere Hintern wie gewohnt hart im Sattel. Am Nachmittag, an einer Grillhütte oberhalb von Goris trocknen in der Sonne die frischen Walnüsse und die zuvor gewaschene Wäsche, währenddessen eine vierköpfige Männergruppe mit drei unterschiedlichen, alten Autos vorfährt und diese anfangen ein üppiges Abendessen zu bereiten. Schnell stecken die Kartoffeln, Tomaten und Fleischportionen auf den Grillspießen, die Melone liegt zusammen mit Maulbeerschnaps und Pepsi im kalten Brunnenwasser, eingelegte Auberginen und Paprika ergänzen den Gurkensalat, neben frischen Trauben und einem riesigen Bund Basilikum. Als der Saft der Tomaten mit dem Fett leise in die Glut tropft, lassen die Männer von ihrem Kartenspiel ab und das noch warme Fladenbrot wird in kleinere Portionen geschnitten, während ein Topf mit dem Grillgut gefüllt, zwischen allen Leckereien Platz nimmt.
Es dauert nicht lange und die Gruppe beherzter Männer deuten mit dem Fingertapping der Halsschlagader in unsere Richtung, eine unmissverständliche Einladung zum Aperitif. In der kommenden Stunde leeren alle am Tisch Becher um Becher und obwohl unser Abendessen bereits ausgebreitet im Bauch liegt, müssen wir dem Hochprozentigen mit einem reich beladenen Teller entgegenwirken. Wieder setzt einer der Armenier einen neuen Trinkspruch an. Als alle einverstanden sind wird angestoßen, das Glas gehoben und geleert. Selbstverständlich sichern wir der Gruppe bei heute Abend keinen Meter unsere Räder zu besteigen, sondern geradeaus auf dem Acker im Zelt zu übernachten. Zufrieden entlassen sie uns in die Nacht, in der wir auf einem Stoppelacker unter starken Gleichgewichtsstörungen mit geübter Souveranität das Lager stellen.

Als die Sonne den neuen Tag in warmes Licht taucht, ist die Balance auf dem Rad wieder hergestellt und der Abfahrt hinunter nach Goris steht nichts entgegen. Eine Nacht im Gästehaus das hatte sich Leonie gewünscht, Dusche, Elektrizität, Internet und vielleicht einen anderen Gesprächspartner finden. Für eine Nacht schlafen wir unter dem Vordach im Freien, lernen Fabian, Aldo und Lena kennen, der Reihe nach aus Österreich, Frankreich und Japan, steigen in die Berge, zu den verlassenen Felsenhäusern und sichten die Backstuben der kleinen Stadt, in der die Besuchersaison gerade zu Ende geht.

Tehran – Tabris – Nurduz (Grenze) (01. – 06.09.)

Es soll noch heute Abend mit dem Nachtbus in Richtung Norden des Landes gehen, Tabris, die ehemalige Hauptstadt mit ihrem quirligen Markt ruft uns noch einmal. Doch zunächst heißt es Abschied nehmen von unserer so lieb gewonnenen iranischen Familie. Ahmad, Saeedeh und Amir Ala werden herzlich gedrückt, wiederholt auch in unser zukünftiges zu Hause eingeladen und wir winken lange zurück, als wir um die Straßenecke biegen. Es fühlt sich ein wenig an, wie vor knapp 1 1/2 Jahren, als wir auf dem Schinderhannesradweg unseren Lieben zu Hause zum Abschied zugewunken haben.
Rein geht es nun ins abendliche Tehran, schlängelnd durch das Einbahnstraßenwirrwarr und über den riesigen Kreisel am Asadisquare zu einem der drei großen Busbahnhöfe. „Isfahan, Isfahan, Isfahan!“ – nein – „Maschhad, Maschhad, Maschhad!“ – nein – “ Tabris, Tabris, Tabris!“ – JA! Gewohnt unkompliziert haben wir bald das Ticket in der Hand und Philipp hat es sogar geschafft Mustafa, dem Ticket Verkäufer,  die Aussage abzuluchsen, dass wir unsere Räder ganz umsonst mitnehmen dürfen. Super für uns, jedoch muss sich Mustafa dafür nun einigen Diskussionen und unfreundlichen Bemerkungen der Busfahrer aussetzen.

Knappe 10 Stunden später, wir sind gerade ausgestiegen, haben die Räder gepackt und orientieren uns mit Hilfe unsrer Handykarten, da bekommen wir in kürzester Zeit schon die zweite Einladung den/die Einheimischen nach Hause zu begleiten und deren Gäste zu sein. Doch der Plan sieht anders aus, nach fast einem Monat zu Gast sein genießen wir, wie bereits im letzten Jahr, den frischen grünen Rasen und das ‚unter-uns-sein‘ des örtlichen Free Camping im Osten der Stadt. Uns gefällt es gut! Wir entspannen, waten die Räder, erkunden erneut den Bazar und lernen Onur, einen Türken auf dem Weg nach Australien kennen, der uns gemeinsam mit seinem iranischen Freund Amir einläd einen Nachmittag die Höhlenhauser in Kandovan zu erkunden und am Abend ein herrliches Menemem zaubert. Wie nicht anders zu erwarten suchen auch Lea und Tarek den Park mitsamt ihren Rädern auf, die sie aus Berlin hierhergeführt haben. Es ist gemütlich, wir fühlen uns wohl und können Energie und Schlaf tanken, bevor es endlich wieder in den Sattel geht.

Das Frühstück dehnt sich mit reichlich Gesprächsstoff bis zum späten Vormittag aus, sodass der Asphalt erst gegen Mittag unter den Rädern zu surren beginnt. Man hört es kaum, so laut und stark ist der uns begleitende Verkehr, raus aus der Stadt und auf der Hauptstraße die in Richtung Marand führt. 20km begleitet uns das Getöse, dann biegen wir ab, den Bergen entgegen, die uns nach Armenien führen sollen. Wir pedallieren durch kleine Dörfer, die meist grüne Oasen in der sonst kargen Landschaft bilden. Alte lehmverputzte Häuser mit flachen Dächern, aufgetürmtes Stroh gleich nebenan, Hühner, Schafe oder Ziegen zwischendrin und die mit frisch gesennstem Gestrüpp hoch beladenen Esel gehören hier zum täglichen Bild. Wir genießen das ländliche Leben, die Berge und Natur nach den städtischen letzten Wochen und vor allem die Stille! Das Bestaunen der Umgebung lenkt uns das ein oder andere Mal von den nicht unerheblichen Steigungen ab, die zum Zähne zusammenbeißen führen, da unsere Oberschenkel, so gar nicht mehr vertraut mit der Last von uns und unseren Gefährten sind. All abendlichen staunen wir nicht schlecht über die stetig strammer werdenden Muskelzüge!

Am dritten Tag erreichen wir am frühen Vormittag Kharvana, steil am Berg gelegen mit Blick in Richtung der iranisch-armenischen Grenze, die sich hinter einigen Hügel und einer steilen Abfahrt in etwa 30km Entfernung befindet. Hier legen wir unsere letzten iranischen Rial mit Hilfe eines Einheimischen, der uns zu den gewünschten Lädchen bringt in Lebensmittel um, Schwarztee, hausgemachter Käse, Tomaten, Gurken und das beste Barbarie – Brot, das wir im ganzen Iran gegessen haben. Doch die Pause lässt auf sich warten! „Nur noch schnell zur Grenze bergab rollen“, dachten wir. Völlig ko erreichen wir deutlich später als geglaubt, nach einigen Kräfte zehrenden Hügeln endlich die Grenze, wo wir uns sogleich der von den Grenzbeamten begangenen Mittagspause anschließen.

 

Isfahan – Kashan – Tehran (25. – 31.08.)

Gibt es eine bessere Idee, als den höchsten Sonnenstand des Tages mit einer VIP Busagentur von Isfahan nach Kashan zu überbrücken? Die gibt es, denn die Nachmittagsluft ist in der 200km nördlich gelegenen Stadt ohne üppige Parkanlagen so am Knistern, dass wir besser im Busterminal bis in den Abend hätten warten sollen. Doch Mohammed steht bereits in den Startlöchern. Er ist Medizinstudent im siebten Semester, voller gespannter und freudiger Erwartung ein iranischer Gastgeber zu sein. Ohne Zweifel! Nach strammen, zügigen Schritten, von Schatten zu Schatten, erreichen wir nach knapp sechs Kilometern nahezu ausgetrocknet jedoch äußerlich im Saft stehend, den vereinbarten Treffpunkt. Der drahtige Mohammed, dem seinerseits die Schweißperlen auf der Stirn stehen, ist außer sich vor Freude und liebkost uns mit Küssen und einem Mittagessen aus der Klinikkantine, welches er im gegenüberliegenden Park ausbreitet. Denn der Plan zwei Radreisende im Studentenwohnheim einzuquartieren ist so eben an der Universitätsverwaltung gescheitert. Jetzt im Schatten auf grünem Gras ist die Stimmung erst einmal relaxed. Doch für den werdenden Arzt, Dr. Mohammed ist damit eine halbe Katastrophe ausgebrochen. Bei jeder Gelegenheit entschuldigt sich der Gute für seine Verfehlung mit liebkosender Demut, um dann seine Hilfsbereitschaft bei jedem Handgriff fast drängend anzubieten. Währenddessen laufen seine Handykontakte heiß, bis sein bester Freund anbietet, im Tausch gegen das Studentenzimmer im Wohnheim, seine Wohnung zur Verfügung zu stellen. Es ist bereits am Dämmern, als wir zusammen durch ein Neubaugebiet irren und nach zwei falschen Hauseingangstüren, vor Emad seinem Freund stehen, der uns herzlich und entspannt in die geräumige Studenten WG hineinbittet. Langsam legt sich die Nervösität und Aufregung. Der Schlafentzug aus Isfahan macht sich bemerkbar und beim Abendbrot liebäugelt unser Gemüt bereits mit einer Portion Schlaf. Gerade verschwindet das letzte Stück Gurke hinter meiner Kauleiste, als es an der Tür schellt, zwei Iraner und eine Iranerin dahinter auftauchen, die sich nach dem förmlichen „Hallo, wie geht‘s?“ „Gut! Und dir?“ „Ja passt!“ Auf die Couch setzen und mit Mohammed in einer andauernden Diskussion verfallen. Denn und das lässt sich unterdessen in Erfahrung bringen, mehr als eine Nacht können wir nicht in Emads Wohnung schlafen. Leonie ist eigentlich zu müde um die Augen zu rollen, der Abend ist weit vorangeschritten und die Gruppe diskutiert über Busverbindungen, Taxifahrten, einen Ausflug in die Wüste und diverse Sehenswürdigkeiten in der Stadt selbst. Das wir als Gäste eventuell einen ganz anderen Plan haben, steht zunächst an letzter Stelle. Nur die Frage ob eine Wüstentour auf unserer Wunschliste steht, dringt kurz zu uns durch. Fast schon unhöflich müssen wir uns in die Unterhaltung einklinken, um mit Nachdruck zu erläutern, dass zwei Tage in Kashan, kaum reichen werden, die Innenstadt und einen Besucherradius von sechzig Kilometer im Umkreis zu besichtigen, weshalb wir erstens schlafen müsse, zweitens eine Unterkunft in Zentrumsnähe, zur Not auch für eine Nacht im Hostel, bevorzugen würden. Nach weiteren 15min steht das Trio plötzlich auf und verschwindet so spontan wie es gekommen war. Totmüde mit der Aussicht um 06:30 aufstehen zu müssen, um mit Mohammed die Wohnung zu verlassen, gehen wir zumindest geduscht zu Bett.

Die kuriose Nervösität Mohammeds, das persönlich nicht kommunizierte Verhalten, mit dem Mix ein perfekter Gastgeber sein zu müssen, begleitet uns durch die Zeit in Kashan. Auch wenn wir am Ende zwei Nächte ohne Probleme in Emads Bude, die Platz für vier Personen bietet, bleiben können, überrascht uns Mohammed, jeden Tag mit spontan variablen Planungsänderungen.

Trotzdem genießen wir Kashan wie keine andere Stadt, die wenig Touristen anzieht, uns jedoch an fast jeder Ecke überrascht staunen lässt. So unberührt, traditionell und verzaubernd wirken die alten Häuser, Moscheen und der Bazar auf uns.

Zurück in Tehran sind wir vollgepresst mit Eindrücken und Erlebnissen die wir bis zum Tag unserer Abreise mit guten Freundinnen von Amirala bei Hauptstadtflair und Zwiebelkuchen, einer Portion ‚Kwetschekuche‘ am Tag darauf und dem Besuch von Faranak verarbeiten. Mit Ahmad und Saeedeh besuchen wir die Assadi Brücke und genießen den Blick vom Hausberg hinunter auf die Metropole die in den bunten Lichtern der Sommernacht weiter glühen.

 

Shiraz – Isfahan (20. – 25.08.)

Von Leonie

Beim nach Isfahan werbenden Kopiloten der Busgesellschaft „Persian express“ finden wir, zunächst zu unserem Entzücken, den vordersten Platz am persischen Rasiosender, als dieser gepaart mit Lichteffekten die ganze Nacht auf gleichbleibender Lautstärke singt wechselt unsere Freude in müde Resignation. Die ersten Sonnenstrahlen genießen wir bereits in Isfahan, nach morgendlichen Fitnessübungen an den Geräten des nächsten Parks und einem kleine Frühstück sind wir fit für eine früh morgendliche Stadterkundung. Der Imam-Platz mit der riesigen Imam-Moschee lässt uns ein erstes Gefühl der so stimmungsvollen Stadt erhaschen. Wie beeindruckend steht die Imam Moschee mit ihrer riesigen Kuppel am einen Ende des rechteckigen Platzes, der rundherum von einer Mauer in deren Vorderseiten unter Rundbögen zahlreiche Geschäfte und Lädchen sind, eingefasst ist. An den Längsseiten stehen sich die Lotfullah Moschee und der Palast gegenüber. Faszinierende Bauwerke aus vergangener Zeit. „Isfahan ist die Hälfte der Welt!“, wie ein persisches Sprichwort sagt, mit den Eindrücken und der spürbaren Stimmung gibt es keinen Zweifel daran, dass es zu Hochzeiten der Seidenstraße so gewesen sein muss. Der Bazar erwacht gerade als wir uns, durch die meist noch leeren Gänge unter der gewölbten Decke auf den Weg zu Reza und seiner Familie machen. Auch die beiden Brüder scheinen eben erst erwacht zu sein. Herzlich empfangen uns Reza und Majid im ersten Stock des kleinen Mehrfamilienhauses an der Tür der Familienwohnung. Teppiche, Deckchen, benutztes Geschirr, ein paar Kekse, Trauben und Kabelchaos aus Rezas Zimmer, mittendrin sitzen wir im Wohnzimmer und lernen die beiden Brüder kennen. Reza, leidenschaftlicher Bastler und von Beruf Laptop-Reparateur hat in seinem Zimmer, das gleichzeitig Garage, Schlafstätte und Werkstatt ist kaum Platz um einen Fuß vor den anderen zu setzen. Majid der jüngere Bruder genießt das lange Schlafen, englische Serien und etwas zeichnen bevor er in wenigen Monaten sein Studium aufnehmen möchte. Die beiden lieben Radfahren und erradeln gemeinsam auf kleineren und größeren Mountainbiketouren die nähere Umgebung.

Mit Majid erkunden wir am späten Nachmittag im armenischen Viertel der Stadt die Vank-Kathedrale, eine christliche Kirche, die von den in Isfahan lebenden Armeniern erbaut und genutzt wird. Das angrenzende kleine Museum gibt einen Einblick in die Geschichte der im Iran lebenden Armenier. In der untergehenden Sonne sitzen wir wenig später am Ufer des Zayandeh-Rood, bzw. an dessen ausgetrocknetem Flussbett, denn auch hier macht sich der Wassermangel bemerkbar. Wasser gibt es im Sommer im Fluss schon lange nicht mehr, schade sonst könnte es einen fast an unsere Wahlheimat und hiesige Partnerstadt Freiburg erinnern. Stattdessen bestaunen wir die, in vielen Bögen das Flussbett überspannende Khadju-Brücke und finden uns später begleitet von Nasrin und deren Mutter, beides Freunde der Jungs auf der ebenso schönen Sio-Se-Pol Brücke wieder. Singende Isfahanis beweisen unter den Brückenbögen die Künste der persischen Musik und als Reza und Narges, Nasrins Schwester, dazu gestoßen sind, zieht die lachende und albernde Meute weiter zum Abendessen. Die Truppe junger Isfahanis ist voller Energie und guter Stimmung. Nasrin, die seit 1 ½ Jahren in Deutschland wohnt und studiert besucht gerade die Familie, Narges ihre Schwester, kennt Reza von der Arbeit in der Elektronikreparatur, dessen sie sich kurz, aus Interesse gewidmet hat, sie selbst jedoch handelt mit Aktien an der Börse. Die beiden Schwestern lachen, scherzen und albern, sodass jeder sogleich von dem lauten Gelächter der beiden angesteckt wird. Wir haben einen schönen Abend und fallen gewohnt spät im Werkstatt-Garagen-Zimmer ins Bett.

Da unsere Räder sicher bei Ahmad in der tehraner Garage stehen sind wir mittlerweile zu richtigen Wanderern geworden. Davon überzeugt sich Majid ausdauernd am nächsten Tag, als wir gemeinsam „die Hälfte der Welt“ zu Fuß erkunden. Sichtlich geschafft erwarten alle das Picknick am späten Nachmittag im Park. Heute ist Autofreiezone in der Innenstadt, daher tummeln sich zahlreiche Fußgänger, Fahrradfahrer und –Innen, die der konservativen Regelung des Radfahrverbots für Frauen trotzen und mit Stolz ihrem Sport nachgehen. Am Folgetag, als die Räder von Reza und Majid nicht gebraucht werden, dürfen wir diese ausleihen und die Stadt im Sattel erkunden. Auch ich werde mehrfach darauf angesprochen, vorsichtig zu sein, da es sich als Frau nicht gehört in der Stadt Fahrrad zu fahren. (Für weitere Infos: http://www.ibtimes.com/womens-rights-iran-2016-bicycle-protest-fatwa-spawns-social-media-campaign-change-2421065 )

Am Abend haben wir eine Verabredung mit Narges, alle sind eingeladen, sie in ihrem Häuschen zu besuchen. Es ist herrlich! Sie wohnt in einem kleinen Museum! Das alte Häuschen der verstorbenen Tante steht ihr voll und ganz zur Verfügung, die Einrichtung aus den 70er Jahren, Bilder von alten Verwandten, die typischen persischen Teppiche und manch eine Türe, bei der wir alle beim Durchschreiten den Kopf einziehen müssen. Auf der großen Terrasse sitzend wird viel gelacht, ein leckeres Abendessen gegessen, auf Persisch, Deutsch und Englisch viel erzählt. Ein Abend mit Freunden!

Wir fühlen uns so herrlich wohl, dass schnell entschieden ist noch einen Tag hier zu bleiben und die Zeit wie richtigen Urlaub, abseits von Regeln und Normen des öffentlichen iranischen Lebens absolut genießen können. So ungezwungen, offen und herzlich ist hier der Umgang miteinander. Ein Gaumenschmaus folgt dem nächsten und mitten auf dem persischen Teppich wird zu Mittag „Krumbereplätzscha und Appelkompott“ aufgetischt, denen am Abend eine frische „Obe-Doogh-Rial“ (Joghurt – Gurken – Suppe) folgt…mmmhhh!

Dann heißt es Abschied nehmen von den vier uns so lieb gewonnenen Isfahanis! Herzliches Drücken und der Wunsch sie irgendwann in unserem zu Hause willkommen zu heißen begleiten das Winken und die Gedanken.

 

Yazd – Kerman – Shiraz (15. – 20.08.)

Von Leonie

Nach diesem tollen Einstieg, geht es nach drei Tagen weiter. Es ist kein Problem einen Bus nach Kerman zu finden, die Fahrer rufen mit lauter durchdringender Stimme die jeweils angefahrenen Städte über den Platz: „Tehran, Tehran, Tehran!“, „Shiraz, Shiraz, Shiraz!“, „Kerman, Kerman, Kerman!“ So sitzen wir wenige Minuten nach Ankunft am Terminal bereits im Bus. In Kerman sind es Leila und ihre englischsprachige Freundin Nargess, die uns erwarten. Zwei taffe Frauen, die sich mit Radfahren und Bergsteigen ihre Freizeit gestalten. Leila wohnt, unverheiratet, alleine in einer Wohnung, was für iranische Verhältnisse untypisch ist. Beide sind sehr interessiert an unseren Abenteuern und Leila selbst bereitet sich gerade auf eine geführte Radtour von Baku nach Batumi vor. Die beiden sind sehr bemüht uns ihre schöne Stadt näherzubringen und so geht es nach erfrischender Melone und leckerem Chai gemeinsam zu einer kleinen Stadtranderkundung und zum weiter außerhalb gelegenen Fathabad Garten, einer persischen Gartenanlage. Kashk Bademjoon, gemeinsam mit vielen nachtschwärmenden Iranern im stimmungsvollen Park schmausend, klingt der Abend schließlich auf den persischen Schlafmatten in Leilas Gästezimmer aus.

Der große alte Bazar mit seinem geschäftigen Treiben, den Innenhöfen und der angrenzenden Freitagsmoschee bieten alles an nützlichen und weniger nützlichen Waren. Tomaten, Gurken, Käse und Brot finden ihre Abnehmer und Verzehrer im anliegenden Fleckchen grün inmitten des Straßenkreisels. Der Tag verfliegt wie im Nuh, bei guter Stimmung während dem gemeinsamen Abendessen wandert die Unterhaltung mit Hilfe von Hand, Fuß und der englischen Sprache über das Leben im Iran, die Religion und deren Auslegung zum Reisen und Entdecken neuer Menschen, Länder und Kulturen. Kurz zweifelnd, ob wir tatsächlich noch heute in den Nachtbus nach Shiraz steigen sollen oder doch den schönen Abend hier ausklingen lassen.

Früh am Morgen stehen wir in Shiraz, zur selben Zeit, etwa 10km westlich von uns, hat Asad bereits sein allmorgendliches Fitnessprogramm absolviert und erwartet uns im eigens für Radreisende bereitstehenden verwaisten Kinderzimmer seines, nun in Stuttgart studierenden Sohnes Ehsan. Bevor wir jedoch in unserem Zimmer, ausgestattet mit Bett, Tisch und Stühlen, die Toilette gleich nebenan, in der „Pension Asad“ unser Frühstück einnehmen können, wehren wir die Taxifahrermeute ab, “Mister Mister, Taxi! Taxi! Taxi, Mister!“ ruft es uns aus allen Richtungen ununterbrochen entgegen. Alles „No!“, „Nein!“ und „Na, merci!“ helfen nichts, bis wir zur typischen Geste für nein greifen. Ok, verstanden, es wird nicht mehr gefragt! Stattdessen finden wir, getrennt nach Geschlechtern im Stadtbus Platz. Asad, mitte 60, senior-schlank, spricht sehr gutes Englisch, scheint froh über den wechselnden Besuch zu sein, denn er unterhält uns immer wieder mit kleinen Geschichtchen und Anekdoten. J Seine Frau Farkhonde bekocht uns vorzüglich, so wie bereits von Ehsan in seinem Warmshower-Profil ankündigt, leider sehen wir sie sonst kaum und auch das Ehepaar scheint wenig in Kontakt miteinander zu stehen, solange es nicht um die Essenszubereitung geht, die absolut in Farkhondes Hand liegt.

Ausgiebig ausgeruht wird gegen Abend der nächstgelegene Park für einen Spaziergang genutzt und bunte Unterhaltung stellt sich an jeder Ecke ein. Sei es mit Ben, einem backpackenden Australier, vielen Iraner die für kurz oder länger an unserem Gespräch teilnehmen oder die verschiedenen Bäcker in deren heiße Stuben wir nur zu gerne lucken. Es ist schön diese Offenheit und das ganz selbstverständliche aufeinander zugehen und miteinander ins Gespräch kommen wieder zu erleben.

Nicht nur die Stadt erschließt sich uns ein wenig in den nächsten Tagen, auch den Garten der Familie, 30km außerhalb der Stadt dürfen wir besuchen. Äpfel-, Nuss- und Feigenbäume sowie Trauben und Granatapfelsträucher, deren Früchte auf das Ernten warten, stehen trocken auf ummauertem etwa 40 x 40m Boden. Das im Süden des Landes herrschende Wasserproblem wird uns wieder vor Augen geführt. So richtig zum Entspannen läd uns der wüste, trockene Garten nicht ein. Das lässt auch Asads Zeitplan nicht zu, denn nach dem Erklimmen des nächsten Berges im Laufschritt unter glühender Hitze fahren wir schon wieder zurück ins naheliegende Shiraz.

Mit dem Bus in die Stadt, durch kleine Sträßchen, vorbei am regen Bazartreiben kommen wir am Grabmal des Shah-e Cheragh raus, den man, im Gegensatz zu den meisten Moscheen umsonst besichtigen kann. Der Schador, für Touristen weiß, sodass man wie ein weißes Schaf in der schwarzen Menge sofort heraussticht, liegt am Eingang bereit, die einheimischen Touristenführer sind direkt zur Stelle und führen uns, auch wieder getrennt, durch die riesige und prachtvolle Anlage. Wir bummeln von Moschee zu Moschee, über den großen Bazar, der in der Hauptsache aus Plastikkleidung und Stoffen besteht hin zum Park um dort bei iranischem Picknick die Eindrücke von dieser deutlich größeren und touristischeren Stadt, bei frischen, nur so im Munde schmelzend-süßen Datteln auf uns wirken zu lassen.

 

Tehran – Yazd (08. – 15.08.)

Von Leonie

Mit einigen „allahu akbar“ – Ausrufen, Applaus und Freude setzen wir, nach den nicht unerheblichen Turbulenzen am Nachmittag, sanft in der untergehenden Sonne am tehraner Imam Khomeini Flughafen auf. Schnell sind wir im Flughafengebäude und ebenso schnell, das Abendgebet steht vor der Tür, haben wir unser zweites iranisches Visa im Pass, deutlich teurer als vermutet, jedoch on-arrival. Das Gepäckband hat längst aufgehört seine Runden zu drehen als wir unsere Räder, sowie das Gepäck in der hintersten Ecke erblicken, alles weitestgehend unbeschadet, was ein Glück!

Philipp beginnt sogleich mit dem Zusammenbau der zerlegten Räder, während ich mich auf der nebenstehenden Bank ausstrecke, zitternd, dick in den Schlafsack eingepackt, so ganz unbeschadet habe ich den Flug leider nicht überstanden und mir einen Infekt eingefangen.

Am frühen Morgen, mäßig ausgeruht, satteln wir unsere Räder und finden nach einigem hin und her die richtige Straße, die uns zur Autobahn und dann in ca. 30km nach Tehran bringen wird. Für einen Tag im Sattel, wieder auf der Straße, es ist gewohnt heiß und die Überholenden hupen, lachen und winken uns herzlich zu. Mein gesundheitlicher Zustand lässt zu wünschen übrig und so bin ich froh, als Tehran näher und näher kommt. Nach einigem bergauf, bereits mehreren Einladungen zu Tee, Eis und Wasser, stehen bzw. sitzen wir endlich bei Ahmad und Saeedeh im Stadtteil Jusuf Abad vor der Türe. In der ohnehin nicht langen Wartezeit werden wir von Mehdi angesprochen, dessen Heimat Maku im Nordwesten ist. Eben dort, wo uns K1 im letzten Jahr einen wunderbaren Einstieg in den Iran bereitet hatte, sogleich schießen wir ein Bild, welches K1, unser gemeinsamer Freund, wenig später erhält, was ein Zufall!

Es ist nicht Ahmad, der uns die Türe öffnet. Sein jüngster Sohn Amir Ala (25) begrüßt uns jedoch ebenso herzlich, wir fühlen uns gleich wieder wie zu Hause in bekannter Umgebung. Diese, das angekommen sein und eine Dusche führen bei mir zu einem gnadenlosen Systemabsturz, der mich den Rest des Nachmittags bis hin zum nächsten Morgen abwechselnd schwitzend und frierend im Bett verbringend lässt. Philipp wird unterdessen direkt zum Besuch zu Freunden der Familie eingeladen und verbringt den Abend in entspannter Atmosphäre mit Ahmad zu Hause.

Entspannte Tage, auskurierend, mit Tee, Inhalation und sonstigen Hausmitteln umsorgt, ermöglichen mir der Einladung von Ahmads Vater Jafar zum Familienessen zu folgen. Es ist schön bekannte Gesichter der Familie wiederzusehen und weitere Tanten, Onkels oder Cousins kennenzulernen. Der über 80jährige Kopf der Familie genießt sichtlich das muntere Treiben, Lachen und Erzählen seiner Lieben. Auch Saeedehs Familie dürfen wir am nächsten Abend kennenlernen. Es ist noch lebhafter mit kleinen Kindern und viel Gelache der drei Schwestern. Bei allen Einladungen werden wir unglaublich verwöhnt! Obst, Nüsse, Trockenfrüchte und Gebäck als Vorspeise, Safranreis, Salate, Gemüse und weiteres Obst, Eis oder Süßes als Nachtisch…mmmhhh!

Wir packen kleines Gepäck, in zwei Rucksäcken soll alles sein, was wir die nächsten Tage benötigen. Noch einmal zum Essen zu Verwandten, bevor wir am späten Nachmittag die tehraner U-Bahn in Richtung Bahnhof besteigen. Wir fahren mit dem Zug! Im Bahnhof erwartet uns das übliche Gewusel und wie in China ist es, erst als die Bahn am Gleis steht, gestattet den Bahnsteig zu betreten. Freundlich bekommen wir unsere Plätze zugewiesen und sind erstaunt, als Snacks, Wasser und Kopfhörer für das Fernsehprogramm verteilt werden. Gemütlich geht es Richtung Süden, es ist bereits 01:30 am frühen Morgen, als wir Yazd, die alte Oasenstadt erreichen. Mohammad heißt uns am frühen Morgen herzlich willkommen und wir fühlen uns gleich wohl und heimisch bei dem energiegeladenen Mitdreißiger, der perfektes Englisch spricht und immer ein breites Lachen im Gesicht hat. Die nächsten Tage verbringen wir in seinem Haus so untypisch iranisch, wir dürfen mithelfen, selber kochen und den Abwasch machen, es ist herrlich und wir genießen die, leider immer nur kurze Zeit mit Mohammad, seiner Frau Mahboobeh und der quirligen Tochter Anita. Täglich nach dem Frühstück ziehen wir los, die Stadt zu erkunden. Yazd ist traumhaft! Eine der ältesten Städte des Irans mit einer bezaubernden Altstadt, kleinsten Sträßchen, alten Häusern, die alle mit Lehmputz verputzt sind, imposanten Moscheen mit unglaublich schönen blau-türkiesen Mosaiken, Häuser mit Windtürmen, die als antike Klimaanlagen dienten und natürlich voller netter und interessierter Iraner.

In den nächsten Tagen stößt Verena, eine Soloradlerin entlang der Seidenstraße auf dem Weg nach Osten hinzu. Ebenfalls soloradelnd ist auch Lotta unterwegs, die muntere Finnin, die bei Mohsens Familie in Maschhad einkehrte, während wir durch Mohsens Handy aus Kuala Lumpur bei Skype vor wenigen Tagen durchgewunken haben. Es ist schön mal wieder Raderlebnisse zu teilen! Mohammads Einladung folgend, besteigen wir am Nachmittag die Türme des Schweigens, dies sind beeindruckende Berge auf denen die Toten der Zoroastriens (eine sehr alte Religion die um das 5 Jhd. v. Ch. vor allem im iranischen Raum verbreitet war und heutzutage immer noch einige Anhänger dort hat) luftbestattet wurden. Am Abend dürfen wir sprachinteressierte Iraner in Mohammads Sprachschule kennenlernen, die vermutlich ebenso nervös sind auf Englisch zu sprechen, wie Verena die sich um ihre anstehende Busverbindung nach Isfahan sorgt, und ihnen einen Einblick in unsere Reise ermöglichen, bevor es zu Mahboobehs Kunstatelier geht.

 

Singapur – Tioman – Kuala Lumpur (27.07. – 08.08.)

Mit einer fetten Rechnung des NUH im Rucksack* erreiche ich mit neu geschöpftem Vertrauen gegen Abend den Busbahnhof Mersing. Ich kann mich bei Omar zwischenlagernd für eine Nacht, neben unseren bereits dort geparkten Fahrrädern, ausbreiten und stehe am frühen Vormittag noch immer wacklig aber mit gedrückter Resettaste im Aguna Resort.

Alle vergewissern sich über den Philipp in Farbe und sind überrascht und erfreut über Kontrast und Appetit des für Wochen Verschollenen. Arbeiten, schnorcheln, quasseln, wandern, kochen, mit Genuss essen und am Ende zusammen mit Marco, dem Neapolitaner und Denis, dem bosnisch – kroatischen Münsteraner, an einem Tisch mit Ying die Zeit genießen! Was hatten wir für fantastischen Spaß, beim Stühle schmirgeln mit Denis, der versunken in die unauffindbaren Tiefen einer Frau, den Pinsel der Zeit nutzt, um im Sonnenuntergang eine zweite Karriere als Raucher einzuleiten, mit Marco ohne weibliche Radreisepartnerin, die seine umfangreichen Geschichten sonst gnadenlos beschnitten hätte, oder mit Alison und …., die als Ersatzteam mit dem Rad aus Indonesien kommend auf dem Rückweg nach Frankreich wie wir einen längeren Halt einlegen wollen.

Feste drücken wir die, die wir zurücklassen und bereits am Abend sind wir, nach dem heutigen Busride in Kuala Lumpur um Mohsen und Mojtaba zu besuchen und uns langsam auf den Abflug vorzubereiten. Mohsen, in seiner Erscheinung der Gleiche wie vor genau einem Jahr in Maschhad, hat in Abneigung zum zweijährigen Militärdienst im Iran, eine spontane Übergangsheimat in  Malaysia gefunden. Gemeinsam mit Mojtaba der voller sprudelnder Freude über uns als Freunde von Mohsen so viele typisch, iranische Fragen stellt, stimmen wir uns ein, auf persisches Flair. Das nur durch Roti Canai und den Englischunterricht, den Mojtaba besucht unterbrochen werden. Der Mohsen in Malaysia ist gewachsen an seiner Entscheidung im Ausland zu studieren, auch wenn seine Wahlheimat nicht seiner 100% Vorstellung entspricht, sind unsere Gespräche so offen und tolerant, dass wir uns am Ende in enger Freundschaft von den beiden Jungs verabschieden und Grüße in ihre Heimat bringen.

Ying Hon, ein Freund von Ying, ist unsere letzte Bekanntschaft und Gastgeber in der südostasiatischen Hitze. Ein cooler Typ mit einem Kühlschrank so voll beladen mit unglaublich leckeren Köstlichkeiten. Bereits zwei Fahrradboxen sind organisiert, als er uns zu selbstgemachten Hamburgern und Meloneneisshake in seine Wohnung bittet und später mit Wissen und Erfahrung für Radverpackung zur Seite steht. Mit der Waage separieren wir unser Gewicht auf unser Gepäck und am frühen Morgen sitzen Leonie und Ying Hon im Auto, ich  zerquetscht unter der Rückbank und zwei schweren Fahrräder über mir. Mit Dankeshymnen am Gepäckwagen und einem Gefühl von erschöpfter Faszination für Land und Menschen geht eine verrückt heiße Zeit in Asien zu Ende.

Vielen Dank an Alle die wir kennenlernen durften!

* ca. 5000$

 

Tioman – Singapur (14. – 27.07.)

Fünf Tage liege ich in einem Isolierzimmer ohne Kontakt zur Außenwelt, die Blockbuster, alle zum dritten Mal gesehen, kenne ich mittlerweile auswendig. Leonie kümmert sich rührend um mich und organisiert die Kontakte zum Versicherungsschutz, wäre sie doch gerne länger auf der Insel geblieben! Nach sieben Tagen darf ich das Spital verlassen, gerade rechtzeitig zu Leonies Geburtstagsfete. Bis zu meinem Kontrolltermin vergeht eine weitere Woche und als abzusehen ist, dass ich halbwegs auf den Gräten stehen und sogar Treppen gehen kann, fährt Leonie voraus um die verbleibende Zeit mit Freunden auf der Insel auszukosten. Mir geht es tatsächlich besser! Ob nun die Zeit als solche oder der Mix an Tabletten mich regeneriert hat? Alle Tests, die im Verlauf negativ ausfielen, konnten zu meinem Verständnis nicht die Ursache meiner Krankheitsphase erläutern. Wai Ying, die in den zwei Wochen unsere Gastgeberin war, ist am Ende wie ich überglücklich, mich mit mehr Farbe zurück nach Tioman verabschieden zu können. Ihr gilt, neben dem qualifizierten medizinischen Personal und Leonie, die alles hat stehen lassen um ihren Reisepartner in letzter Stunde zu retten, mein persönliches Dankeschön.

Singapur? Es ist der südlichste Punkt unsere Reise, eine andere Welt, schillernd, schnell, himmelhoch und magnetisch für die Menschen Asiens. Doch der Alltag dreht sich vor allem um Arbeit, monotone Häuserblocks, Konsum und den Besuch des nächsten Hawker – Foodstores. Gefangen in Singapur, vielen bleibt nur die Flucht und Suche nach kreativem Freiraum der spärlich ausfällt. Eine gute Adresse ist das Hostel „Tree in a Lodge“, ein Treffpunkt für viele Radreisende. Der Austausch untereinander und mit „Sk“, der in Sachen Radtourismus der up to date Informant für Asien und gleichzeitig Hostelmanager ist, empfängt alle seine Gäste mit offenem Reiseinteresse und teilt gerne seine Erfahrungen. Der Zufall war es, der uns bereits im Iran und später in Usbekistan mit seiner Schwester Phoebe in Kontakt brachte, weshalb wir SK mit Vorfreude ungezwungen und herzlich bei Bier und indischem Essen besser kennen lernen.

 

Mersing – Tioman Island (09. – 14.07.)

Die Fähre ist voll besetzt mit Touristen aus aller Welt, doch nur wenige verlassen das Boot am ersten Anleger, an dem uns Mr. Go der Besitzer des Resorts in Empfang nimmt und uns gleich weiter an Max einen Helfer aus Argentinien reicht. Ying, die energiegeladene, zierliche Frau, die uns als Neuankömmlinge in der Gruppe der Helfer begrüßt ist eine meerestief gute Seele. Sie ist die alles organisierende Allrounderin und voll in ihrem Element, wenn der Außenborder anspringt, sie mit einer Gruppe Schnorchelneulingen aufs Meer hinaus fährt, die auch wir oft begleiten dürfen, um dann Fischen, Schildkröten und Haien hinterher zu schwimmen. Erlebnisse wie aus einer anderen Welt.

Leonie genießt die Zeit auf der Insel sehr, Ruhe, gute GesprächspartnerInnen und traumhafte Umgebung, getrübt jedoch durch die Sorge um meinen Gesundheitszustand.

Nach dem zweiten Anlauf den Arzt in Tekek aufzufinden, was nur über ein Wassertaxi, das Schnorchelausflugsboot oder eines mehr als 2 stündigen Fußmarsches möglich ist, sind wir erfolgreich, war doch der medizinische Dienst im Zeitraum der Feiertage um das Ende der Fastenzeit, nicht erreichbar. Mit einer für meine Verständnisse üppigen Ladung an Antibiotikum, Schmerztabletten und Beilage, registriere ich jedoch auch nach der Einnahme über vier Tage hinweg keine Besserung und zu mehr als im Bett liegen und dem Weg von 30m zur Toilette bin ich nicht fähig.

Unterdessen ist Ulle bereits informiert und mit ihrer Empfehlung verlassen wir am siebten Tag die Insel in Richtung „National University Hospital Singapur“, welches ich so schnell nicht mehr verlassen werde.

 

Kuala Terengganu – Mersing (02.07. – 09.07)

Am Verkehrsaufkommen ändert sich in der Folge nichts, alle Hoffnung nährt sich an der Option auf Tioman Island, einer fünfzig Kilometer vor der Hafenstadt Mersing gelegenen Insel, für einen Monat in entspannter Atmosphäre im Resort Aguna für Kost und Logis unsere Arbeitskraft anzubieten. Ying die Managerin, selbst Radfahrerin, begeisterte Taucherin und versiert im Segeln, hat uns bereits ihr OK gegeben und erwartete uns in einigen Tagen an der Jetty. Doch es kommt erst mal anders.

Mit dem Tag des Aufbruchs aus „KT“ setzen mich Nackensteifheit und Schmerzen im unteren Rücken außer Gefecht, die Tage sind anstrengend wie zuvor und erst abends tritt im Liegen eine leichte Linderung ein. Zunächst mache ich mir keine ernsthaften Gedanken, auch Leonie hatte vor einer Woche ähnliche Symptome, die mit Schmerzmitteln nach zwei Tagen in den Griff zu bringen waren.

In Kuantan, bei Peh, Khai Lin und Ethan, ihrem kleinen Sohn, geht es mir denn auch bedeutend besser. Ihre Vorfahren kamen einst aus China. Wie sie, gehen ihre Kinder zunächst auf chinesische Schulen, lernen englisch vor malayisch und müssen später in der Oberschule in kürzester Zeit die Landessprache erlernen. Wir sind sehr spontan bei Peh und seiner Familie untergekommen, morgen fährt die Familie nach „KL“ für ein paar Tage Urlaub. Beide sind lebendig an Europa und den Schulsystemen interessiert, denn beide unterrichten an Schulen und sehen die Art und Weise, wie in ihren Einrichtungen Bildung verstanden wird, äußerst kritisch. Work – Life – Balance ist ebenfalls ein Wort, das öfter fällt und so unterhalten wir uns bis spät in die Nacht über das Leben in Malaysia und die weite Welt. Eine unterschwellige Unzufriedenheit schwingt bei den vielen Themen offen mit. Denn die Chinesen werden von den Malayen nicht vollwertig als Teil Malaysias akzeptiert und die Regierung arrangiert mit diversen Ausnahmeregeln, die das Leben vieler Chinesen benachteiligt, ihren Teil dazu bei.

Am frühen Morgen verabschieden wir uns, bedanken uns für die spontane offene Gastfreundschaft und wünschen erholsame Tage in Kuala Lumpur. Kaum sitze ich wieder auf dem Fahrrad schwellen erneut die Nackenschmerzen entlang der Wirbel und eine mit Kopfschmerzen geschmückte Dauererschöpfung befällt meinen Körper. Am Hinterrad von Leonie kämpfe ich mich über den Asphalt, denn der Blick nach links und rechts ist massiv eingeschränkt. Heilfroh über einen ruhigen Schlafplatz am Meer, setzt am Nachmittag ein Intervall an Fieberstößen meine Körpertemperatur auf eine Achterbahnfahrt. Unruhig über den Symptomverlauf, der uns an Malaria denken lässt, werfe ich die ersten Tabletten der Profilaxe in mich hinein. Am nächsten Tag kann ich nur mit aller Not, im großen Abstand zur vorausfahrenden Leonie die Spur halten. Langsam rollt am frühen Abend ein erneuter Fieberschub über mich hinweg ich folge dem Plan der Medizineinnahme und schreibe einen Email an unseren Tropenarzt:

Hallo Dr.,

Es ist bereits knapp 1 1/2 Jahre her, als ich bei ihnen als Patient mehrere Tropenimpfungen und Beratungsgespräche hatte und im Anschluss mit meiner Freundin auf Fahrrädern nach Südostasien aufgebrochen bin.

Gerade sind wir in Malaysia und ich hoffe ich kann sie über diese Email um medizinische Unterstützung (Rat) bitten.

Eine Woche nachdem ich über 4 Tage emens viele Moskitostiche gesammelt hatte, traten bei mir der Reihe nach folgende Symptome auf:

– leichte untere Rückenschmerzen

– Nackenschmerzen und Kopfschmerzen

– schmerzhafte Bewegungseinschränkungen der HWS beim Fahrrad fahren

– allgemeines Schwächegefühl

– Fieberschübe (heiße Stirn, Wangen und Füße) im Intervall von ca. 1-2 Tagen

– Bei leichter Tätigkeit -> Gefühl von erschwerter aktiver  Atmung

Nach dem zweiten Fiberschub, habe ich mich entschlossen das Medikament Riamet einzunehmen, bei Verdacht auf Malaria, welches ich am 09.07.2016 um 06:30 zum letzten Mal einnehme. Dann ist die Packung aufgebraucht.

In Mersing (Ostküste Malaysia) werde ich ins Krankenhaus gehen und nach einem Check-up bitten.

Nun meine Frage:

Sollte es sich um Malaria handeln, auf was muss ich im Anschluss achten? Medikamente, Radfahren, Ernährung?

Vielen lieben Dank im Voraus

Philipp Hilgert

Leider erhalte ich auf diese Anfrage nie eine Antwort und da mein Zustand eher schlechter lenkt als besser gebremst hat, suchen wir in Mersing das Hospital, um eine Einschätzung eines Mediziners zu erhalten. Man versichert uns die gleiche medizinische Versorgung in demselben Umfang auf der Insel zu und nach kurzer Diskussion entschließen wir uns die Fähre nach Tioman Island zu besteigen.

 

Tak Bei – Kuala Terengganu (22.06. – 02.07.)

Maysia, true Asia!

Mit einem hausgemachten mit Zitronensaft und Fischsoße gedressden Papayasalat, eigens gedampften Gauniau und einem Teller Gurkenschnitzen mit Gartenkräutern, verlassen wir Thailand. Die Zeit des Klebereis und der leckeren kleinen Bananen ist von dort an vorbei!

Wie in Kambodscha ist in Malaysia die Durian „King of the Fruit“ und wie in anderen muslimischen Ländern, steht die Wassermelone hoch im Kurs. Das Leben auf der Straße, so kommt es uns vor, ist an Menschen stark reduziert. Der Fastenmonat lässt sie bis in die Mitte des Tages dösen und wenn die ersten Böller und Feuerwerksraketen am Abend in den Himmel steigen regt sich bereits ein buntes Treiben auf den Essensmärkten um in gläubiger Gemeinschaft das Fasten zu brechen. Ausgenommen sind von diesem Treiben die chinesischen Malayen, die vor etwa drei Generationen aus dem fernen China, auf der Suche nach Arbeit in Malaysia eine neue Heimat fanden und ihre Kultur und Sprache bis heute bewahren.

In Kota Bharu der nördöstlichsten Stadt treffen wir zum zweiten Mal auf Tural, den radfahrenden Aserbaidschaner aus Baku mit dem Plan den Erdball einmal zu umradeln. Geschichten über den Pamirhighway und China werden aus der Erinnerung geholt und beim Abendessen wird laut über die meist gleichen Erfahrungen und Erlebnisse gelacht. Was uns jeden Abend unkonzentriert eine entsetzlich hohe Anzahl an Moskitostichen einhandelt, trotz Insektenspray, Rauchspirale und elektrischem Fliegentennis.

Der Klebereis, auch wenn wir ihm aus Gewohnheit nachtrauern, wird bald durch Roti Canai oder Nan aus eigener Produktion aufgewogen. Denn die Essensmärkte am Abend sind uns mit ihrem öligen Nasi Goreng oder dem Überangebot an Fleischgerichten nicht zuträglich und wie immer ist das frische Gemüse an den Verkaufsständen deutlich kostengünstiger und eigens zubereitet in Geschmack und Menge für uns ökonomischer.

Die Anzahl an Personen, die ihr Abendessen selbst zubereiten lässt sich nach unserem Empfinden an einer Hand pro hundert Einwohner abzählen, denn wenn die Massen in Scharen am Abend über die Essensstände herfallen und selbst einfacher Reis, fertig gekocht, in 3kg Portionen nach Hause getragen wird können wir keine bessere Erklärung für die Esskultur der „true Asia“ – people finden. So lässt sich auch die enorme Anzahl von Fast- und Junkfood Restaurants erklären, unabhängig ob einer Kette angehörig oder hausgemacht.

Drei Nächte lassen wir uns in Kota Bharu von den Insekten mit den Rüsseln melken. Danach ist unser Plan, der Reise zurück in die Heimat, deutlich näher als zuvor, unsere Taschen gefüllt mit Keropok (Fischchips), Nan und frischem Gemüse und der Tural breits eine Tagesetappe weiter südlich.

Bereits in „KB“ war uns das massive Verkehrsaufkommen im innerstädtischen Bereich aufgefallen. Jetzt auf den Hauptrouten zwischen den an der Ostküste gelegenen Städte bekommen wir den malayischen Auto-, LKW-, und Busfahrer zu spüren. Die Straßen gerade breit genug für zwei Autos, jeder Vergaser, ist das Vehikel noch so nah an einem Schrotthaufen, ist für ein ohrenbetäubendes Knattern aufgebohrt, seitlichen Abstand kennt man nicht und Überholen bei Radfahrergegenverkehr ist Nationalsport. Oft können wir nicht anders, denn Nebenstraßen gibt es kaum und so lassen wir unserem Ärger freien Lauf, fahren breit auf der Straße, dass wir als Teilnehmer oder zumindest als Hindernis wahrgenommen werden oder zeigen bei Ignoranz den Stinkefinger erigiert in Richtung Rückspiegel.

Radfahren in Malaysia is no fun at all!!

Deutlich entspannter ist das Gefühl wenn am Abend die Sonne im Meer vor dem Zelt untergeht, Kokusnüsse so groß wie Bowlingkugeln für das kommende Frühstück bereitliegen und es im Kochtopf leise köchelt. Zu unserem Glück sind wir nicht auf unseren Wasserfilter angewiesen, denn das Ersatzteil, das wir in Bangkok entgegengenommen hatten, war das falsche. Doch wie schon in Thailand sind in den Ortschaften meist Trinkwasserautomaten auffindbar, die gefiltertes Nass für wenig Geld in die PET-Flaschen abfüllen.

Bis auf die Höhe von Kuala Terengganu findet sich leicht ein ruhiger Platz am Strand, dann rasten wir erneut für drei Nächte in einem vollklimatisierten Hostel in der Stadt der Moscheen, riskieren den Kauf zweier Flugtickets nach sorgfältiger Bedenkzeit und sind uns einig, mit Tehran eine wahrhaft gute Entscheidung getroffen zu haben.

Bangkok – Tak Bei (08.06. – 22.06.)

Es ist der 08.06.2016 gerade stehen die Zeichen der Verdauung gut und auch wenn Ulle noch scherzt das wir uns nicht scheuen sollen ein drittes Mal in Bangkok einzufallen, verabschieden wir uns in aller Freundschaft und Dankbarkeit mit der Hoffnung die Familie wiederzutreffen.

Um nicht ein weiteres Mal durch Bangkoks Rushhour zu radeln bringt uns die eingleisige Eisenbahn im südwestlich gelegenen Stadtteil Thonburi 30 Kilometer weiter in den Vorort Samut Sakhon, wo Bahnhof und Marktgelände fließend ineinander übergehen und die Straße uns weiter nach Westen trägt. Am frühen Abend fällt der Entschluss an einem Tempel zu bleiben. Wir haben bereits geduscht, gerade zieht Leonie das Zelt aus der Tasche, da setzt aus der Festhalle uns gegenüber gelegen, laute schrillernde Musik ein. Nach 30 Minuten ist die Lautstärke noch der Rhythmus unverändert und es stellt sich heraus, dass dies der Auftakt für die Bestattung und Beerdigungsfeier am hiesigen Abend ist. Ohne Zweifel werden über 100 Gäste erwartet und an eine ruhige Nacht ist keinesfalls zu denken. Das Lager wird abgebrochen, die Räder gesattelt und das Licht der Fahrradlampen wirft einen langen Kegel voraus in der Hoffnung möglichst bald eine Schlafmöglichkeit zu finden. Links der Straße an einem Tor in dessen Einfahrt ein Auto steht und zwei Männer zu Werke sind biegen wir ein. Erst ist man sich nicht einig, dann tritt eine Frau auf den Hof und winkt uns hinein auf ein großes Anwesen, welches am Ende durch einen kleinen Kanal begrenzt wird. Schnell und in aller Eile wird das Zelt installiert, die Schlafmatten aufgepustet und die Räder gegeneinander arrangiert, dann löschen wir das Licht im Garten und bringen die letzten Moskitos im Innenzelt zur Strecke. Besser konnte es nicht laufen, in aller Stille fallen wir in den Schlaf.

Salzfelder, Salzschieber, Salzlager und eintönige Straßen ohne Baumbewuchs prägen den kommenden Tag. In Cha Am, einem kleinen Provinzstädtchen weicht die Salzindustrie dem Tourismus und wir weichen ab ins Landesinnere auf der Suche nach Paul und Natt einem australisch-thailändischen Paar, dass im Nachbardorf auf einem riesigen Areal in Schiffskontainern mit drei Hunden Stellung bezogen hat. Gerade ist Paul alleine mit dem Innenausbau beschäftigt, seine Frau ist geschäftlich in Bangkok. Auf der zentralen Wohnterrasse findet das Zelt einen wahrhaft entspannten Platz. Der Ventilator wird in Richtung des Zelteingangs ausgerichtet, dann brummen wir mit Paul in sein favorisiertes Restaurant und werden glatt eingeladen 🙂 Thailand: für einen Australier das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Am Morgen gibt uns Paul  seine persönlichen Empfehlungen für die folgenden Streckenvarianten und schon rauschen wir wieder vorbei an Kanalstraßen, Resorts und kleinen Straßenshops, auf der Suche nach Frühstück in Form eines Papaya Salats. Seit der Schwarzmeerküste ist es unsere zweite Phase vorbei an offener See zu radeln. Thailand teilt sich die langgezogene Landmasse auf fünfhundert Kilometern mit Myanmar. Der Küstenstreifen fast an seiner engsten Stelle knappe zwölf Kilometer bis er sich später wie der östliche Schuh von Italien ausdehnt und mit den Zehenspitzen auf Malaysia zu stehen scheint. Die Zehen tragen, der Regierung nach, roten Nagellack, denn die Provinzen sind mehrheitlich von malayischen Muslimen bewohnt und kämpfen seid Jahrzenten für ihre Autonomie im buddhistischen Königreich.

Wir genießen das Meer und die Sandstrände auf wilde Art, denn nicht immer ist es möglich an der Kontrastgrenze zu Land und Wasser zu reisen. Es wechselt sich die Fisch- und Krabbenindustrie mit der Tourismusbranche ab, mal unterbrochen durch einen Nationalpark, dann sind es Kokosnussplantagen und weiter im Landesinneren Palmöl- oder Bananenplantagen. Doch auch die wilden Strände, an denen die einheimischen Fischer noch ihre Ruhe haben, lassen sich mit etwas Geschick aufspüren. Es sind gleichzeitig unsere Lagerplätze, ob für die Mittagshitze oder das Nachtquartier, sie sind der entspannte Kontrast zu den lauten Highways, die gelegentlich unvermeidlich sind.

Zur Dämmerung finden wir uns abwechselnd wieder in Bauruinen zwischen Luxushotels, an einem am Strand gelegenen Tempel, danach in einer Schutzhütte für Fischer, an einem unbewohnten Wochenendhaus mit Meerblick oder an einsamen Stränden. Doch allein sind wir nie, immer ist sämtlicher Hausrat, Plastikmüll und Fischereiequipment am Strand unser höchst bedenklicher Zivilisationsnachbar.

Als wir uns den roten Provinzen nähern, hat die Fastenzeit der Muslime bereits begonnen, weshalb wir zur Mittagszeit ein Restaurant für Papayasalat aufsuchen, das von Thais betrieben wird. Das Militär und Sicherheitspersonal ist hier flächendeckend präsent. Alle zehn Kilometer oder an Kreuzungen steht ein Checkpoint und alle fünfhundert Meter weit stehen zwei schwer bewaffnete Soldaten. Angst macht uns einzig die Erscheinung der Soldaten, die Menschen auf der Straße sind super nett und da die Provinzen vom Tourismus und der Förderung durch die Regierung abgeschnitten sind, ist ihr Interesse an fremden Reisenden nochmals höher. Als wir zwei Tage später die Grenze zu Malaysia mit der Fähre überqueren, haben uns die drei Tage im thailändisch-muslimischen Flair richtig gut gefallen.

 

Htee Kee – Bangkok (25.05. – 08.06.)

War das Klima am gestrigen Tag in den Keller gestürzt, so versuchte sich die Sonne heute von ihrer besten Seite zu zeigen. Dampfend steigt der gefallene Regen bereits früh gen Himmel, die Luft ist hmm… Hamam! Und unsere Körper sind schweißgebadet, hemmungslos überfordert, ohne Wind und kühlenden Effekt. Zudem liegt uns das letzte Essen aus Myanmar das wir kurz vor der Grenze zu uns genommen hatten ungewohnt unangenehm im Bauch und es wird sich bald zeigen, dass ohne Medikamente keine Besserung zu erwarten ist.

Am Wat Tham Pu Wa, in den OSM-Karten nicht erwähnt, etwa 15km südwestlich von Kanchanaburi in den Hügeln gelegen, ist die Tagesetappe zu Ende. Die Pilgerstätte wirkt wie aus dem Boden gestampft, eine Art Holidaypark für Wochenend – Buddhisten. Ein hässlicher Nachbau des Anchor Wat Tempels steht uncharmant vor dem Eingang einer großen mit betonierten Wegen versehen Tropfsteinhöhle, in der in jeder freien Nische eine Buddhastatur den Besucher entzückt. Auf dem großen Gelände steht eine Veranstaltungshalle, ein Kongressgebäude, Unterkünfte, sanitäre Anlagen, der große sitzende Buddha und der lange liegende Buddha wird gerade aus Beton gegossen. Uns entzücken die frei zugänglichen Duschen und Toiletten, nachdem wir längere Zeit im Schatten schläfrig auf der Parkbank gelegen hatten, denn unser Geruch hatte stets eine Wolke an Insekten zur Folge, die in gewohnter Ausdauer und unerschrocken ihrer Belästigung nachfliegen. Frisch geduscht vergewissert sich Leonie, ob es den vorbeilaufenden Mönch stört, wenn wir unser Zelt auf dem Arial aufbauen würden. Er lacht, eilt hastig davon und kommt zurück mit diversen Schlüsseln, um uns in einen der Bungalows einzuladen. Überrascht nehmen wir das Angebot wahr, eine junge Frau bringt uns zudem unglaubliche Mengen 3 in 1 Kaffee und kurze Zeit später sitzen wir auf der Veranda und bechern eine Tasse nach der anderen. Drei Nächte meinen es die Gastgebergötter bereits gut mit uns! Ganz anders ist unserem Magen und dem Verdauungsapparat zu Mute. Die Nacht ist durch eine vorzüglich funktionierende Klimaanlage zwar auf europäisches Niveau temperiert, doch die hohe Frequenz der Toilettengänge und die mäßige Qualität des Abgangs lässt den Körper und Bauch nicht zur gewünschten Ruhe kommen.

Mit einem gewaltigen thailändischen Frühstück, das uns in seiner Masse fast ins Kojakoma katapultiert, setzen wir unseren Mägen eine schwierige Tagesaufgabe vor und sind froh, dass es nach Kanchanaburi nur noch bergab in die Stadt geht. Dort schocken uns die für einen Massentourismus ausgelegten Hotels, Hostels, Gästehäuser, Tour- und Reiseagenturen, Burger- und Schnitzelhäuser nach Wiener Art und die Thaimassagestudios aus denen die schrumpeligen, hellhäutigen, meist stark behaarten Rentner ins Freie treten und sich für den Preis eines guten Abendessens für ein oder gleich zwei Stunden haben massieren lassen. Augen und Rosette zukneifen, einchecken und im BlueStar Guesthouse schnell erleichtert auf Toilette gehen! Es geht mir nicht gut, Leonie ist etwas besser drauf, ich sehe den ganzen Tag nur das kleine Bungalow von innen und bin froh, als die Kraft am Morgen reicht um das Fahrrad über die Treppen auf die Straße zu tragen.

Bangkok, das erklärte Ziel, liegt 150 Kilometer östlich, es braucht zwei per Anhalter Fahrten, von der uns eine missverstanden, direkt zum Phra Pathom Chedi, der mit 127m höchste buddhistische Chedi weltweit fahren und einiges an Ausdauer, dass wir am Abend völlig erledigt in Bangkok bei Familie Dramé ein zweites Mal vor der Türe stehen.

Als Sie uns die Tür öffnet, lacht sie uns ein „Willkommen zu Hause!“ entgegen und später am Abend sitzen wir zusammen mit ihr und Abdu beim Abendessen, wo jeder auf den neuesten Stand gebracht wird. Gerade ist Niymma auf Kulturklassenfahrt in Singapur, Abdu wartet gespannt auf das rein spanische Champeans Leage Finale und Ulle geht wie gewohnt ihrer Arbeit nach. Eben wie zu Hause.

Die Tage fliegen an uns vorbei, ich nutze zum ersten Mal meinen Versicherungsschutz, auf Grund meines anhaltenden Durchfalls und Erschöpfungszustands und gleichzeitig werden Ideen und Pläne zur Weiterfahrt mit all ihren Optionen gesponnen und oft wieder verworfen. Es dauert Tage bis sich unsere Route weiter Richtung Süden zu festigen scheint, ein erneutes Einreisen in Myanmar ohne eine sichere Zusage für ein Pakistanvisum, der Weg zurück über China, die Mongolei und mit der transsibirischen Eisenbahn nach Moskau oder doch mit der Fähre von China über Japan nach Vladivostok sind da bereits in weiter Ferne. Damit nehmen wir zugleich schweren Herzens Abschied von unserer „non – flight“- Reise. Denn auf dem Weg nach Singapur soll spätestens die Zu- oder Absage durch Pakistan zu radeln eintreffen und die Entscheidung fallen ob wir nach Kathmandu oder zurück nach Europa fliegen. Da sich die Sicherheitslage in Pakistan jedoch weiter zuzuspitzen scheint, glauben wir schon bald nicht mehr ernsthaft an ein Visum und unsere Pläne schweifen in den europäischen Sommer, auch wenn es später alles ganz anders kommen soll.

Bagan – Dawei – Hteekee (18. – 25.05.)

Der Plan B im Schatten des Taifun!

Es ist das Gefühl von Enttäuschung, dem nicht wahr haben wollen, wenn plötzlich die Entscheidung jemand anderes fällt. Zurück nach Thailand so viel ist klar, doch wieder über Mae Sot, das können wir uns nicht wirklich vorstellen und was soll danach kommen? Nach zerreisenden Diskussionen entschließen wir uns teils mit dem Rad, teils mit dem „Sprungreitturniert auf Schienen“ zurück nach Bangkok zu reisen. Unser Pakistan Visum liegt noch immer in der Schwebe, gut möglich das es unterwegs Neuigkeiten oder gar eine positive Rückmeldung gibt und die Karten neu gemischt werden. Also raus aufs Rad, raus aus Bagan und hinein in den Regen. Denn gerade als wir auf den sandigen Pisten durch die weite Ebene der riesigen Tempel manövrieren, setzt der erste Regen des sich anbahnenden Taifuns ein. Als der Bahnhof zehn Kilometer entfernt in Sichtweite kommt, sind die Pläne bereits die Sonne von Gestern und das triefende Nass unserer Kleidung lenkt uns direkt zum Ticketschalter.

Das Ziel oder die Idee ist, die Grenze zu Thailand auf der Höhe zu Bangkok zu überqueren. Das bedeutet mit dem Zug bis in den äußersten Süden des Schienenverkehrs zu hopsen und in Dawei, der letzten Bahnstation entlang der Küste, den Weg durch die Berge zum Checkpoint zu nehmen. Gesagt getan! Zwar ist es nicht möglich ein durchgängiges Ticket für Mensch und Fahrrad direkt in Bagan zu erwerben, doch es lässt sich in Erfahrung bringen, dass wir stets mit einem Anschlusszug rechnen können. Zwei Nächte und zwei Tage später erreichen wir Dawei, der Taifun wütet noch immer. Hinter uns liegt der Streckenabschnitt zwischen Mawlamyine und Dawei, der im dichtesten Urwald, in engen Tälern mit giftigen Steigungen der Diesellock und den Passagieren alles abverlangt. Die Szenerie ist beeindruckend! Mal hat man das Gefühl mit einem Flugzeug durch das dichteste Dickicht zu rauschen, dann schwebt man wieder durch Baum- und Bambuskronen und dabei rennt der Esel über Stock und Sein. Hält der Zug an kleinen Zwischenstationen sind gleich Frauen und Männer am Bahnsteig und bieten Leckereien aus ihrem Garten oder den umliegenden Feldern an. Mit etwas Glück kaufen wir von einer Dame die besten Bananen die wir in Asien je gegessen haben, so reif, süß und prall, das wir eine nach der anderen verspeisen und die Mitreisenden schon Scherzen, wann wir wohl zur nächsten greifen.

Am späten Abend, gerade als die Räder auf dem Bahnsteig stehen setzt es wieder einen heftigen Schutt Regen und als ein junger Mann die Tür zum Bahnhof öffnet staunen wir nicht schlecht! Auf dem Boden der riesigen Bahnhofshalle haben viele Reisende und Familien ihr Lager aufgeschlagen. Auf Bambusmatten, Decken, Plastiktaschen oder Longies liegen die kurzen Körper der einheimischen Reisenden, die später im Zug so einfach Platz auf oder unter den schmalen Bänken finden. Kinder tollen herum, aus einer Ecke hört man ein Baby kreischen und unter den undichten Stellen der Dachkonstruktion sammeln sich erneut die Wasserlachen. Im Trockenen beratschlagen wir kurz unsere Möglichkeiten und nachdem ein Polizist einwilligt uns auf der Empore übernachten zu lassen, schlagen auch wir unser Lager auf. Ganz selbstverständlich machen wir es uns in einer trockenen Ecke „gemütlich“ und schlafen bald ein.

Als wir uns am Morgen fertig machen um in Dawei ein Gästehaus ausfindig zu machen sitzen die meisten Reisenden bereits im Zug nach Norden und wir nach Westen auf den Rädern in die Stadt. Dawei liegt am gleichnamigen Fluss, der hier ruhig durch ein breites Tal fliest. Eingefasst durch die kleine Hügelkette im Westen, die zur Andamanen See abfällt und der im Osten gelegenen Berge des Nwalabo Taung Gebirges, hat die Stadt ihren eigenen Charakter ähnlich wie Pyay behalten. Die Strände sind zwar an mancher Stelle auf das unästhetischste für den Tourismus erschlossen, doch das betrifft die Stadt wenig, da hier allenfalls das salzige Meerwasser den Fluss hinaufdrückt, sonst aber kein Strand in Sicht liegt. Die Menschen sind herzlich und offen. Stadtgespräch ist meist der im Bau liegende „industrial corridor“ der inklusive eines neuen Hafen in Dawei in Planung liegt und später Waren über die Berge nach Thailand oder in entgegengesetzter Richtung aufs Meer bringen soll. Man hofft allgemein auf besser bezahlte Jobs und unterhält sich über die junge Generation, die meist auf dem Sprung ist in Thailand, Singapur oder Malaysia nach einem solchen zu suchen.

Am Nachmittag lässt sich die Sonne blicken. Die kleinen Straßen beleben sich, an verschiedenen Ecken kosten wir die Küche aus Dawei und stolpern mit unserer Mustervorstellung über den Markt auf der Suche nach einem attraktiven Longie und einer verlässlichen Information über Qualität und Beschaffenheit der Verbindungsstraße von Dawei nach Htee Kee, dem Grenzübergang nach Thailand. Den Aussagen der Burmesen nach existiert die Straße. Asphalt, Feldweg, Auf und Ab, ein Mix aus Beschreibungen, eine versierte Einschätzung ist nicht auffindbar. Umso mehr sind wir erleichtert, als die ersten Schätzungen der Wahl zum Bundespräsidenten in Österreich hauchdünn gegen den ÖVP Kandidaten stehen. Genauso geht es den drei Reisenden aus Österreich, die sich andernfalls in Grund und Boden geschämt hätten und nun am Abend aufatmend mit uns vor der Tür des Gästehauses sitzen, Erlebtes austauschen und viel Lachen.

Mit der gleichen Sonne von gestern, Nan und süßen Kokosmilcheiern, liebevoll auf offenem Feuer in einer gusseisernen Backform gebacken, verlassen wir die österreichische Delegation und Dawei auf der asphaltierten Straße Richtung Westen. Grüne satte Wiesen, Reisfelder und dichter Urwald oder Betelnussplantagen zieren die Landschaft, nie war Myanmar so frisch und grün wie hier. Doch schon bald steigt die Straße durch ein Tal über den ersten Gebirgskamm und die Wiesen und Felder verschwinden. In einer engen Kurve kommen wir ungläubig ins Stocken, auf dem Hof einer Familie liegt ein fünf Meter langes Ungeheuer von Schlange, der ihr Kampf um Leben und Freiheit blutig ins Gesicht gezeichnet ist. Ich bin tief beeindruckt und gerade hat mich jeglicher Mut verlassen in dieser Gegend unser Zelt aufzustellen. Es sind kleine Dörfer die die Straße säumen und es zeigt sich, dass es eine Periode im Jahr geben muss, in der größere Mengen an Urlaubern entlang dieser Straße kommen, sonst wäre die Restaurantbranche nicht derartig ausgebaut. Zudem stimmt es uns zuversichtlich und schon hoffen wir auf eine durchgängig asphaltierte Straße.

Als sich die ersten schweren Wolken über uns zusammenziehen verlassen wir gerade eines der Dörfer die nicht im Kartenmaterial eingetragen sind. Um die Kurve steigt es nochmal an Höhe, dann fallen die ersten fetten Tropfen, der Blick fällt auf einen kleinen Tempel oberhalb der Straße auf einem Hügel, doch bevor wir die Auffahrt erreichen schüttet es sagenhaft aus den Pforten des Taifuns und wir retten uns halb nass, halb klamm unter einen Bambusverschlag, den auch ein Mopedfahrer bereits aufgesucht hat. Der Schotterparkplatz des dicht gelegenen Teehauses ist sogleich geflutet, der Tempel im Himmel versunken, nur vom Teehaus schimmert ein schwankendes Licht zu uns unter dem maroden Dach hinüber. Eilig hastet ein Mann von dort herbei und drängt uns Schutz unter seinem Dach zu suchen. Noch hoffen wir darauf, das der Regen wie die vergangenen Tage in den nächsten zehn bis fünfzehn Minuten wieder aussetzt, doch als er uns ein zweites Mal zu sich winkt und keine Besserung in Sicht ist, greifen wir beherzt unsere Fahrräder und warten durch schlammiges Wasser hinüber zu Soe Thu Htwe, seiner Frau, seinem Sohn und dem Bruder des Familienvaters. Er läd uns ein zu heißem 3 in 1 Kaffee, Bier, einem einfachen Reisgericht zum Abendessen und einem Schlafplatz im Trockenen. Ohne Zweifel hat es die Familie gerade nicht leicht, der Kleine ist am Husten, seine Mutter auf Grund einer Fehlgeburt körperlich und in Gedanken in tiefer Trauer, da sind die beiden Brüder mehr denn sonst gefordert und trotz seiner Beeinträchtigung Hilft der Onkel des kleinen Sprößlings, der hin und wieder ein Lächeln in das Gesicht seiner Mama zaubert, so gut und eifrig er kann. Zum Duschen wird uns ein zweiter Longie für Leonie gereicht, dann danken wir unseren Gastgebern und finden wohl duftend eine geruhsame Nacht ohne Angst vor Schlangen oder weiteren Regenschauern gleich neben den Verkaufstresen.

Nach Kaffee und den besten Wünschen ihrer- und unsererseits setzen wir den Weg am frühen Morgen fort. Kurz darauf endet der Asphalt in einem Dorf und nach dem Militärposten vor der Brücke führt eine ruppige Erdstraße flussaufwärts durch ein Gebiet, welches von einer autonomen Volkgruppe kontrolliert wird und ihr eigenes Militär stellt. Als die Straße in einer Flussbiegung das Tal des Flusslaufs verlässt, stehen wir fassungslos vor der sich aufbäumenden Steigung und unsere Augen klettern ungläubig suchend zum nicht sichtbaren Scheitelpunkt. Sofort ist klar, die Art der Steigung ist weder fahr-, noch schiebbar und selbst zu zweit an einem Rad werden wir all unsere Energiereserven an einem einzigen Anstieg lassen. Doch ein Blick auf die Karte verrät unmissverständlich, dass geschätzte zwanzig solcher und durchaus kraftraubendere Passagen folgen werden. Stur und unglaublich überzeugt starte ich den Versuch mein Rad gen Himmel zu schieben, während Leonie am Sockel vernünftig wartet und nur den Kopf schüttelt bei meinem Versuch Zentimeter für Zentimeterchen die Schwerkraft zu überwinden. Gerade sind es wieder glückliche vier Zentimeter auf einmal, da hält unten ein Pickup neben Leonie, der uns anbietet die Räder und uns auf die Ladefläche zu packen. Sofort willigen wir ein und nach fünf Minuten stehen wir konzentriert, mit festem Stand, einer Hand am Fahrrad und der anderen an einer Art Reling, die sich über die Fahrerkabine schmiegt, auf dem Pickup. Dann gibt es ein kurzes Zeichen, dass wir losfahren und schon klettert die Maschinen den Remmel empor. Nach jeder Kurve die über einen neuen Kamm ins nächste Tal sich biegt, zählen wir die Rampen die vor uns liegen und können nicht glauben, dass die Laoten hier ihre wahren Meister gefunden hätten. Kerzengerade legt sich die teils ausgewaschene lehmige Geröllspur in den Berg und hat an den verrücktesten Stellen annähernd zwanzig Prozent Steigungswinkel. Wer hier im Hang anhält oder liegen bleibt riskiert ein riskantes Anfahrtsmanöver, weshalb die meisten Fahrer unten mehrmals hupen um sich einer freien Bahn zu versichern.

Unterdessen setzt der Regen ein, ein junger Burmese mit Rucksack steigt mit zu uns auf und der Fahrer brettert sobald es das Terrain zulässt, mit aller Wucht der Grenze entgegen. Durchgefroren und klatsch nass, ist die Fahrt drei Kilometer vor der Grenze zu Ende. Der Fahrer lächelt und geht dann zu seinem Bauprojekt, das direkt am „industrial corridor“ liegt und später ein Restaurant werden soll. Wir danken und sind überglücklich, dass wir diesen Abschnitt hinter uns haben. Bis zum Grenzposten begleitet uns noch die Offroadstraße, die ihren Namen mit Stolz tragen darf. Danach sausen die Räder gleich auf gebügeltem Asphalt wie auf einer neuen Autobahn hinunter ins Tal.

Welcome to Thailand! Es sind nur wenige Meter nach einer Kreuzung als uns ein Mann auf Englisch anspricht, der an der Straße Betonelemente anfertigt, wo wir heute Nacht bleiben? Wir sind nicht sicher antworten wir. Sofort schlägt er vor in seinem Verschlag hinter seiner Garage zu nächtigen, es wäre alles vorbereitet, Radfahrer hätten dort schon häufig übernachtet. Toilette, Dusche, ein Dach und genügend Platz für unser Zelt. Klar, dass wir bleiben!

 

Yangon – Pyay – Bagan (09.05. – 18.05.)

Schon an der Fähre zeigt sich ein neues anderes Bild der Stadt, schippernde Gemüsehändler oder Fischer, die direkt von ihren Booten an den Anlegerpfosten, die Waren nach oben zu den Passagieren abverkaufen. Mangos, Ananas, Fische aller Art. In Dala präsentiert sich der Straßenmarkt, doch der Tag ist nichtmehr jung, die Sonne sitzt uns bereits im Nacken und so passieren wir schnell das bunte Treiben Richtung Westen. Die Straße ist qualitativ gut, an vielen Stellen wird sie von Arbeitertrupps sogar systematisch geflickt. Das sieht man bereits von weitem, wenn dicke Nebelschwaden aus der Ferne aufsteigen, dann lodert dort bereits ein energetisches Feuer unter alten zerbeulten Ölfässern in denen der Teer auf Verarbeitungstemperatur gebracht wird. In drei Schritten entsteht später der Straßenbelag. Erst werden Faustgroße geschlagene Steine im verdichteten Untergrund mit Teer verklebt, dann werden die Lücken mit einer Art Split abgepuffert und letztlich die Fahrdecke verteilt, glattgezogen und durch den passierenden Verkehr verdichtet, fertig! Der Gestank auf einem Bauabschnitt ist atemberaubend und nie ist es möglich genügend Luft für das Passieren in den Lungen zu speichern! Kaum ein Wunder, dass dieser Job von Frauen und Jugendlichen erledigt wird.

Umgeben so weit das Auge reicht, von Reisfeldern und Fischfarmen, die durch den Kanal der links wie rechts entlang der Straße fließt, gespeist werden, war die Option abseits der Straße zu campieren bis einschließlich der Mittagspause, gleich null! Es finden sich später kleine meist zerfallene Bambushütten, doch ein Zeltplatz ist auch bis in die Dämmerung nicht ansatzweise in Sicht. Körperlich ziemlich zerstört, biegen wir mit den Rädern auf einen fußbreiten Pfad ab, der zwei Reisfelder voneinander trennt um die nicht enden wollende Kanallogistik zu überqueren und gelangen nach ca. 500 Metern in eine belebte mit 300 Mönchsschülern, stattliche buddhistische Schule. Zu unserem Glück sind einige der Mönche mit der englischen Sprache nicht unvertraut und es lässt sich zumindest erklären, dass wir einen Platz zum Schlafen suchen und morgen weiterreisen werden. Das Wort „Reisen“ legt in diesem Moment den Schalter um und schon gleich wird das Essen serviert und süße Sirupgetränke gereicht. Kaffee, Tee oder Betelnuss alles steht zur Auswahl und eine Masse an Mönchen um uns herum. Es sind neugierige, fragende Blicke und eine Mimik, die zeigt dass sie amüsiert sind, wie hungrig wir beide sind. Zeit zu Bett zu gehen, frisch geduscht und schon wieder nass geschwitzt bauen wir unser Innenzelt im Freien nahe einer Stupa auf und können es nicht glauben, dass in diesem Moment die Soundanlage eingeschaltet wird und der gesamte Komplex bis hin in ferne Nachbarschaftshäuser mit einer immer wiederkehrenden Versreihe durch die Nacht bis zum Morgen ausdauernd von zwei sich abwechselnden Mönchsstimmen beschallt wird. Selbst Oropax bringen keinen nennenswerten Erfolg, umso erstaunlicher, dass um den kleinen Stupa die Mönchsschüler ihr Bett im Freien beziehen und kurze Zeit später eingeschlafen sind, trotz der Lautstärke und der nicht unerheblichen Anzahl an Moskitos.

Erschöpft aber mit guter Miene sitzen wir am Morgen bei Kaffee und Nudelfrühstück in der Tempelanlage. Es ist noch früh als Leonie zum Abschied nochmal kräftig klingelt und wir zurück auf unsere Hauptroute den Kanal überschieben. Als der Yagon – Pathein – Highway dazustößt und wir an der Weggabelung erstaunt dem Verkaufsgeschick der körbetragenden Frauen an der Bushaltestelle zusehen, die Obst, Wasser, Säfte, Kaffee und Reisgerichte auf ihren Köpfen an die Busfenster balancieren um dann das Geld entgegenzunehmen, wird klar, jetzt steigt das Verkehrsaufkommen bis wir den Irrawaddy kurze Zeit später überbrücken werden und ihm weiter nach Norden folgen. In einer Flussbiegung die gleichwohl Fähranleger als auch Anleger für die Kähne von Handelswaren dient, wird der Blick frei auf ein kleines Stück Leben am großen Strom. Schiffe mit Bambusholz legen gerade an, kleine Privatboote fahren hinüber nach Nyaungdon, eine Frau wäscht ihr Kleidung am Ufer und eine andere geht zurück auf den Sandansaugerkahn inklusive Beiboot, um ihrem Mann bei der Arbeit zu helfen. Sie lässt es sich nicht nehmen, kurz mit uns zu quatschen um uns dann eine Safttüte in die Hand zu drücken. Sie lacht und als der Kahn hinaus auf den Fluss fährt winkt sie beherzt zurück zu uns, die wir im Schatten stehen. Mit einem älteren Herrn, der sein wackliges Fahrrad schwer bepackt die kleine Böschung emporschiebt, setzen wir unsere Fahrt fort.

Es dauert allerdings nicht lange bis uns die Hitze zum Trinken unter einer kleinen Bretterhütte stoppen lässt, an der ein staubiger Weg hinunter in einen Hof führt. Erst rufen und winken ein paar Kinder „Mengelabaa“ hinter den Sträuchern und kichern dann davon, dann kommt eine junge Frau, die uns zu sich hinüberwinkt. Gerade getrunken und mit dem Blick auf die Wasserreserven gehen wir der Einladung nach und finden uns kurze Zeit später bei einem üppigen Mittagsessen in einem kleinen Tempel wider, deren Mönche gerade einen Ausflug unternehmen. Die Küche tischt auf und freut sich an unserem gesunden Hunger, die Kidis wedeln und fächern uns währenddessen frischen Wind zu und kichern nach jedem Wort Englisch, dass ihnen einfällt. Die Atmosphäre ist familiär, die Frauen und Kinder zählen insgesamt fünfzehn und nur ein Mönch ist im Tempel geblieben. Als wir zurück auf die Räder und die Straße deuten, schnellt eine Dame mit Bananen und Mangos aus der Küche hervor. Als wir versuchen das voluminöse Obst zu verpacken stehen alle interessiert daneben, um sich das Gepäck und die Taschen genauer anzusehen, dann geht es weiter mit viel Dank und einer herzlich winkenden Küche und ihren Sprösslingen.

Es ist heiß, das Wasser geht durch uns durch ohne das Leonie je von Erfrischung spricht, zudem sind die langen Nachmittage im Schatten keine wirkliche Erholung und so radeln wir mit Magendarmdysfunktion in den Abend und verstecken uns hinter einer alten Bahnschienentrasse auf einem trockenen Reisfeld.

Hinthada ist zwei Stunden von hier und damit das Gästehaus und ein erholsamer Tag nicht weit, so unserer beider Hoffnung. Halbwegs erholt, im Vergleich zur Nacht bei Tempelgesang, fast wettkampftauglich, rollt es gradlinig nach Hinthada mit kleinen Stopps an morgendlichen Frühstücksständen erreichen wir die geschäftliche Innenstadt. Nach mäßiger Verhandlungskunst und vier verschiedenen Hotels, die das Prädikat „lausige Pensionen“ tragen sollten, die für Fremde 25$/Nacht verlangen, verlassen wir die Stadt mit frischem Trinkwasser und einigen Süßigkeiten vom Marktplatz, um den inneren Frust zu überwinden. Die Straße wird im Anschluss zur Belastbarkeitsprobe für Mensch und Maschine. Wieder ein Nachmittag im Schatten in eigener Brühe in einem leerstehenden Straßenladen oder Restaurant. Die positive Stimmung ist vorsichtig ausgedrückt sehr verhalten, wenn ich meine Reisepartnerin richtig einschätze. Mir macht die Hitze nicht so sehr zu schaffen, solange es ausreichend Wasser zum Trinken gibt leidet meine Stimmung nicht wesentlich unter der Sonne. Doch der Tag und die Nacht sollten noch mehr für uns bereithalten.

Als wir nach viel Staub und wenigen Kurven in einem Dorf einfahren, werden wir zum ersten Mal die burmesische Eisenbahn in ihrer vollen und gemütlichen Pracht von außen bestaunen und ihr hinterherblicken, wie erst sie und dann der gesamte motorisierte Verkehr, Radfahrer und Fußgänger, die mit dicken Balken belegte Brücke überqueren. Einschließlich uns, die wir entzückt und vorsichtig die Drahtesel über das Stahlholzkonstrukt schieben. Da die Sonne bereits die Reisfelder küsst und eine größere Ortschaft meilenweit entfernt ist, sind wir bei den letzten Strahlen der sonst so erbarmungslosen Kugel, gehalten anzuhalten. Die Polizei auf dem Moped will uns nicht recht glauben, dass wir, so versuchen wir den Beamten zu versichern in Myanaung ca. 50 Kilometer von uns, im Gästehaus eine Bleibe finden werden. Ich zeige ihnen die Straßenkarte und Lichtanlage, doch wir setzen unseren Weg nicht alleine, sondern in Begleitung eines Beamten fort. Leonie schnell etwas ungehalten, wirkt gereizt nach der misslungenen Unterkunft und den belastenden Temperaturen. Ich versuche es mit einer „Stopp and Go“ – Taktik, mal Pipi machen, dann etwas trinken, kurz anhalten um sich von etwas zu vergewissern, die Karte checken, Luft pumpen und stetig gute Laune dem Beamten gegenüber verbreiten. Nach einer halben Stunde ist er plötzlich verschwunden wir schalten die Lichtanlage aus, wechseln zu den Stirnlampen und steuern in einen Hof eines Hauses und rufen vorsichtig „Mengelabaa“ um nicht gleich den oder die erste/n zu erschrecken. Ganz entspannt kommt ein junger Mann aus dem Haus, sofort lächelt er und wir fragen nach Wasser, welches im Haus aus der Leitung in unseren Duschsack schießt. Schnell reicht seine Frau Süßigkeiten und bleiben sollen wir natürlich auch bei Ihnen. Wir lehnen schweren Herzens ab, da wir die Situation mit der Polizei die noch vor zehn Minuten hinter uns fuhr nicht einschätzen können und der liebenswürdigen Familie keine Probleme bescheren wollen. Schnell ist der Facebook Account offen und wir werden Freunde, die sich verabschieden in die Nacht und die nach einigen Erdwällen Zuflucht im Mondschatten unter Zuckerpalmen finden. Schnell noch ein paar Steine nach Hunden schmeißen! Voilà!

Zum ersten Mal passieren wir am Morgen einen Ort der groß genug ist, um auf einem der Morgenmärkte einzukaufen und zu frühstücken. Der stationäre Markt ist noch im Halbschlaf da sitzen einige Frauen bereits mit ihren Waren entlang der Straße und breiten diese auf Planen oder Tüchern aus, andere haben ihr Angebot bereits fein strukturiert in einem Korb aufgestellt. Als wir zur Mittagszeit in Myanaung einradeln liegt eine lange Strecke voller Zuckerpalmenplantagen und eine skurrile Erdnussölmühle hinter uns. Die Menschen, stets beschäftigt den Zuckersaft zu ernten, im Flussbett Gras zu schneiden oder Reisfelder zu pflegen, winken uns mit breitem Lachen zu, wenn wir laut „Guten Morgen“ rufen. Am Ortseingang trocknet eine Frau gerade Mangofruchtleder auf dem Dach das sie uns kosten lässt. Dann geht es auf den Markt der gerade Mittagsschlaf hält und so essen wir buntes glibbriges Eis aus Topiakamehl, kaufen kleine Süßigkeiten aus dem Zucker der Palmen und eine spezielle Art Halva, die uns vorzüglich Energie bringt.

Der Platz für eine Nachmittagsrast ist nicht gleich gefunden. Zu steil fällt der Hang zum Irrawaddy hin ab und erst nach ein paar Versuchen finden wir einen kleinen Zugang, der im Schatten liegt. Doch leider ist zum Erholen zu viel Trubel und abermals wechseln wir die Lokation und finden uns später in einer Werft unter Bäumen wieder, wo die Arbeiter in ihren Pausen am kleinen Betelstand ihre Päckchen Betel kaufen. Die Schiffe die hier zusammengeschweist werden sind von großem Ausmaß, genau wie Leonies Schlaf, den sie auf einem Podest lange ausbreitet. Zeit genug um mein ramponiertes Schutzblech zu flicken, was mir unter den Augen der Betelkonsumenten dann auch gelingt. Unser Tag findet sein Ende nach einem kühlen Regenschauer, Abendessen an einer Raststätte und einer ersten Passkontrolle am Checkpoint, auf einem abseits gelegenen Hügel, gleich neben einer zerfallenen Hütte, deren Material wir als Sichtschutz um unser Zelt arrangieren.

Let’s go Pyay! Eine Stadt, die knapp 70 Radkilometer weiter nördlich am Irrawaddy liegt und aus Erzählungen Pagoden, Tempel und reichlich Flair verspricht. Sehr früh sind wir auf den Rädern, trotzdem sitzt bereits eine Gruppe Frauen unten an der Straße, wartend auf eine Mitfahrgelegenheit. Erstaunt verfolgen uns ihre Blicke Richtung Norden, als wir auf ihrer Höhe auf die Straße einbiegen. An der Straßenkreuzung die wir einige Stunden später erreichen, wo es nach Westen hin durch die Berge hinüber zur Küste geht und nach Osten zu unserem Ziel, finden wir einen Ort mit Markt, der uns für eine Weile, auch auf Grund eines Burmesen der gutes englisch spricht, halt machen lässt. Erst jetzt merken wir wie hungrig wir sind, war das Frühstück doch sehr spärlich ausgefallen.

Die Hügel vor Pyay rauben uns dann die letzten Reserven an Energie und  als die Sonne Leonie am steilen Hügel in Atemnot bringt, verbringen wir den Nachmittag unter dem Dach der Familie von Wing Khang, die hier eine kleine Raststätte unterhält, welche gleichzeitig ihr zu Hause ist. Wäre der Verkehr nicht so durchdringend laut und ein Platz zum Zelten weniger rumpelig und müllig gewesen, hätten wir die Einladung zu bleiben womöglich angenommen. Doch so entschieden wir uns auf den letzten Metern vor Pyay in den Bergen einen ruhigen Platz auszumachen, was uns kurze Zeit später, nach kurviger Abfahrt hinunter zum Fluss, unmittelbar vor der Brücke in einen Mangobaumgarten drängt. Im Schatten in Sichtweite zum gegenüberliegenden Ufer fallen über Nacht die Mangos von den Bäumen und weiter entfernt donnern die LKWs über die Brücke.

Mit Radtaschen voller Mangos, die wir am Morgen bei Sonnenaufgang aufgelesen hatten passieren auch wir mit einer Gruppe Frühsportrentnern den stets imposanten Fluss, der hier vergleichbar mit dem Rhein, verhältnismäßig stark von Schiffen jeder Größe befahren wird. Die Stadt hält was sie verspricht! Rund um den Shwe San Taw Pagoda füllt man sich prompt im Herzen Myanmars. Über eine kleine Gasse grüßt bereits von weitem ein riesiger sitzender Buddha und unterhalb der auf einer Anhöhe liegenden Tempelanlage bewahrt die Innenstadt mit ihren vielen Teehäusern, indischem, muslimischem und burmesischem Essen ihren Charakter. Drei Tage erstaunt uns die offene und freundliche Atmosphäre an jeder Ecke, früh morgens lebt der Markt und die Essensstände bieten mit den Teeküchen eine große Auswahl an interessanten und bekannten Snacks. Gegen späten Nachmittag und hinein in den Abend kommt das Leben dann erneut in Schwung und am Joghurtstand zwei Blocks weiter, wo gerade die Straße aufgerissen wurde, herrscht reges Treiben!

Es ist eine erholsame Zeit mit den Menschen aus Pyay und den wenigen Reisenden die wir treffen. So reift der Entschluss, am Abend des dritten Tages mit dem Zug die Strecke nach Bagan, welches als Zentrum der historischen Hochkultur in Myanmar galt, abzukürzen, um gleichwohl genügend Zeit für die Wegstrecke weiter Richtung Norden zu sichern. Viel hatten wir vom Zug fahren im Lande noch nicht gehört. Einmal erreichte uns eine Beschreibung: Als Fahrgast fühle man sich wie auf einem Esel auf zu kurzen Beinen! Diese Aussage sollte nur zu genau zutreffen und mit Spektakel im Wagon noch zusätzlich seine Würze verfeinern. Wir folgen also der Anweisung, den Bahnhof ca. Zwei Stunden vor Ankunft des Zuges aufzusuchen, welcher weit außerhalb der Stadt gelegen ist. Denn erst eine Haltestelle vor unsere Haltestelle, wird der Ticketschalter informiert, wie viele Plätze im Zug frei geworden sind und wie viele Fahrscheine er dementsprechend verkaufen kann. Der Kunde hat zudem die Wahl zwischen: Sleeper, First Class, Second Class oder Ordinary welche in der Ausstattung auf dem Boden festgeschraubten hölzernen Parkbänken gleich kommt. Wir entschließen uns für Ordinary! Eine gute Wahl, denn wir haben das Glück einen der selteneren bepolsterten Wagen besteigen zu dürfen. Wir werden zwar etwas ungläubig beschmunzelt als wir uns setzen, aber dann gewöhnt man sich an unseren Anblick und die Lock zieht sanft an in Richtung Bagan. Danach verliert die Fahrt all ihre Jungfräulichkeit und der Ritt hat zeitweise mehr mit einer Art Sprung-Reit-Turnier für Zugreisende zu tun, bei dem die einzelnen Zugabteile sich gegensetzlich von links nach rechts schaukeln und der Durchgang zum folgenden Abteil manchmal nicht mehr sichtbar ist. Zehn Stunden dauert unsere Fahrt durch die Nacht, die die meisten Passagiere auf dem Boden auf ihrem Tuch oder Ersatzlongie verschlafen, während bei jedem Sprung, schlafende Körper kurz abheben und in ihrer entspannten Schlaffheit sicher wieder ihren Platz finden. Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Verkaufskultur bei Busreisenden an Haltestelle? Am frühen Morgen verhält es sich praktisch ähnlich, außer das für die Zeit des stehenden Zugs die lecker duftenden Snacks und Kaffee-Akrobaten durch die Abteile balancieren uns laut ihre Waren anpreisen. Als die Räder mit uns am Bahnsteig stehen, sind wir froh, dass wir in Pyay erholsame Tage hatten und wir mit Ordinary gesprungen sind.

Bagan war natürlich wie Anchor Wat oder die ägyptischen Pyramiden einst Ort einer unvorstellbaren Hochkultur, doch der Ort „New Bagan“ oder „Nyaung U“ hat nichts von der Stimmung, wie Pyay oder Mawlamyine, er kostet zudem 25$ Eintritt pro Person, was das Betreten der weitläufigen Tempelanlagen, die verteilt auf einer Fläche so groß wie Freiburg aus Gestrüpp und Ackerland ragen erlaubt. Zur Zeit der Militärregierung wurde die Vermarktung von der UNESCO offen kritisiert, als es mehr und mehr den Anschein hatte, das Teile der Tempel von unqualifizierten Mönchen stümperhaft restauriert wurden und sich das Areal in eine Art Wall Disney anbahnte zu verwandeln.

Als uns dann am Nachmittag in unserem kleinen Zimmer die Nachricht über den geschlossenen Grenzübergang im Nordwesten erreicht, scheint unsere Rückreise von Myanmar nach Indien wie die Tempelanlagen zu bröckeln. Alle Infos die es zur Grenzschließung gibt sind wage, bis uns die Agentur, die uns die Permission verkauft hatte, das Geld in alten Dollarscheinen zurückgibt gab es irgendwie Hoffnung! Dann ist die Sackgasse plötzlich endgültig, die Stimmung weit hinter Pyay und ein Plan B nicht vorstellbar! Der muss aber her!

 

Mawlamyine – Yangon (02.05. – 09.05.)

Am nächsten Morgen füllen wir die zwölf 1L Flaschen, die uns das Gästehaus aus ihrem Sammelcontainer überlässt hinter dem nächsten Häuserblock an einem tiefen Brunnen nahe einer Müllkippe auf. Zuvor versichert uns die Dame vom Kiosk, dass das Wasser unbedenklich sei, denn noch immer ist unser Wasserfilter nicht funktionsfähig. Über die lange Thanlyin Brücke unter der der gleichnamige Fluss ins Meer ströhmt verlassen wir die grüne etwas verschlafene Stadt, in Richtung Norden entlang des Gebirgszugs der sich bis nach Thaton parallel zur Küste zieht. Es ist kein Spaß, mit der Straße die aus Osten in Thaton hinzustößt sind wir auf der Hauptverkehrsader Richtung Yangon. Der Verkehr, die Hitze, das Trinkwasser aus tiefen, fast ausgeschöpften Brunnen und das Versteckspiel am Abend im Wald der Gummibäume, wenn Hunde mit Steinen beworfen werden müssen, jedes kleine Geräusch oder Licht unser Versteck verraten kann und ab 04:00 Uhr morgens die Kautschukernte beginnt, dann ist das mit dem lauwarmen Essen von der Straße auch wenn es uns schmeckt, einfach zu viel für unsere Körper, inklusive 84km auf und ab. Im Basisort Kyaikto, der jede/n halbwegs gläubigen Buddhisten hinauf zum 35km entfernten goldenen Felsen bringt, nehmen wir vorlieb im Gästehaus HappyGuest bei Klimaanlage, Trinkwasser und Frühstück inklusive. Wir frosten uns unter 25 Grad und kochen im 6m² Zimmer Suppe mit Einlage! Dazu gibt es Kohletabletten und Ibuprofen gegen Kopfschmerzen für Leonie. Herrlich ein Tag wie für uns gemacht!

Nach einer lauwarmen Nacht, Frühstück und 100% Trinkwasser sind wir zurück auf der Straße. Zur Mittagszeit entfliehen wir der Hitze in ein Kloster, das an ein kleines Dorf grenzt und von alten Mönchen an der ein oder anderen Stelle geflickt wird. Es wird ein Ventilator arrangiert und RedBull für die Reisenden serviert. Mit müden Beinen radeln wir weiter, von Flügeln spüren wir nichts und gleich drei Kilometer später hängt unsere Hängematte unter Mangobäumen im Schatten, damit der Wind von den Feldern uns zur Ruhe kommen lässt. Im allgemeinen läuft der Tag suboptimal, denn nach der ausgedehnten Pause biegen wir mit dem Einverständnis eines Polizisten auf eine Nebenstraße ab, die, so bin ich überzeugt und überzeuge ebenfalls den Polizisten, nach Thanatpin führt, um den massigen Verkehr zu meiden. Leider zeugt die „Straße“ nur von Staub und einem abrupten Ende nach sieben ruppigen Kilometern, was die Stimmung natürlich leicht in Schieflage bringt. Zurück im Dorf suchen wir erneut die Abzweigung der besagten Nebenstraße und halten auf dem Erdweg an einem kleinen Kiosk, wo wir umringt von Jung und Alt Wasser tanken und frittierte Kräuter im Teigmantel mit scharfer Soße kaufen. Aus der Erdstraße wird eine staubige, steinige wellblechartige Frustpiste, die wir gerade zum Teufel fluchen, als ein Burmese auf dem Moped anhält und uns zu sich oder besser gesagt zum nächsten Tempel lotst, der keine zehn Minuten entfernt mitten auf den Reisfeldern steht. Die Räder werden geparkt, das Essen wird für uns auf dem Boden angerichtet und keine fünf Minuten später sitzen wir mit zwei Frauen und einem älteren Mann, die hier für das Wohl der Mönche und der Jungmönche sorgen beim Abendessen zusammen. Es ist spät die Mönche singen ihre Mantras, dann sollen wir ausgiebig duschen. Alle Ecken und Ritzen werden geschruppt, die Haare werden gewaschen und mit dem Becher aus der Tonne wird der eingeschäumte Körper mit einem kräftigen Schwapp abgespühlt. Frisch und blitzeblank dürfen wir vor dem ältesten Mönch und dem heiligen Buddha Platz nehmen. Es wird geplaudert, gelacht und von unserem Weg aus Europa nach Myanmar mit Händen und Füßen erzählt. Nach und nach finden sich vereinzelte Feldbewohner im kleinen Saal ein und bezeugen ihre Verbundenheit zu ihrem Gott dann wird weiter gelacht und nebenbei das Bett und ein Moskitonetz für uns mit Hammer und Nagel in den frischen Putz gepinnt. Gerade ist alles bereit um „Gute Nacht“ zu sagen, da bekommt einer der im Saal Anwesenden einen Anruf, den er kurze Zeit später an mich weiterreicht. „Hello? Hello? Do you speak english?“ „Yes?“, „Yes! You can not stay, you must go back, I’m the immigration police!“ Nach zwanzig Minuten anhaltendem Meinungsaustausch, es sei hier alles zu gefährlich, nein gefährlich ist der Verkehr auf der Straße bei Nacht!, müssen wir unsere Pässe der Person mit dem Handy aushändigen, dieser bringt diese, soweit wir das richtig verstehen, zur Polizeistation und am frühen Morgen zurück zu uns. „Ja genau, keine Sorge Mr. Philipp tomorrow morning!“ „Gute Nacht?“ „Good night! See you!“ „Sure?“ „Yes!“ „OK!“

Am frühen Morgen sind die Pässe zurück und wir auf dem Weg zurück auf die Hauptstraße, über Bago nach Tawa, wo uns ein kleines Boot und sein Fährmeister zurück auf Kurs bringt, nachdem wir uns bereits mit einer erneuten misslungenen Alternativroute und zwanzig Kilometer Umweg abgefunden hatten. Es langt uns Beiden! Die Alternativen waren bis dahin eine stetige Enttäuschung und so drängt es uns zurück auf die Nationalstraße 1.

Sollte hier der Eindruck entstehen, dass uns das Radfahren gerade keine Laune macht, dann stimmt das, aber noch mehr für Leonie die mit der drückenden Hitze stark zu leiden hat und auf dem Weg zur Hauptstraße im Staub an einem Atemnots-husten-kollaps in ein tiefes emotionales Loch fällt und sich auf der Stelle nach Hause wünscht.

Es ist kurz nach Mittag die Sonne steht über uns, der Transporter fährt uns den Staub in dickem Nebel seitlich von uns entgegen, das Wasser ist nicht gefiltert, Luft holen ist bei über 40°C im Schatten gerade nicht einfach, da ist es unser Glück, dass gerade Schulferien sind und wir auf dem Gelände der Dorfschule einen entspannten Platz zum Rasten finden und uns eine liebenswerte Burmesin frische und reife Mangos vorbeibringt.

Bei dämmerndem Licht ist für heute einfacher Reis das richtige bei anhaltender mieser Fäkalqualität. Mit vollem Wassersack und etwas Trinkwasser ist der Zeltplatz etwas abseits der Straße nach zwei Fehlversuchen, da wir unmittelbar von Einheimischen gesehen werden, gefunden. Laut aber in sicherer Entfernung zieht der Verkehr und die Nacht an uns vorbei.

Rangoon die ehemalige Hauptstadt und heute Yangon liegt am frühen Mittag und mit einer Menge Verkehr vor uns, mit etwas Navigation und drei angefahrenen Hostels kommen wir am Sule Pagoda in Downtown für drei Nächte im Okinawa Guesthouse (2) für 19$/Nacht inkl. Frühstück unter.

Wie überall im Lande ist es mit der Stromstabilität nicht so weit, wenn dann alle über Tag die AC’s anwerfen und die Jungs im Hostel ihrer Arbeit mit dem Staubsauger nachgehen, was definitiv unter Kinderarbeit fällt, dann stürzt sich das Netz in die Tiefe und in den Kellern der Häuser springen nach Bedarf die Stromgeneratoren an. Nicht bei uns! Wo wir doch gerne bei eisigen Temperaturen mit etwas Schlaf über den Nachmittag gekommen wären.

Das Abendprogramm ist schlicht und einfach! Schlendernd spazieren wir durch die Blocks und saugen die kulturelle Mischung aus Muslimen, Buddhisten, Hindus und vereinzelten Christen in den Straßen auf, die in Gruppen dicht untereinander leben. Wenn der Ruf des Muezzins erklingt sind die Bürgersteige voll mit Menschen, die Abendessen kaufen oder verkaufen, ein Mix aus so unglaublich vielen Kulturen, konzentriert, lecker und scharf gewürzt!

Die Stadt ist Magnet für so viele junge Menschen aus den weiten Ecken des Landes, hier pulsiert das neue Leben, welches in den Provinzen erst zu keimen beginnt. Die Menschen sind offen, immer für ein Lächeln aufgelegt, spontan neugierig und für kleine Späße zu haben. Etwas vertrauter mit unserer neuen Umgebung gehen wir nach verschiedenen Snacks und einem leckeren Essen in einem lokalen Restaurant zufrieden zu Bett.

Die Erweiterung der Ortskenntnis beläuft sich in den kommenden Tagen auf den Besuch von fußläufig erreichbaren Märkten, Parkanlagen, der Erkundung der wichtigsten Pilgerstätte Myanmars, der Shwedagon Pagode mit dem städtischen Nahverkehr (Bus) und einem weitläufigen Tempelkomplex mit sitzendem und liegendem Buddha.

Mit einer der diversen Buslinie, die sich dadurch auszeichnen, dass der Kopilot stetig die Haltestellen den wartenden Passagieren an der Haltestelle zuruft, welche in den nächsten Kilometern angefahren werden, geht es mit dem alten chinesischen Bus durch den chaotischen Verkehr zurück nach Haus, wo wir unweit vom Hotel Shangrila aussteigen und die letzten Meter zu Fuß noch einen kleinen Snack mit auf unser Zimmer nehmen.

Schon vorbei die Zeit in der Metropole mit ihren offen beherzten Menschen und den stetig vor Ehrfurcht grüßenden Buddhisten, die bei jedem freien Blick auf ihren prachtvollen Pagoda die Hände vom Steuer nehmen, die Handflächen vor der Brust zusammennehmen und ihr Haupt in Richtung der geschätzten 60 Tonnen Gold und des 76 karätigen Diamants senken, der im Sonnenlicht auf der Spitze „Hti“, des Wahrzeichens ganz Myanmars so helle blitzt.

Nach einer Nacht mit unstimmigem Magen verlassen wir Downtown mit der Fährfahrt über den Hlaing Fluss nach Dala, auf die südliche Seite der Stadt um unseren Weg im Verlauf des Irrawaddy Flusses nach Norden weiter fortzusetzen.

 

Mae Sot – Mawlamyine (30.04. – 02.05.)

 

Nun fängt er an, der Rückweg, die Reise nach Hause, zurück in die Heimat, immer Richtung Westen. Myanmar Indien, Nepal, Indien, Pakistan, China; in Kirgistan wollen wir uns neu orientieren.

Mit frischem Nan in der Radtasche und dem einsetzenden Verdauungsprozess von Teigwaren mit einem Chutney aus Kichererbsen unter Zwiebelringen im Magentrakt, grummeln gesättigte RadlerInnen in Richtung Grenzgebiet. Der Andrang ist überschaubar, was tags zuvor an kultureller Vielfalt auf dem Markt zu spüren war, ist gleichermaßen am Immigrationoffice der Fall. Auf acht Quadratmetern teilen sich vier betelnusskauende Beamte die Aufnahme und Registrierung der ankommenden Fremden. Geschmeidig und ohne jegliche Probleme gelingt die Einreise. Hinter dem Checkpoint liegt eine breite, gerade Straße, die seitlich dicht bebaut ist und wie eine belebte Schneise anmutet. Es sind unsere ersten Meter in Myanmar und gleich unsere ersten Eindrücke sind wie aus einer anderen Zeit. Das Geschäft der Wechselstuben, mit den 100$ Noten, die alle wie frisch gedruckt auszusehen haben, liegt eindrucksvoll hinter uns, die Straße vor uns. Genau wie 15km stinkender, dichter Verkehr, bis die alte Passstraße abzweigt und die Umgebung abermals eine Zeitrolle rückwärts macht. Aus schwerem Transitverkehr und düsenden Kleinraumtaxis wird vereinzelter Mopedverkehr. Gelassen und in Ruhe schweift der Blick zurück ins Tal über die Flussbettebene nach Thailand. Es sind nur vereinzelt kleine Dörfer aus Bambus, Palmenzweigen und Plastik anzutreffen, die Menschen hier sind freundlich und erinnern uns an unsere ersten Tage in Laos. Am späten Nachmittag nach unzähligen Windungen entlang der steilen Hänge, schmunzelt uns aus der Ferne ein liegender Buddha entgegen, der in der untergehenden Sonne auf dem Kamm eines Bergsattels eine prächtige Lage gefunden hat. Es ist das zu Hause von zwei in dunkelroten Roben gekleideten Mönchen und ihrer Mutter, die hier ihrem Glauben folgen und beharrlich ihre Betelnüsse kauen und dicke Zigarillos rauchen. Die drei strahlen eine tiefe Gelassenheit aus, in ihrer kleinen Behausung servieren sie Tee zwei Bonbons und deuten auf ihre Einrichtung, die aus Funkgerät, Radio, riesigen Aktivlautsprechern und einer kleinen Küche besteht. Ausschließend gehen alle eine kleine Runde über das Gelände zum großen liegenden Buddha, wo wir uns dankend verabschieden und sich die zwei Mönche je eine Zigarette anstecken und später gelassen zurückwinken, bevor wir außer Sicht sind.

Gerade schluckt der Horizont den heißen Feuerball und die Zeit um einen geeigneten Schlafplatz zu finden bricht an. Vergebens! Nach Ausflügen in dichte Hecken hangab-/ hangaufwärts, einem Beinahekontakt mit einem Militärstützpunkt, zeigt sich, hier werden wir nicht glücklich. Zum Glück können wir an einer Quelle, unser Wasser auffüllen, doch bei stockdunkler Nacht ist die Gelassenheit dahin in Ruhe einen Zeltplatz zu finden. Nach einem bewohnten Checkpoint, der von zwei Kalaschnikow tragenden Soldaten bewacht wird, öffnet sich das Bergpanorama über das vor uns liegende Tal, dass zu unserer Überraschung wie nach einer Schlacht auf Mittelerde in hochschlagenden Flammen steht. Etwas beängstigt drehen wir um und fragen den Militärposten nach einer Schlafmöglichkeit. Plötzlich geht alles ganz schnell wir werden höflich in eine kleine Hütte eines Mönches gebeten, die Räder werden sicher im Inneren geparkt, Teppich, Decken und Kissen werden organisiert und dann deutet einer der Soldaten auf die Waschstelle und Toilette, die wir dankend und ausgiebig nutzen. Die Nacht wird zwar nicht erholsam, da der Mönch und sein ergebener Diener in voller Lautstärke schnarchen, der Diener unter chronischem Dauerhusten leidet, ununterbrochen mit sich selber redet und ein an Hundekrätze leidender Köter ständig unsere Nähe sucht, doch der Kaffee am nächsten Morgen, mit Reis und Süßigkeiten lässt uns vieles vergessen. Beim Abschied wird herzlich, wenn auch müde gewunken, dann geht‘s abwärts, hinunter ins dunstige Tal.

Ruhig und verlangsamt lässt man die Hitze außen vor, so wirken die Einheimischen auf den staubigen Feldern und nahe ihren Behausungen, doch wenn bepackte Radreisende vorbeifahren winken und rufen sie laut „Hello“ oder rufen in die Nachbarhäuser „Aaingali! Aaingali!“, das bedeutet offensichtlich Engländer, dies hat sich aber als Pendant zum laotischen „Farang“ was Fremder/Fremde bedeutet verbreitet. Die Stimmung in den Gesichtern der Menschen ist von purer offener Neugier, gemixt mit reiner Herzlichkeit. Das Lachen und Grinsen ist ein glückliches Gefühl von Verwunderung gemixt mit roten blutrünstig anmutenden Zähnen, die das Konsumieren der Betelnuss in fast jedes Lachen trägt. Die Begegnungen sind voller Charakter und natürlicher, ehrlicher Mimik, auffällig sind die golden schimmernde Farbe auf Stirn, Wangen, Nase und Armen die meist kreisend aufgetragen wird und von der Rinde eines Baumes stammt, die mit etwas Wasser über einen speziellen Stein geschliffen wird. Ein biologischer Sonnenschutz, denn wie überall in Asien sehnt man sich nach blasser europäischer Haut. Dickhäuter wie Elefanten sehen das vermutlich anders. Als das gigantische Tier mit samt seinem Reiter geschmeidig an uns vorbeischwebt, können wir kaum glauben, dass sich die Zeit nochmal weiter nach hinten rollt. Wie ein Uhrpendel schwingt der Schwanz des grauen Riesen im Takt der Zeit gemächlich davon, unvergesslich!

Es gibt sie, die dünnen Straßen, die Nebenstraßen abseits der stark befahrenen Hauptstraßen, sie sind jedoch mit Vorsicht zu genießen! Mal betonierter Plattenbelag, dann staubender Dreck und völlig ungeeignet für jegliche Transportmaschine, Kieselsteinstraßen, die wie Eierkartons robuster und in der Dimension größer, einen Kilometer zur Nerven- und Geduldsprobe werden lassen.

Die Ebene nach Mawlamyine, der ersten großen Stadt ist ein Vorgeschmack auf die trockene Hitze der nächsten Wochen. Unsere Mittagspause halten wir an einem Fluss, der weiter westlich in den Golf von Martaban mündet. Der braune lehmige Strom ist reich an Wasser und Geschwindigkeit. Für einen Moment erfrischt das Nass den vor Hitze glühenden Kopf, dann geht es in den Schatten, der unser bester Freund in der Nachmittagssonne werden wird.

Als das Zelt am Abend versteckt zwischen Bambus und Palmen steht, geht ein anstrengender Tag zu Ende. Denn die Abendetappe war geprägt von Staub, Staub, Kieselsteinpisten und der stressigen Suche nach einem Zeltplatz, versteckt im geeigneten zeltbaren Gelände, ohne das uns ein einheimisches Auge beim Abbiegen ins Abseits der Straße beobachtet. Daran wird sich in den Nächten die wir im Zelt schlafen nur der Zustand der Anspannung ändern, denn zelten ist in Myanmar speziell für Touristen verboten.

Bei der Morgendämmerung packen wir Zelt und Räder zusammen und zwei Kilometer später ist alles zurück auf der Straße, die uns nördlich nach Mawlamyine führt. Die Stadt liegt verschlafen zwischen einer Hügelkette, einer im Meer vorgelagerten Insel und der Mündung des brauen Stroms vom Vortag. Dort wo sich die Hügel erheben stehen in Reihe etliche Stupas, die das Land von Süden bis hin in den Norden so einzigartig machen. Unsere Bleibe für zwei Nächte wird das Aurora Gästehaus, das mit seiner spartanischen Qualität, Ausstattung, wenig Scharm und miserablem Service die zwei anderen Optionen, Breeze und Royal Gästehaus mit seinem Preis und vergleichbar guter Substanz aussticht.

Es ist noch Vormittag, wir beide und der Wasserfilter zeigen physische Ermüdungserscheinungen, am Ende des Tages erliegt, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt der Wasserfilter seinen Ermüdungen, er ist irreversibel kaputt. Am Abend tragen uns unsere Füße vorbei am Markt und hoch zu den buddhistischen und spirituellen Stätten. Es ist ein anmutender und erhabener Blick auf die Stadt, die viel Raum für grüne Flächen lässt und im Licht der Abendsonne friedlich unter uns liegt.

Es sind nur noch wenige Meter bis nach Hause, kurz zuvor hatten wir in einem Eckrestaurant zu Abend gegessen. Zwei nette Frauen nehmen die Bestellung auf, es gibt verschiedenen Beilagen mit Reis, dazu Salat und Süppchen, etwas Kräuter, dann wird es um uns und in den Straßen der Stadt dunkel! Stromausfall! Schnell steht eine LED-Leuchte an unserem Tisch draußen starten die Besitzer ihre Aggregate und alles geht seinen Lauf wie bisher. Außer das uns die Masse an Aggregaten, die in den Städten fast vor jeder Haustür stehen nun deutlich ins Auge fallen. Wir gehen am Eingang, mit der steilen Treppe, die hoch auf unser Zimmer führt vorbei in eines der burmesisch typischen Teehäuser, die weitaus mehr als Tee, Kaffee und kleine Snacks bieten. Dahl und Nan wird wie schon in Mawlamyine unser Leibgericht. Noch weitere vier Mal bricht das fragile Stromnetzt zusammen und in Sekundenschnelle stehen auf den besetzten Tischen kleine Kerzen, die in ihrem eigenen Wachs auf den Tischen kleben. Ein Abend mit besonderem Flair geht mit dem ausschalten der Neonröhre zu Ende, der Ventilator brummt, die Stadt ist dunkel und die Aggregate summen durch die Nacht.

 

 

Bangkok – Mae Sot (18.04. – 30.04.)

Von Leonie

Nach fast 2 Wochen ist es nun so weit. Die Räder stehen wieder bepackt neben dem kleinen Bungalow-Häuschen, das Bart und Monika zur Zeit ihr Eigen nennen. Wir verabschieden uns herzlich, so schön war es die beiden für einige Tage besuchen zu können und endlich einmal mehr Zeit, als in Tabriz, Maschad oder Luang Prabang miteinander zu verbringen. Es war das letzte Wiedersehen auf dieser Reise, die beiden PolenInnen werden in rund einer Woche nach Hause fliegen, ein komisches Gefühl!

Wir steigen stattdessen auf den Sattel, das Thermometer zeigt bereits 35°, die Schweißporen sind geöffnet und wir stürzen uns rein ins Großstadt-Auto-Getümmel. Philipp lotst uns nur einige km auf einer autobahnähnlichen Straße, dann fahren wir schon auf Nebenstraßen raus aus Bangkok in Richtung Norden. Es ist flach! Es ist heiß! Wir haben Rückenwind und fliegen schnell an den Reisfelder und Bewässerungstümpeln vorbei. In der mittäglichen Hitze finden wir einen großen Tempel, direkt am Fluss gelegen, wo ein fast schon frisches Lüftchen weht und wir gemütlich einige Stunden im Schatten des riesigen Baumes liegen dürfen. Am späten Nachmittag, als wir auf die Straße zurück rollen, hat gerade das Marktleben auf der anderen Seite begonnen und wir finden alles, was wir für das Abendessen, welches wir auf einem kleinen Weg zwischen Tümpeln und den darüberstehenden Hühnerställen, ganz nach Permakulturprinzip, wie ich einige Monate später lesen soll, später am Tag kochen, benötigen. Satt, geduscht und gleich wieder schwitzend versuchen wir in unserer mobile Saune schlaf zu finden.

Der Saunagang war gut, der Schlaf weniger! Aber was tun? Während dem Frühstück trocknen die nassen Matten etwas auf den Rädern und wir bereiten uns auf den langen Tag vor, Tagesziel ist ein Stausee, ca. 105 km entfernt. Genau das Richtige nach ca. 1 ½ Monaten kaum Fahrrad fahren. 😉 Unsere Kartenapp ist für Thailand super ausgebaut und so finden wir zahlreiche kleine Sträßchen, auf denen wir dem Verkehr aus dem Weg gehen können. Wir schwitzen uns so dahin, stärken uns mit leckerem Papayasalat, ruhen im Schatten und radeln am Nachmittag begleitet von dicke Wolken weiter, herrlich! Genau als wir die Staumauer erreichen lassen sie einige Tropfen auf uns niedernieseln und wir warten diese gespannt ab. Am weiten Ufer des Sees, direkt hinter der Staumauer stehen bereits 3 einheimische Zelte, sodass wir unseres, nach einem Bad im doch frischen Nass, in einiger Entfernung daneben stellen. Ein frisches Lüftchen verspricht uns für heute eine kühlere Nacht.

In den nächsten Tagen fahren wir stetig Richtung Norden, auf kleinen Straßen, durch schöne Dörfer, es wird hügeliger und wir haben immer wieder kurzweilige, schöne Begegnungen beim Eiskaffee trinken, beim Rasten im Tempel oder unter Bäumen, am Fluss oder bei der Einladung im Garten zu zelten. Es gibt Mangos an jeder Ecke! Während dem Fahren halten wir immer wieder um Fallmangos zu sammeln, die bei der nächsten Pause verzehrt werden…mmmhh!

Thailand außerhalb der touristischen Zentren zu erleben gefällt uns richtig gut! Die Dörfer erinnern oft an Laos, die Menschen ebenso. Überall winken und lachen uns freudige Gesichter entgegen. Stoppen wir, dauert es nicht lange und wir halten ein gekühltes Getränk, Obst oder sonstige Leckereien in der Hand. Wir fühlen uns wieder einmal, herzlich willkommen! Die ThailänderInnen ihrerseits sehen hier oft aus wie wilde Banditen. Bunte Sturmhauben über dem Kopf, sodass nur die Augen zu sehen sind düsen sie auf ihren Mopeds an uns vorbei.

An einem schon fortgeschrittenen Abend, es dämmert bereits, läd uns Pui, etwa in unserem Alter, die zusammen mit ihrer Mama in einem netten Holzhäuschen wohnt ein, doch in ihrem, wie sich herausstellt, riesigen Garten zu übernachten. Im sicheren Umfeld wagen wir zum ersten Mal nur im Innenzelt zu schlafen, nachdem Philipp fachmännisch im polnischen Resort Gummilaschen angenäht hat, sodass wir das Gestänge einfädeln und die Sommerversion verwenden können, mit der Hoffnung dem ständigen nächtlichen saunieren zu entgehen.

Wir werden unglaublich lieb versorgt mit den besten Mangos, die wir bis dahin gegessen haben, leckeren Bananen, einer frischen Dusche und Kaffee am nächsten Morgen. Pui ist so lieb und kümmert sich reizend um uns, dass es uns traurig stimmt, als sie von ihrem Freund in Amerika berichtet, ein Mitfünfziger mit Familie, der ein bis zwei Mal pro Jahr alleine nach Thailand reist. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in unseren Bäuchen aus, was sich auch nach der herzlichen Verabschiedung nicht so ganz vertreiben lässt.

Für uns geht es weiter zum nächsten See, heute glücklicher Weise eine kurze Etappe! Im kleinen Lädchen, kurz bevor wir unser Ziel erreicht haben, erwerben wir Abendessens – Eier und werden von der aufgeweckten thailändischen Verkäuferin in ordentlichem Schweizer-Deutsch angesprochen. Sie wohnt bereits seit 20 Jahren in Basel und macht gerade Urlaub zu Hause, wie klein die Welt doch ist!

Der Tag wird entspannt in der Windschiefen Hütte am See hinter der rieseigen Staumauer verbracht. So wenig wie möglich bewegen und so viel wie möglich trinken ist die Devise bei dieser Hitze!

Zwei Tage folgen wir dem Ping Fluss, der sowohl tagsüber, als auch in der Nacht wunderbare Erfrischung bringt. Am zweiten Abend wagen wir es durch den seichten Fluss zu waten und unser Zelt auf der kleinen umspülten Insel aufzubauen, das wird eine erfrischende Nacht, freuen wir uns. Etwas beunruhigt betrachten wir dann jedoch das stetig steigende Flussniveau, während wir unser Abendessen zubereiten und schließlich wird auch der Sand unter unseren Füßen nass. Ganz klar! Am Abend steigt der Energieverbrauch, die Staumauer weiter flussaufwärts lässt einiges an Wasser durch und wir gönnen uns eine spätabendliche Abkühlung, indem jede Tasche, das Zelt, die Matten und was sonst noch so auf die Insel gewandert ist nun durch bereits hüfthohes Wasser auf eine höher gelegene Insel gebracht wird.

Wir wachen trocken auf und auch das Flussniveau ist wieder um einige cm gesunken, sodass es ein leichtes ist das Gepäck zurück ans Festland zu transportieren. Wir verabschieden uns von der älteren Dame, an deren Gartenzaun unsere Räder die Nacht verbrachten. Neben den leckeren getrockneten Bananen, die wir bereits am Vorabend erhalten haben gesellt sich eine ganze etwa 2kg schwere Tüte, was sonst, Mangos! Vielen Dank und los geht’s!

Heute werden wir, nach langer Zeit mal wieder etwas in die Höhe fahren, 2 Pässe à 900m, dazwischen geht es wieder auf Ausgangsniveau. Wir starten durch grüne Wälder leicht bergauf, bis zum ersten Polizeicheckpoint, den wir mühelos passieren, dann aber doch noch einmal zurückgebeten werden: Picture? 🙂 Als Dank erhalten wir kühles Wasser und was sonst? Mangos! Mittlerweile hat jeder von uns eine große Tüte hinten auf’s Rad geschnürt, die wir mit auf den immer wieder doch sehr steilen Berg hochfahren. Am nächsten Polizeicheckpoint, der ca. 10km weiter und knappe 800m höher liegt vernichten wir einen Großteil der Mangos, bevor wir uns wieder in die Mittagshitze stürzen. Der erste Pass erscheint wie eine kleine Oase, plötzlich fühlen wir uns wie im Urwald und es ist merklich kühler, leider hält dieses Bild nicht lange an. Drum herum sind die einst grün bewaldeten Hügel brandgerodet bis auf’s letzte, um dort nun Kohl oder anderes Gemüse im Steilhang anzubauen. Was ein trauriger Anblick!

Bereits vor dem ersten Pass lassen meine Energiereserven zu wünschen übrig, einen zweiten Pass mit gleicher Höhenqualität, heute nicht mehr! Die Abfahrt gibt neuen Schwung und Energie, die jedoch verpufft, als die nächste 10% Rampe in Sicht kommt. Die Rettung naht! Gerade als ich zum Schieben ansetzten will biegt ein kleiner LKW um die letzte Kurve. Winken was das Zeug hält und….ja! Er hält an und wir dürfen die Räder auf die leere Ladefläche hieven, was ein Glück. Kaum sind wir aufgestiegen, da geht es schon mit viel PS steil den Berg hinauf. Langsam zweifelt auch Philipp daran, dass wir das heute noch geschafft hätten. Als wir nach rasanter Fahrt am Scheitelpunkt absteigen weißt uns ein typisches Schild den 15% Steigungsweg zu einem kleinen Kloster. Genau auf dem Kamm weht eine kühle Brise und nachdem uns einer der Mönche in hervorragendem Englisch willkommen heißt, haben wir unseren Platz im durchwehenden Bambusunterstand gefunden. Das Zelt bleibt im Sack und wir genießen die Frische!

Am nächsten Morgen brausen wir hinab, raus aus Thailand, so scheint es und rein in eine andere Welt. Mae Sot! Die Grenzstadt zu Myanmar! Wir sind überwältigt und fasziniert von dem farbenfrohen Trubel und dem regen Treiben, das uns in der Stadt begegnet. Wir sehen so unterschiedliche Menschen. Dunkle Inder, in bunte Röcke gewickelte Myanmesen, Turban tragende Pakistanis oder doch vielleicht Bangladeschis? Die Moschee steht in blicknähe zum Pagoda, von wo wiederrum die christliche Kirche nicht weit weg ist. Der Markt ist voller neuer Erlebnisse. Wir frühstücken Nan im herrlich atmosphärischen Café, essen Kirchererbsenmus in einer kleinen Kaschemme und informieren uns über die Geschichte im borderline Café. Offiziell leben in Mae Sot rund 31000 registrierte Bürger, es wird jedoch geschätzt, dass etwa genauso viele Flüchtlinge aus Myanmar dort ein neues zu Hause finden wollen. Aus einer Nacht werden drei im gemütlichen Hostel und die Vorfreude auf Myanmar wächst täglich!

 

Koh Kong – Bangkok (05. – 18.04.)

Vor der Grenze Thailands, scannt Kambodscha zum Abschied unsere Fingerabdrücke und gewährt uns den Ausreisestempel mit gewohnter harter Treffsicherheit. Vor gut einem Monat war der Kontrast nicht so deutlich, doch an diesem Tag, als wir auf dem Boden des Königreichs stehen und mit dem Blick zurück nach Kambodscha im Anschluss nach vorne schauen, ist Thailand eine andere Welt. Die Straße entlang der Küste ist feinster Asphalt, frisch und in grellem weis am Rande markiert. Die Vegetation, so glaubt man, ist kaum aufzuhalten, in jede Richtung wächst tief saftiges Grün. Eine Farbe die in Kambodscha nur bei unreifen Papayas zu finden war. Hier wird gerade „the king of the fruits“ auf bunte und bedrohlich röchelnde LKW’s verladen. Nachdem wir an acht geschmacks- und duftintensiven Durian Verkaufsständen auf die erst Kuppe der feinen Straße getingelt sind, macht uns der Straßenverlauf große Augen. Das Ganze erinnert an eine Überfahrt auf rauer wilder See. Dreißig Meter hohe Bodenwellen rollen an der Küstenstraße auf uns zu. Mit Schwung und viel Druck in den Pedalen, fällt das Fahrrad wie ein Geschoss in die Senke und klebt anschließend auf halber Strecke im Gegenhang wie Kaugummi auf der Straße. Ein etwas konzentrierterer Blick sagt uns 3km und 18 überlebte Wellen später, dass sich noch fünfzig Kilometer Monsterwellen auf uns zu bewegen. An der nächsten Kuppe geben wir auf und springen in einen der LKWs, die so laut röcheln. Die Ladefläche ist leer der Fahrer brummt uns über die nun nur als Bodenwellen wahrnehmbaren, energiezerstörenden Hügel und wir brutzeln mit all unserem Hab und Gut auf der Ladefläche durch die Sonne. In Trat ist der Ritt vorbei! Der nette Fahrer lässt uns noch zwei Flaschen Wasser da und springt strahlend zurück in seine Fahrerkabine, an der nächsten Ampel sehen wir ihn ein letztes Mal winken, dann biegt er ab.

Die Räder rollen im Anschluss vorbei an Supermärkten, Werkstätten und viel Verkehr, der sich nun auf ebenem ruhendem Asphalt, lärmend an uns vorbeidrückt. In Thailand wird der Kauf eines Autos wohlwollend vom Staat gefördert, was eine Fülle an Pickups auf die Straße schwemmt. Der Mix aus diesem und herzlich freundlichen Thais, lässt uns die Straße erneut verlassen. Erst sitzend erneut auf einer LKW-Ladefläche, dann auf einem Speed-PickUp der uns abenteuerlich nach Klaeng katapultiert, wo wir beim Essen den Gedanken spinnen mit Glück gar noch am selbigen Tag in Bangkok anzukommen.

In Blickweite zum Restaurant, es fängt gerade an zu dämmern, stehen wir mit gepackten Rädern an einer ampelorganisierten Kreuzung und nutzen die fünfzig Sekunden des stehenden Verkehrs, um das geeignete Auto nach einem per Anhalter durch Thailand Ritt zu fragen. Wie nicht anders zu erwarten, nickt uns ein junges Päärchen in der 21 Sekunde der Rotphase zwinkernd zu und wir verladen unsere vier Räder zum letzen Mal für diesen Abend auf andere vier der Selben. Die Beiden sind auf dem Weg nach Bangkok! Ich sag nur 21.

Es ist spät! 23:30Uhr die Straßen sind fast leer und nachdem wir uns mit Selfie und herzlicher Umarmung von Beiden verabschiedet haben, cruisen wir durch zwei Blocks zu Grannys Bed and Bike, die uns verwundert aber offen für zwei Nächte aufnehmen. Fahrradfahren und mit dem Rad auf Tour sein, ist seit ein paar Jahren besonders hip in Thailand. Genau wie für alle Scooter oder Pickups, ist für jeden Geschmack das passende Rad mit diversen Optionen zum pimpen dabei. Parn und seine Frau Neemo haben aus ihrer Leidenschaft für Fahrräder vor ein paar Jahren angefangen ihre Wohnung als Gästehaus umzugestalten. Gleichzeitig soll dieses Jahr die Fahrradwerkstatt, die zur Zeit in den Keller gequetscht ist in den neuen Laden einziehen, der kurz vor der Fertigstellung steht.

Das Publikum ist überschaubar: Bernd (48) aus Kaiserslautern und ein junges Paar aus der Schweiz. Etwas in Eile sind wir, denn das buddhistische Neujahr steht in 3 Tagen vor der Tür. Dann schließen die Tore der Botschaft von Myanmar für zehn Tage. Rechnen wir die Zeit für ein Visa mit dazu, sind wir vierzehn Tage an Bangkok gebunden, was unserer Idee des Bangkokaufenthalts nicht so ganz entspricht.

Der Antrag läuft glatt, doch die To Do – Liste ist lang: Zeltreisverschluss in Meterware und Schieber von YKK finden, Displayschutz für den neuen Kamerabody, Ladegerät für Kameraakkus, neues Ladekabel für ein Iphone, Papiere vorbereiten um die Erlaubnis für die Beantragung eines Pakistanvisums zu beantragen und Fahrradcheckup, sowie eine Grundreinigung vornehmen.

Nach zwei Nächten im Gästehaus ziehen wir am späten Abend zu Familie Dramé, nicht weit vom Chatuchak-Markt im Norden der Stadt. Als wir etwas verwirrt vor einem riesigen Wohnkomplex stehen ist es Niyma, die uns am Haupteingang empfängt und uns hilft die Räder und all die Taschen in den Aufzug zu stapeln. Auf Etage 11 kommt der Lift zum Stehen. Der Turm aus Taschen findet erneut seinen Platz am Fahrrad und am Ende des breiten Flurs, öffnet uns Abdu mit breitem schmunzeln und in aller Höflichkeit die Tür und bitte uns in die geräumige Wohnung, in die wir die Räder problemlos hineinschieben. Abdu begleitet uns durch die Wohnung, zeigt uns Küche, Badezimmer, Kinderzimmer, den Balkon von dem der Blick auf den großen Swimmingpool fällt und bringt uns dann in unser Gästezimmer. Wir sind so baff und glücklich wie zu Hause. Abdu setzt sich gemütlich zurück auf die Coach, wo er seine Lesebrille zur Hand nimmt, sein Tablet entriegelt und weiter den aktuellen News des Senegals seine Aufmerksam schenkt. Wir setzen uns mit Niyma (17) an den Tisch im Wohnzimmer und essen zusammen den restlichen Salat. Niymas Papa ist Senegalese, mit Ulle seiner Frau aus Darmstadt hat er zwei Kinder, der Sohn ist nach seinem Abi nach Aachen zum Studieren. Die drei zusammen sind eine offenherzige und über alle Grenzen hinweg interessierte Familie. Es wechseln die Sprachen zwischen deutsch, englisch, französisch, mandinka und woloff, je nach Situation.

Im Verlauf der Woche, sind wir einmal am Schalter 46, der deutschen Botschaft um unseren Einzel- oder Sonderfall zur Beantragung eines pakistanischen Visas außerhalb des Heimatlandes offiziell gegenzeichnen zu lassen, dann bei unserem pakistanischen Freund im Büro des pakistanischen Konsulats, der in der Vergangenheit bereits für ein Jahr in Berlin zu Hause war. Er bittet uns auf Deutsch um Verständnis und Geduld bezüglich der Papiere, die er nach Islamabad schicken wird. Gerade liegt eines der verheerendsten Selbstmordattentate in der Stadt Lahore, dem einzigen internationalen Grenzübergang zwischen Indien und Pakistan, sechs Tage zurück. Mit Antwort auf unsere Papiere können wir in zwei Wochen bis zwei Monaten rechnen. :-/

Wie angekündigt feiert das buddhistische Land dieser Tage das Fest des Wassers (Songkran), so wird in den Straßen mit klein- und großkalibrigen Wasserpistolen mal mit Vorwarnung mal aus heiterem Himmel auf einen geschossen. Die größte Fete steigt dabei in der Innenstadt, hier ist am Ende jeder/jede triefend nass bei Musik, Essen und einer Menge Fun unter Thais, die ihr Songkran Fest mit aller Freude, hoch feiern. Als wir mit Ulle zurück im Apartment sind hat uns drei das Wetter fast getrocknet, ein unerschrockenes Kämpferbild zeigt später das geringe Ausmaß an Verletzungen.

Bis auf den Besuch, des in der Nähe gelegenen Basars der kurz gesagt alles verkauft, was zu Geld zu mache ist, spenden wir mehr Zeit im Apartment Dramé, als außerhalb. Bei Pancakes, Crêpes, Curry, Pizza und gebrutzeltem Nan in der Pfanne. Leonie puzzelt mit Ulle ein Karton nach dem anderen, ich chille und lese Nachrichten, wir Beide sind müde unsere Beine und Köpfe rufen nach Pause, nachdem der Urlaub mit Simone und Dafna der erste Vorgeschmack war.

Ein- oder zweimal verschieben wir dieser Tage unsere Abreise. Doch an einem Vormittag brechen wir auf Ulle und Niyma geleiten uns zum Ausgang wir schießen ein letztes Selfie und drücken die beiden herzlich. Dann sind die Straße, Pedale, Sattel und Lenker unsere gewohnten Kontaktpunkte.

Am Nachmittag sind wir am Ziel im Speckgürtel von Bangkok hat sich das Päärchen aus Polen, Bart und Monika, in einer polnischen Community eingemietet. Es sind Tage die an unseren Urlaub bei Ulle, Niyma und Abdu nahtlos anschließen. Mit köstlichem Essen, Geschichten von Reisenden und aus der eigenen Heimat, beim Planschen im nahe gelegenen Schwimmbad, lernen wir die Beiden in vier Tagen nochmal neu kennen. Eine gemeinsame Zeit, die wir sehr genießen wohlwissend, dass Beide ihre letzten Tage in Thailand verbringen und abschließend den Flieger nach Hause besteigen. Beide werden uns tief in Erinnerung bleiben, Polen liegt um die Ecke, den Wunsch die Erinnerungen aufzufrischen teilen wir alle gemeinsam.

 

Aktuelles von der Reise :-)

Da unsere Reiseberichte gerade etwas in Verzug sind, wollen wir euch mit diesem kurzen Bericht einma kurz auf den neuesten Stand bringen. 🙂

Nachdem wir uns im Frühjahr dazu entschieden hatten auf dem Landweg wieder in Richtung Westen zu radeln verließen wir Thailand ins zauberhafte Myanmar. Leider bekamen wir dort nach einige Zeit die Nachricht, dass die Grenze zu Indien geschlossen sei, wir also nicht über Land weiterreisen können. Was tun? Wir kehren um, überlegen hin und her und entschließen uns schließlich unsere Reise in Richtung Süden fortzusetzen. Südthailand, Malaysia und Singapur, das natürliche Ende des Weges! Doch wie kommen wir wieder in Richtung Heimat? Fliegen? Lange hin und her überlegt, wollen wir den Boden verlassen? Ungerne, aber ja! Wir fliegen! Von Kuala Lumpur starten wir am 8ten August die Heimreise mit einem Flug nach Teheran im Iran. Wir werden die zauberhaften Seidenstraßenstädte im Süden bereisen, bevor wir ab Ende August im Sattel in Richtung Heimat pedallieren…

Wir freuen uns auf den nächsten Abschnitt unserer Reise und sind schon etwas aufgeregt! 🙂

Singapur - der am weit entferntesten Ort von zu Hause!

Singapur – der am weit entferntesten Ort von zu Hause!

Otres – Koh Kong (03.04. – 05.04.)

Dann organisieren auch wir unser Gepäck, zurren nochmal alles fest und radeln stadtein- und kurz darauf stadtauswärts Richtung Thailand, Richtung Bangkok entlang der Nationalstraße Nr.4, die wir erst sechzig Kilometer nach einem gewaltigen Loop entlang der Küste erreichen. Der erste Radreisetag seit so vielen Urlaubstagen endet am späten Abend weit abseits der Hauptstraße an einem kleinen Tempel, wo wir unser Zelt aufstellen unsere Wäsche zum trocknen aufhängen und von einem der Tempelwächter zu einer Frischwasserquelle in ausgewaschenem Stein geführt werden, wo sich die ansässigen Bewohner waschen und ihr Trinkwasser auffüllen. Genau das Gleiche tun wir auch, so froh darüber,  überhaupt duschen zu könne und an Frischwasser zu gelangen.
Am Tag darauf merken wir den Tag zuvor und von der Küste die durchschnittlich zwölf Kilometer entfernt ist, ist rein nichts zu sehen. Es liegen zwei, drei größer Ortschaften auf der Etappe aber ohne erkennbaren Scharm und gleichzeitig fühlen wir uns in unserer Zweisamkeit irgendwie einsam. Weshalb das Bedürfnis das Land zu verlassen in uns beiden wächst. Am Abend liegt die letzte Stadt hinter uns, es hatte über Tag mehrfach geregnet, was uns mittags zwang tatsächlich anzuhalten, denn als Straßen und Wege geflutet waren stieg das Risiko auf der Straße von einem Auto oder LKW überfahren zu werden erheblich, denn selten hat es der einheimische Autofahrer mit Aquaplaning zu tun. Weshalb nach dem Gewitter und während, das ein oder andere Auto fern ab der Straße auf dem Acker zu finden war. Selbst an dem Kiosk an dem wir unterstanden, wo eine kleine Straße abzweigte ein LKW Fahrer seinen Truck nur mit Glück und einer halben Pirouette auf der Straße halten konnte, als er zu spät bemerkte, dass er mit zu viel Schwung die Abzweigung nicht nehmen kann. Die Nacht ist auf Grund der Boden und Luftfeuchte ein lang vermisster Genuss, der zu oft erläutert wurde und auch am kommenden Morgen hat sich daran nichts geändert.
Wir quälen uns über den ersten Hügel und müssen eingestehen, dass wir nicht in der Verfassung sind die Rampen eine nach der anderen zu klettern. Zwei Stunden halten wir durch, dann nimmt uns ein Vietnamese auf seinem kleinen LKW mit über die Mittelgebirgsstraße. Zum Glück! Leonie sitzt als Beifahrerin im Führerhaus, ich habe hinten auf der Ladefläche Platz genommen. Nach eineinhalb Stunden inklusive kurzer Mittagspause lässt er uns am Eingang zum Naturschutzgebiet, das uns Marco und Tiphaine empfohlen hatten raus. Mit einem gemischten Publikum aus Kambodschanern, Thailändern, Vietnamesen und Chinesen entspannen wir am Wasserfall Tatai in einer Felsspalte im Schatten, waschen unsere Klamotten und genießen den sonnigen Tag, während wir den entzückten Besuchern, die sich im Wasser planschend amüsieren, viel Aufmerksamkeit schenken.
Am Nachmittag dann verlassen wir das entspannte Nass und radeln nach wie vor über hüglige Rampen nach Koh Kong am Stung Atay Fluss. Die letzte Stadt in Kambodscha, mit charmantem Markt und wenig touristischem Klamauk.
Über den Grenzübergang Hat Lek verlassen wir ein wunderbares Land, dem wir wünschen das es zurückfindet in ein stabiles politisches System, das nicht das Land zum Ausverkauf frei gibt, sondern die Schätze respektiert und bewahrt und eine kritische Gesellschaft akzeptieren kann.

Kampot – Otres (28.03. – 03.04.)

Sommer, Sonne, Strand und Meer, das ist was Sihanoukville verspricht und da die Entfernung mit 97 Kilometern entlang der Küste uns hoffen lässt die Distanz innerhalb eines Tages zu bewältigen, starten Leonie und ich am frühen Morgen mit dem üblichen Gepäck in Richtung Stadtausgang. Das Freiburger Team hat sich für den Bus entschieden und wird am Vormittag ganz gemütlich am Eingang zu Simon’s Village abgeholt. Wir verabschieden uns von den Akteuren der Ferienanlage, die uns zehn Tage interessiert beobachtet hatten, denn kaum ein Gast bleibt länger als vier Tage in Kampot und zudem sind die Einheimischen meist irritiert das ihre traditionellen Bambushütten solchen Anklang bei den reichen Reisenden finden, wohingegen sie selbst ein „modernes Haus“ aus Stahl und Beton jederzeit bevorzugen würden, da es Status und Fortschritt symbolisiert.

Auf der Straße ist der Wind zur Hälfte der Zeit mit uns. Das Verkehrsaufkommen ist gering genau wie die Attraktivität der Umgebung. Nur an den seltenen kleinen Bächen oder Flüssen, die aus dem Gebirge rechts von uns zum Meer strömen, findet sich Leben. Kleine Fischerdörfer und Landwirte die das Ackerland rings um die Dörfer bestellen, bunte hölzerne Schiffe und kleine Märkte am Straßenrand sowie Fischmärkte, die längst ihre Waren verkauft haben, lassen sich beim Passieren der Ortschaften registrieren. Es ist noch früh die ersten dreißig Kilometer liegen dank vorzüglichem Rückenwind bereits hinter uns, weshalb wir entspannt an einem kleinen Kiosk am Rand der Nationalstraße halten und Eiskaffee mit Klebereis aus unseren Radtaschen essen. Oft wird gegähnt, die Augen werden sich gerieben und leider fühlen sich siebenundsechzig Kilometer einfach noch weit an. Doch mit schweren Knochen heben wir uns auf den Sattel und setzen den Ritt fort. Nach erneuter selbiger Distanz dreht der Wind – Mist – doch  sind wir froh überhaupt in den Genuss gekommen zu sein und weil wir gerne ankommen möchten schneide ich den Wind und Leonie kurbelt mit all ihrer Energie am Rande der Kraftreserven am Hinterrad hinterher. Als der Körperakku empty vermeldet ist auch die Stimmung an diesem Tag am Tiefpunkt angelangt. Erst waren wir hoch riskant von ignoranten Lastenwagenfahrern von der Straße gedrängt worden, dann kam der Energie Knockout, dazu die restlichen Kilometer über hügliges Gelände, was bis dahin nicht transparent kommuniziert wurde. Pause, Trinken und Kalorienaufnahme, dazu Geduld und aufbauende Worte, nach einer halben Stunde rollen wir langsam weiter, es ist erst 11:45Uhr. Tatsache die Hügel haben es in sich, nach fünfzehn Tagen Pause gleich eine Lange Etappe zu radeln ist offensichtlich und dafür muss man nicht wirklich helle sein, der Hauptgrund für unseren Erschöpfungszustand. Mit etwas Krach, der aus einem verpassten LKW-Lift rührt erreichen wir nach frustrieten Wortgefechten den zweiten Hügel und biegen ab zur Küste. Bergab und auf flacher Piste erreichen wir unsere gebuchte Unterkunft 13:15Uhr und keine fünfzehn Minuten später springen auch Dafna und Simone aus dem Tuktuk, welches sie vom Stadtzentrum nach Otres gebracht hat. Wohl überrascht uns beide bereits auf dem Gelände anzutreffen, welches zweckmäßig und scharmlos anmutet und weit entfernt ist von einer lokalen Atmosphäre, wie sie in Kampot spürbar war. Take it easy! Und das tun wir, denn wir sind hier für Strand, Sonne und Gemeinsamkeit.

Mit den Resten aus der Vorratstasche, wird nach dem Strandspaziergang und schwankenden Wellen im Wasser, traditionell vor der Haustür gekocht. Dabei sind wir anhaltend im Prozess uns an die neue Lokation zu adaptieren und fangen an die Nachbarschaft in Augenschein zu nehmen. Sihanoukville und drei andere Spots plus ein paar kleine Inseln sind in Cambodia die einzigen Urlaubstrände und der Tourismus ist die letzten Jahre wie eine Lawine über die Strände gerollt. Resort an Resort eines hässlicher als das nächste, umso glücklicher sind wir über die Zeit die wir in Kampot verbracht haben, einem echten Ausnahme-Wohlfühl-Ort.

Die Tage, weit außerhalb der Stadt sind entspannt, Stress kommt in der Regel nur auf, wenn wir in die Stadt auf den Markt fahren. Hier wird stets das zwei bis dreifache für die Waren verlangt und die Stimmung leidet beim Einkauf für die einfach alltäglichen Dinge erheblich, doch sind wir froh über die Option eines Kühlschranks in unserem Bungalow und wenn wir die Preise mit den Restaurants im Umkreis vergleichen, sind wir immer glücklich die Option einer Küche zu haben.

Ich selbst bin auf diesem Urlaubsabschnitt unverständlicherweise oft schnell gereizt und tue mich schwer, was mir sonst so leicht fällt, die Dinge nicht so ernst zu nehmen. Tag für Tag ist dies eine Herausforderung, welche die Allgemeinstimmung empfindlich in den Abgrund zieht. Die Lösung oder die ersten Schritte zur Lösung sind eines Abends, sehr persönliche und direkte Gespräche mit der Gruppe der Frauen über mein anstrengendes Verhalten, meine Art der Kommunikation, der Teilhabe an gemeinsamen Unternehmungen und der Art meiner Entscheidungsgewalt. Was mir unglaublich hilft und worüber ich sehr dankbar bin, das meine Freundinnen so mutig und ehrlich zu mir sprechen können. Danach ist zwar nicht alles 100% doch vieles mit mir gestaltet sich einfacher und der Ernst weicht den Alltagssituationen.

Die Tage bis zum Abschied werden plötzlich schnell immer weniger und dann eines Vormittags ist es plötzlich 10:30Uhr, nach langen Gesprächskalkulationen und diversen Möglichkeiten, hatten sich Simone und Dafna für den Bus von Sihanoukville nach Bangkok entschieden, trotz der medialen Reisewarnungen und unzähligen Fällen von Diebstählen und Betrugs auf der besagten Strecke. No Risk No Fun! 🙂 So entspannt war zumindest Dafna zu Beginn der Option nicht. Doch letztlich lief alles reibungslos und beide kommen nicht erholt aber ohne schlechte Erfahrungen in Bangkok an, wo sie eine Nacht vor ihrem Flug nochmal tief schlafen und darauf den Flieger besteigen und mächtige Distanz in kürzester Zeit zwischen sich und uns bringen.

Als der Shuttlebus die Beiden bittet einzusteigen fließen Tränen unser aller Gefühl ist beklemmend und alle haben wir schwer zu schlucken, wir erinnern uns an die vielen Erlebnisse zusammen, an das Gefühl zu viert, an den Geruch der Beiden, an Bilder, an feste Umarmungen, an Bananen-Boost, an gemeinsamen Schweiß, an so gute Freunde die gerade um die Ecke biegen und auf dem Weg nach Hause sind.

 

Siem Reap – Kampot (16. – 28.03.)

 

Im Bus zurück in die Hauptstadt. Es läuft die Klimaanlage und die dümmsten und zugleich diskriminierendsten Filme die wir uns vorstellen konnten. Ein Double aus Dick und Doof läuft in diversen Szenen durch Straßen, klaut, prügelt und bedrängt Frauen, um sich über ihre Opfer lustig zu machen, was den Zuschauer so scheint es amüsieren soll. Ultra schwer zu ertragen. Da kommt uns die Pause bei 39° an einer Raststätte glatt als Befreiung und gar angenehm vor.

Am Abend breiten wir Plane, Kocher und Zutaten auf der windigen Dachterrasse des Plattenbauhostels „Grand View“ aus und besprechen beim Zubereiten des Abendessens, den Fahrplan für den morgigen Tag. Denn es steht der Antrag für das Indien Visa, Geldwechsel, Marktbesuch, der Besuch des Gefängnis S21, das heute Museums-Gedenkstätte ist und über die Gräueltaten der roten Khmer zwischen 1975-1979 aufklärt, auf dem Programm.

Genau wie in Laos und Vietnam stehen wir nach Besichtigung und ausführlicher Audioinformation fassungslos der menschlichen Gewalt und den Mechanismen dieser Geschichte Kambodschas gegenüber. Es ist schlicht nicht vorstellbar wie viel Schmerz und Trauma gerade bei der Eltern- und Großelterngeneration im ganzen Land getragen wird. Zeitgeschichte, Veränderung, Erkenntnisse… Oft schauen wir in dem Jahr zurück, mit dem Blick aus der Ferne: auf zu Hause, Freunde, Familien, Länder die wir in Sequenzen kennenlernen durften und sind beeindruckt über die Menschen dieser Erde, die so viel friedlicher auf uns wirkt, als wir es uns je vorstellen konnten. Es ist unser Glück! Mit etwas Mut dem Horizont entgegenzufahren und den großen Planeten etwas kleiner zu machen um die Menschen etwas dichter zusammenbringen zu können. Es scheint uns, als das beste Mittel, um Vorurteilen und Rassismus gegenüber Fremden den Wind zu nehmen, der uns gerade jetzt, mit jeder Nachricht aus Europa erreicht. Ungezwungene Begegnungen und ein Austausch derer die sich vermeintlich fremd sind fördert bei uns stets Respekt, Anerkennung und manchmal den Beginn von Freundschaften.

Dafna und Simone erzählen uns am Abend wie ihr Eindruck der Stimmung im Südwesten und über BaWü hinaus sie beschäftigt und bei Menemem (Tomatenpfanne mit Rührei türkischen Ursprungs) springen wir in Erfahrungen und diversen Berichten hin und her, bis wir mit Freundinnen zu Bett gehen.

Am kommenden Morgen lassen wir mit der Sonne die Dächer der Stadt Richtung Süden hinter uns. Zu zweit als RadlerInnen auf dem Weg nach Kampot. Die kleine Hafenstadt die mit ihren Bergen und Feldern berühmt ist, für Salz und Pfeffer, werden die Freiburgerinnen mit dem Bus einen Tag vor uns erreichen. 150 Kilometer bedeuten bei Hitze und Gegenwind stramme knappe eineinhalb Tage Sitz im Sattel. Wir sind froh als der chaotische Verkehr hinter uns liegt und wir die Hauptverkehrsader zu Gunsten einer Seitenstraße eintauschen können. Wir sind entspannt. In der Nachmittagshitze sind wir an einem See unter Zuckerpalmen und trinken später Eiskaffee in einer kleinen Garage, bevor es wieder auf die Straße geht. Zur Dämmerung läuft alles wie gehabt, abseits der Straße auf einem trockenen Reisfeld begutachten wir Zeltplatz und Duschmöglichkeit, der Kocher wird gestartet und wenige später kommt zu köchelndem Gemüse ein Einheimischer vorbei. Allerdings kommen eine Stunde später ein Polizist und zwei Soldaten zu uns, die mit Taschenlampe und Kalaschnikow den Grund für das Campieren erfragen, Personalien aufnehmen, Anrufe tätigen und später, nachdem ich ihnen versichere, dass ich zu meinem Gott um meine Sicherheit bete, als Aufpasser in Sichtweite über Nacht Stellung beziehen.

10:05 Uhr, Einfahrt in Kampot, schon laufen uns Simone und Dafna über die Brückenstraße entgegen, der Markt ist gleich um die Ecke! Die beiden sind skeptisch, was die Lokation betrifft, wir sollen einfach vorfahren und uns selbst ein Bild machen. Kampot ist ein kleines Städtchen am Fluss „Prek Tuek Chhou“, der sich nach der Stadt gabelt und auf Grund des Meerwassers, das sich über zehn Kilometer ins Landesinnere drückt sehr salzhaltig ist. Der Nationalhighway kreuzt genau wie wir das Gewässer, dann biegen wir rechts ab und folgen der Straße flussaufwärts. Simon’s Village hatten wir ursprünglich ausgesucht, an der Straße stehen hintereinander aufgereihte Schilde: Salty River Resort, Mom’s Home, Riverside Resort, Riverview luxury und als zweitletzte Einfahrt sehen wir Simon’s Village. Simone und Dafna hatten vermutet es wäre uns möglicherweise zu „touri“! Doch die Hüttchen und Bungalows sind alle mit viel Liebe in einem Wald von grünen Bananen-, Mangobäumen, Limettensträuchern und vielen anderen rankenden Gewächsen traditionell arrangiert. Unser Hüttchen steht in zweiter Reihe am Wasser, wir haben Maracuja im Vorgarten liegen, es gibt Holzbalken und lose Steine um sich vor dem Eingangsbereich eine Kochstelle einzurichten, die mit den Tagen an Umfang und Qualität zunimmt.

Schnell fühlen wir uns wie zu Hause und verlängern unseren Aufenthalt um weitere fünf Tage. Klar ist die Lokation für Touristen, es gibt ein Restaurant, Kanu-, Moped- und Fahrradverleih. Angeboten werden externe Touren und morgens wird stets gefegt und anschließend gewässert. Doch wer eine Küche vor der Haustür einrichtet und den Gastrobereich nur zum Yoga machen und chillen nutzt hat das Gefühl ein eigenes zu Hause zu leben. Denn Markteinkäufe im Umfang für vier Personen, für zwei Tage und drei Malzeiten, ist doch anders als die Menükarte des Resorts aufzuschlagen, was wir mit Genuss auch zweimal machen.

Es ist Zeit zu feiern, es ist der 19.03.2016 und wie jedes Jahr, haben Simone und ich am gleichen Tag Geburtstag. Gemütliche und entspannte Stimmung, mit Post-Glückwünschen von zu Hause und dem Geschenk zu viert an einem weit entfernten Ort zu sein. Ein genussvoller schöner Tag an dem wir nochmals näher zusammenrücken.

Flussaufwärts radelt die Gruppe den Wasserfällen entgegen, die fünf Kilometer entfernt hinter einer Staumauer liegen sollen. Doch unverhofft, werden wir auf Grund eines Schutzgebietes zur Kasse gebeten, zwei Typen stehen auf der Straße und kassieren pro Person 4$, beim Passieren der Landmarke. Wir drehen um, auch weil eine entnervte Touristin auf dem Rückweg ihr Passiergeld zurückfordert.

Zurück über sandige Pfädchen finden wir die Uferstraße, die uns an netten Plätzen wie einem kleinen Restaurant und einem Sandstrand halten lässt. Vermutlich der beste Strand in Kampot. J Der Abend findet in einer ausgedehnten Kochsession ein attraktives Ende und alle gehen hinter durchlöchertem Moskitonetz zu Bett.

Dann soll es endlich so weit sein, Leonie hatte mich bereits mehrfach gebeten, das ich meine Kreditkarte, die rund acht Monate in einem Winterhandschuh in der Türkei unterwegs war, der mit Mira den Weg zurück auf den Hunsrück fand und im Anschluss über Freiburg nach Kambodscha zu mir kam, zu nutzen, um unsere Dollar Liquidität zu vergrößern. Warum? In Myanmar soll es nur wenige bis keine Geldautomaten geben und zudem legen die Wechselstuben extrem großen Wert auf „druckfrische“ sprich makellose 100 Dollarnoten, die den besten Wechselkurs erzielen. Doch etwas zwischen mir, meiner Kreditkarte und dem Wissen über den Verlust der Ersten, lässt den Versuch in ungekannter Nervosität und Dummheit scheitern. Mit tief sitzendem Frust über meine nicht vorhandene Intelligenz und Unfähigkeit der Eingabe von vier Zahlen am Automaten steigt der Selbsthass an diesem Vormittag bis er explodiert! Was den Urlaub für eine zeitlang aus dem Gleichgewicht bringt und meine rechte Hand über Monate schmerzen lässt! Dabei war die Situation im Anschluss verhältnismäßig einfach zu retten. Ein Skypeanruf bei der Bank und einen Tag warten brachte den Ausgangspunkt zurück auf Anfang, doch innerlich beschäftigte mich der Fall deutlich länger.

Montag! Es ist soweit. Der Plan: für 5$ einen Roller leihen, tanken, nach Phnom Peng düsen, beide Pässe mit unseren Indienvisa abholen, dann tanken und zurück ins Resort, steht seit ein paar Tagen. Der Plan funktioniert im Wesentlichen, wird jedoch auf dem Rückweg als es anfängt zu dämmern für eine Stunde gestoppt, da sich der Scooter auf Grund des blockierten Schlosses nicht mehr starten lässt. Erst helfen mir zwei, drei Semispezialisten, bis ich später den Richtigen finde, der das Problem in einer Minute für 1$ löst! Um 21:45 bin ich zurück, mit Sonnenbrand auf den Händen und schmerzendem Hintern, was ein Ritt!

Die drei Mädels verbrachten den Tag unterdessen auf dem Rad vorbei an Salzfeldern und am Meer.

Die Tage werden verchillt, verlacht, verkocht und zwei Mal gönnen wir uns den Banana-Boost (Bananen-Milch-Shake mit Erdnussbutter, wirklich köstlich!) des Hauses und checken die Küchenskills des Teams.

An einem Abend es ist bereits seit Nachmittag klar, dass gegenüber der Straße eine typisch kambodschanische Hochzeitsfete bis tief in die Nacht steigen wird, fällt es den Hausbewohnern schwer zur Ruhe zu kommen. Selbst Oropax helfen nur bedingt bei den tiefen Bassvibrationen die durch die Bambuswände rütteln und als gegen ein Uhr die Musik ihr Ende findet, kehren drei stark alkoholisierte Engländer und „Login“, der spendable Barkeeper von Simon‘s Village zurück. Zunächst stellt sich die ‚Wer-hat-den-Schlüssel-Frage‘, dann ruft einer der UK Jungs nach Login und Kondomen und eine halbe Stunde später setzt ein zurückhaltend kommunizierendes Päärchen die Vibrationen in anderem Umfang aber mit gleicher Ausdauer wie die Hochzeitsanlage fort. Der Ort der Extase liegt in unmittelbarer Nachbarschaft, weshalb es beim Frühstück ein leichtes ist, die jeweiligen Vibrationsspitzen zeitgenau zu benennen und den Zeitumfang jeweils einzuordnen. Bei Pfannkuchen und Obstsalat, drei Frauen und ein Mann haben ja sonst nichts zu tun!

Ah! Ausgenommen der Einkäufe und der Einnahme von kaffeehaltigen Eisgetränken mit viel Zucker und süßer Kondensmilch auf Kampot’s authentischem Marktgelände inmitten dem bunten Gewusel auf wackeligen Plastikhockern. Es werden Andenken und Mitbringsel geshoppt und sich mit neuen Shirts eingedeckt.

Die 10 Tage in Kampot vergehen wie im Flug und schon heißt es wieder Taschen packen, Räder satteln, Rücksäcke schultern und auf ans Meer!

Choam – Siem Reap (09. – 16.03.)

Mit viel Schwung aus der Grenzabfahrt geht es weit hinein in die nördliche Ebene. Spontan lasse ich meine lädierten Sandalen mit altem Schlauchmaterial nähen und zusammen sitzen wir mit vier kambodschanischen Jungs im nach vorne zur Straße hin offenen 3m² Laden und sind gleich erneut von den Menschen beeindruckt. In der trockenen Gegend ist es nochmal deutlich heißer als die Tage zuvor und als wir in Anlong Veng, der ersten Marktstadt ankommen, retten wir uns mit den Einkäufen in den Schatten eines Eiskaffees. Mit Ausnahme von ein paar Wenigen, sind wir die einzigen auf der Straße Richtung Siem Reap. Es dauert nicht lange und auch wir verlassen die Straße, denn die Luft über dem Asphalt ist am Glühen und als wir den Pumpbrunnen rechts der Straße erblicken, ist der Versuch durch den Mittag zu radeln beendet. Die Luft um uns herum flimmert, der lichte Baum, der Schatten spenden würde, wenn er denn Blätter hätte ist als Sonnenschutz mangelhaft brauchbar. Also läuft auch gleich der Pumpbetrieb an und das erst noch durch die gusseisernen Rohre aufgeheizte Wasser, wird im Kontrast zur Außentemperatur allmählich erfrischend. Schnell bringt uns die Nachbarin, die mit ihrer Familie im Schatten sitzt, einen Eimer mit Schöpfschale, dann ist das Wasserbad, das massiv nach Eisen riecht, in vollem Gange. Eine Weile können wir es in der Hängematte aushalten, dann rollen die Räder mit klatschnassen RadlerInnen weiter. Vorbei an vor langer Zeit gerodetem Wald, der sandig unfruchtbaren Boden hinterlässt. Dort wo noch Bestand zu sehen ist, glutscht und kokelt es an vielen Stellen, eine erschreckende Fauna. Nah dem Nationalpark Kulen Promtwep, den wir im äußersten Westen streifen, steht links im Blickfeld dichter, frischer Wald, rechts reihen sich entlang der Straße Dörfer aus Naturmaterialien. Jedes Dorf ist durch Schilder unterschiedlichen Hilfsorganisationen zugeordnet, für die wiederrum Paten mit ihrem Namen stehen. Meist wurden in den kleinen Gemeinden, Brunnen-, Schul-, oder Gemeinschaftsraumprojekte gefördert und durch ausländische Helfer unterstützt.

Als wir in einem Dorf halten, um unseren Wassersack am Brunnen zu füllen und um Trinkwasser zu filtern, entschließen wir uns nach Einverständnis der BewohnerInnen hinter den Häuserreihen auf einem brach liegenden Feld zu nächtigen. Für die Kids und die Jugendlichen ist es spannend, zuzusehen wie auf einer Radreise gekocht wird, in welch einer getunnelten Plastikgewebeplane später geschlafen wird und uns die Wörter für unser Gemüse das in die Pfanne kommt, auf Khmer zu übersetzen. Uns erstaunt jedes Mal auf‘s Neue, wie respektvoll und gastfreundlich bereits die Kinder sind.

Es ist bereits dunkler Abend, als wir zum Abwasch und Duschen abermals vor zum Pumpbrunnen kommen, wo uns erst beim Abtrocknen und später beim beleuchten unseres Duschwaschgangs geholfen wird. Natürlich in Klamotten, so wie jeder Einheimische es auch tun würde.

Als bei roter Morgensonne, die letzten Siedlungen am Rande des Waldes hinter uns liegen, sind wir mit unseren Rädern erneut in der Hitze entlang der Straße nach Angkor Wat unterwegs. Der Markt am frühen Vormittag versprüht das Flair von unberührtem Kambodscha. Auf dem blanken Boden wird der Fisch entschuppt, der Kopf abgetrennt, daneben liegen Hühnerbeine mit den Innereien des Vogels, um die Ecke gibt es Gemüse und dazwischen zischt der Waffelteig auf ein altes Eisen, das auf der Glut seinen Platz findet. Die Märkte sind im Vergleich zu Thailand verrucht und schmutzig. Hier läuft zwischen den Gängen das Brackwasser, dort wo es sich in einer Senke sammelt und steht hilft ein Brett oder ein wackliger Stein, den Füßen nicht vollends im Sumpf des Geruchs unterzugehen. Wer sich an die ersten Szenen aus der Geschichte „Das Parfüm“ erinnert, ein wenig Flair findet sich an vielen Ecken wieder.

Zurück auf dem Fahrrad mit Waffeln im Bauch und Füßen auf den Pedalen entscheiden wir circa 30km vor Siem Reap, abseits der stark befahrenen Straße, unsere Nachmittagspause zu halten und uns nach einem Schlafplatz umzusehen. Im Schatten der Bäume vegetieren unsere Körper, alle halbe Stunde erfrischt von der Ortlieb Wasserdusche, die wir zum Glück ein paar Schritte weiter am Brunnen jederzeit auffüllen können. Der Abend rückt näher, langsam bereitet sich das Abendessen und eine Kinderhorde von fünf Knirpsen präsentiert auf dem Fundament eines Hauses, Gesangs- und Tanzeinlagen aus dem Englischunterricht. Als Vatti und Mutti die Sprösslinge zum Abendessen rufen, scheint es einer der Erwachsenen besonders korrekt in Sachen Sicherheit zu nehmen. Denn sicher soll das Fundament nicht sein! Zu gefährlich sei der Ort, den wir uns zum Schlafen ausgesucht haben. Nach andauernden Sicherheitsdiskussionen, ist an seinem Handy ein Polizeiofficer zu hören, der sich ebenfalls um die Sicherheit sorgt! Der Abend endet nach der erfolglosen Suche nach der sicheren Polizeistation, die vermutlich die größte Gefahr an diesem Abend war, zehn Meter abseits der Straße unter Cashew – Bäumen, in einer breiten Zufahrt zu einem fünfzig Meter entferntem Haus, von wo ein beunruhigendes Gebell zu vernehmen ist. Die Distanz des Gebells bleibt konstant, genau wie die quälende Hitze im Zelt, die uns wenig Erholung lässt, was das erste Foto am Morgen deutlich zu verstehen gibt.

Zudem war unser Innenzelt, sowie unsere Essenstaschen erneut Ziel eines hinterhältigen Ameisenangriffs, der es meist auf den Klebereis absieht. Die Tasche ist Glück im Unglück! Denn der Reis ist noch nicht befallen und so müssen nur beide Taschen ausgeräumt, von den Insekten abgeklopft und wieder eingeräumt werden. Dann sind wir bereit und wenig später im Archäologiepark Anchor, der sich über ein Gebiet von 200 m² erstreckt, wo sich über 1000 Tempel und Heiligtümer befinden. Es sind die ersten Eindrücke geschichtsträchtigen Ausmaßes auf unsere Reise, gemeißelt und arrangiert aus Sandstein deren Blütezeit zwischen dem 9ten und 15ten Jahrhundert lag.

Wir streifen den Park an seinem östlichsten Rand und radeln ein in die Stadt Siem Reap, vorbei an einem massiven Aufgebot an Hotels, Resorts, Chalets und Luxus an den vor zwanzig Kilometern nicht zu denken war. Im Stadtinneren, auf der Gästehausmeile haben wir es uns im Empfang eines der Häuser bequem gemacht und warten auf Bart und Monika, die wir hier zum vierten Mal seit Tabriz im Iran wiedersehen und herzlich drücken, nachdem sie die Treppe zu uns hinuntergestiegen sind. Es wird ein kurzer Plausch, denn sie sind verabredet, ihre Dreitages – Tickets haben sie bereits und das TukTuk wartet schon an der Straße. Frühstück mit Pfannkuchen am nächsten Morgen? Alle sind einverstanden!

Eineinhalb Kilometer weiter und abseits des Trubels fahren wir auf den Hof des Gästehauses, das Leonie weit im Voraus gebucht hatte. Blue Lizard nennt sich die Lokation, ein traditionelles Haus im Look, mit viel Außenfläche und einer Gemeinschaftsküche und einem, von nur vier taubstummen Besitzern eines Gästehauses weltweit. „Herzlich Willkommen schreibt uns Allan in seiner Garage, am Tisch der Rezeption mit einer rasenden Geschwindigkeit auf einen Zettel und deutet im gleichen Moment auf die FAQ und die Hausregeln, die allesamt in einer Mappe vor uns liegen, die sehr offen gehalten sind und teilweise unter unserer Vorstellung liegen. Wenn Pipi machen im Innenhof ausdrücklich erlaubt ist, nur große Geschäfte bitte auf/in der Toilette landen sollen. Let’s make party! Steht gefühlt an jedem Eingang und je tiefer der Gast ins Innere der Räume voranschreitet, desto offensichtlicher wird der gepinnte Zwang zu Alkohol, Sex und Party. Die Gäste im Gemeinschaftsraum scheinen genau deshalb hier zu sein, nicht anders können wir uns die fünf Flaschen Schnaps, mit denen sie am Nachmittag zurückkommen erklären. Etwas nervös sind wir, denn morgen kommen Dafna und Simone, vermutlich stark erschöpft von ihrer „Party“ nein Fahrt von Freiburg nach Siem Reap und sollten dann Alkoholleichen in einem nach Pisse riechenden Innenhof auf sie warten, wäre das Vertrauen in unsere Wahl der zukünftigen Locations womöglich leicht beschädigt. Doch die Situation entspannt sich bereits als 15 Minuten später Eli aus Australien mit seinem Rad auf den Hof fährt und die Radlobby ab da, Tag für Tag im Blue Lizard wächst und am Ende die haupte Masse stellt. Doch dazu später.

Allen der mit seinem Business in seiner Community weit über die Straßen Kambodschass bekannt ist, hat stets Gäste mit ähnlich gearteter Beeinträchtigung zu Gast. Da ist Jürgen aus Nürnberg, zwei Mädels aus Siem Reap und ein Freund aus den Staaten, der mit seiner Facebookpräsenz, Mut und Ideen für das Reisen als taubstummer Mensch gibt. Untereinander ist das Gesprächstempo unglaublich schnell und alle haben den Vorteil, dass sie unabhängig von der Nationalität keine Verständnisschwierigkeiten haben. Oft denken wir dieser Tage an Nina in Freiburg, die hier bestimmt ihren Spaß gehabt hätte.

Bei morgendlichem Pfannkuchen und Obstsalat sind die TourenradlerInnen schon zu fünft am Tisch und tauschen aus, was hinter ihnen und womöglich vor ihnen liegt. Der Tag lässt die Zeit und den Mittag hinter sich und dann sagt eine SMS plötzlich: „In einer halben Stunde erreichen wir den Busbahnhof“! WOW SIND WIR AUFGEREGT! Spannung und innere Freude, nach so langer Zeit die beiden Lieben endlich drücken zu dürfen und Zeit zusammen mit so weit gereisten Freundinnen zu verbringen. Voller Ungeduld und suchendem Auge stehen wir am vereinbarten Treffpunkt! Und dann sind sie plötzlich da, der TukTuk Fahrer, zwei uns fremde Rucksackreisende und zwei uns sehr gut vertraute Gesichter voller Freude und rot geschwitzter Blässe! Wir kleben auf dem Bürgersteig zu viert zusammen. Stauwärme! Glitschig lösen sich die Banden um erneut gebunden zu werden, dann geht es zu Fuß zum Gästehaus, wo bei Eiskaffee und gemütlicher Runde, vertraute heimische Atmosphäre aufkommt. Endlich ein Ort zum rasten und so geht der Tag mit Schlafrationen, Geschichten aus der Freiburger Heimat und einer großen Portion Klebereis mit Gemüse zu Ende. Simone und Dafna, schön das ihr mit uns auf Cambodiareise seid! Ihr habt uns sehr gefehlt!

Es werden drei tolle Tage in Siem Reap, die wir zusammen mit Marktbesuchen, gemeinsamen Essen und dem Besuch des Archäologie Parks Anchor in ein stimmiges Programm umsetzen. Mit dabei sind stets Eli und die zwei Dresdner Jungs Kilian und Emil, die mit Humor und erfrischendem Charakter die Gruppe der Templer zwanglos bereichern.

Seit Maschad und dem Massenpilgern der schiitischen Muslime waren wir den Tourismuszentren mehr oder weniger fern geblieben. Anchor Wat, der Tempel der Kambodschas Nationalflagge pinnt ist das „Must do Highlight“ jedes, sagen wir, der meisten Touristen, die nach Kambodscha kommen. Auch wir starten den Tag mit unseren Ein – Tages – Tickets je 20$ pro Person, die, so hörten wir mehrfach, weder Kambodscha, noch dem Erhalt des Weltwunders zu Gute kommen, sondern einzig dem chinesischen Mieter, der den Park unterhält bereichern, mit dem Sonnenaufgang auf Anchor Wat! Die Masse ist doch klasse! Wie sie da steht und den sich spiegelnden Tempel im vorgelagerten Teich knipst! KambodschanerInnen besuchen den Park übrigens kostenlos, sofern sie einen Gide gebucht haben. Mit dem steigenden Feuerball verteilen sich die Massen in den zahlreichen Tempelanlagen, sodass selten das Gefühl von Gedränge aufkommt. Tief beeindruckt wandern wir durch das Reich der Khmer das einst durch innovative Wassersysteme die Basis für Wohlstand und die bis dahin größte Metropole der Erde im 12. Jahrhundert legte. Nach wie vor stoßen Archäologen auf Relikte und bis heute im Wald verborgene Stätten. Die, wie dieses Jahr bekannt wurde, die heutigen Ausmaße Phnom Penhs hatten.

Am Nachmittag haben wir unseren maximalen Input erreicht. Die Mädels machen sich auf den Heimweg. Die Buben laufen bis kurz vor Sonnenuntergang über historischen Boden bis auch sie sich in der blauen Eidechse wiederfinden und Eli mit gemeinsamer Restenergie Curry für Alle zum Abendessen arrangiert.

Am letzten Abend und nun zurück zum neuen Blue Lizard Flair, ist die Runde der Radfahrerinnen komplett. Denn auch Marco und Tiphaine die wir in Osh zurückgelassen hatten, als Marco kurz zuvor im Pamir bei einem Sturz sein Schultereckgelenk sprengte und im Verlauf gar in Italien rehabilitierte, sitzen seit dem Nachmittag auf der Terrasse, tauschen alte und neue Geschichten aus und genießen das gemeinsame Beisammensein. Am großen Plastiktischarrangement gibt es frischen Fisch, Reis und italienische Auberginenpfanne, was ein Highlight im „Party“- Hostel!

Am Morgen danach fahren alle ihrer Wege: Eli nach Bangkok, genau wie Bart und Monika, Marco und Tiphaine zu türkischen Freunden in Siem Reap und die Freiburger nach Phnom Penh, diesmal mit den Velos im Bus und in knappen acht Stunden zum Ziel.

 

Pong Nam Ron – Choam (02.03. – 09.03.)

In Nachmittagsstimmung geht es über den kleinen Grenzübertritt, zur Administration. Arrivalcard und Departurecard alles liegt bereit. Es wird informiert über die Visabestimmungen und die Geldstrafe die beim Überziehen des Visas fällig wird. Schnell muss noch ein Hostel in Reichweite zur Grenze als Aufenthaltsort recherchiert werden, dann zeugt ein kleiner Stempel im Pass über die 30 Tage Visa.

Wie und was ist Thailand? Jede/r die/der uns versucht hatte das zu erklären hat ganz persönliche und auf die Situation abhängige Bilder vermittelt, die, dass merken wir schnell nur entfernt mit unseren Bildern zu tun haben. Auffallend ist die industriell organisierte Landwirtschaft (Zuckerrohr, Tapioka, Zuckerrohr, Tapioka,…), das Überangebot an asphaltierten Straßen, dass fast jeder Thai einen Pickup oder einen laut röchelnden LKW fährt, dazu eine sichtbare „pimp your Scooter“ – Industrie, wohnen in Beton, wenig Körperaktivität und viele, echt viele dicke Menschen. Doch die Thais sind genauso nett, hilfsbereit und gastfreundlich wie im übrigen SOA. Nach unseren ersten eigenen Eindrücken übernachten im Tapiokaacker und im Zelt saften wie immer, geht klar!

Zurück auf der Straße schockiert als erstes der Linksverkehr! Der uns auch die kommenden Tage öfter als gedacht daran erinnert, dass rechts radeln super gefährlich ist. Im schattigen Laub und Bambus ist der Vormittag soweit erträglich, wir passieren die erste Ortschaft mit Marktgelände, doch die Läden und Stände sind nur dünn besetzt, alle scheinen zu Hause vor der Ventilator oder Klimaanlage zu sitzen. Dieser Markt hat nichts mit den bisherigen wuseligen südostasiatischen Märkten zu tun! Tomaten, Eier, Kekse und Nudeln lassen sich dann doch besorgen und zum ersten Mal nutzen wir den Trinkwasserautomaten, den wir bis dahin nur aus Erzählungen kannten. Ein Automat, ähnlich einer Zapfsäule aus dem „purifide Drinkingwater“ mit einem druckvollem Strahl in unsere Flaschen schießt. Gleich 10Baht landen in der Maschine, was auch gleich unser Fassungsvermögen sprengt, denn 15Liter sind gerade einfach zu viel. Einer der Ständler bietet sich für das Restwasser an, den Kanister hat er schon in der Hand.

Es ist die Zeit in der uns fast jeden Tag etwas Neues oder anderes einfällt, was uns Dafna und Simone aus dem fernen Freiburg mitbringen könnten. Dort warten bereits Ersatzteile, eine zweite Kamera und diverser Schnick Schnack auf den Flug. Also schnell noch eine eMail verschickt und weiter mit dem Wassertransport in den Schatten. In ausreichender Entfernung zur Straße, diesmal am Tapiokaacker, haben wir unser Ziel erreicht. Staubig brennt die Luft, der Abend bringt keine nennenswerte Abkühlung und als es dunkel wird brennen die Zuckerrohrfelder, so viele und so hell. Es dauert dann meist nicht lange bis es je nach „Windrichtung“ feine Asche regnet, die in schwarzen Fäden vom Himmel segelt.

Entlang der Grenze Richtung Norden ist nicht viel los. Kurz bevor und nachdem wir den Nationalhighway 33 queren ist das Verkehrsaufkommen massiv, da dieser zum wohl größten westlichen Grenzübertritt bei Poipet führt, doch dann versiegt der Lärm und der Abgasgestank nach und nach bis er im Dorf abseits der Hauptwege nicht mehr spürbar ist. Der Laden an der Kreuzung ist gut sortiert und von den Anwohnern geschätzt, denn die Tür steht nur selten still, weshalb auch wir interessiert das Angebot begutachten. Bei der Eistruhe werden wir fündig! Die Produktpallette ist äußerst plastiklastig, alles ist sortiert hat seinen Platz ist zwei oder gar dreifach verpackt und meist nur in kleinen Mengen greifbar. Da der Schatten vor dem Laden taugt, überbrücken wir den Nachmittag unter dem Mangobaum und nutzen das WLAN des 7elven – Verschnitts um unsere Wunsch- und Bedarfsliste zu updaten. Aus dem Nachbargarten greifen wir mit Einverständnis einige Sternfrüchte ab und unterhalten uns mit Vater, weniger mit schüchternem Son, über Frankfurt, Fußball und seinen Namen, der übersetzt Brille heißt. Leonie die energielos drei Meter entfernt auf der Holzpritsche döst gesellt sich zu 60% zu der Runde und gibt zu verstehen, dass sie es bevorzugen würde, außerhalb des Dorfes zu nächtigen, ohne die Gastfreundschaft von Brille zu verletzen.

Die Nacht wird diskussionsintensiv und turbulent, denn erst dauert es knapp eine Stunde, bis ein sporadisch geeigneter Platz gefunden ist, der sich später als dornig rumpelig entpuppt, was zur Folge hat, das wir umziehen und später genervt ins Zelt fallen und irgendwie kurz schlafen um früh den Tag und die Morgentemperaturen zu nutzen, um nicht wieder als Brathähnchen auf dem Sattel zu sitzen.

Der nächste Tag ist heiß wie eh und je noch im Vormittag gelangen wir nach Ta Praya, eine Kleinstadt mit Geschäften und Marktplatz. Doch allmählich wird uns klar, Thailand ist im Vergleich zu den Ländern die an Erfahrungen und Eindrücken hinter uns liegen, das Plastikverpackungsparadies. Die Märkte sind „sauber“, das Meiste ist vorportioniert und bereits verpackt, selbst Reis findet sich kaum in großen Gebinden, weshalb später vier je ein Kilogrammtüten in den Essenstaschen verschwinden. Markt bedeutet gleichzeitig der Verkauf von warmen fertigen Speisen, was wir so zwar kennen aber in Organisation und Ausprägung alles Vorherige in den Schatten stellt. Kurz: die Atmosphäre, wie wir sie aus Kambodscha kennen, gibt es nicht mehr! Schade! Gab es sonst kleine Gemischtwarenläden für jederlei Allerlei, finden sich nun Läden, die ausschließlich Kekse oder Süßigkeiten verkaufen. Läden die vollgestopft sind bis unter die Decke mit Plastik, die mit Gängen zwischen den Regalen aufwarten, in denen sich nur Leute bewegen können, die noch nie Süßigkeiten gegessen haben dürften. Der Thai an der Kasse jedenfalls gehört nicht dazu und schein hinter dem kleinen Kassiererpult wie eine Presspassung seine Arbeit zu machen. Also erledigen wir zügig den Einkauf und lassen die Märkte, auf denen es keinen Kaffee zu kaufen gibt hinter uns. In Sichtweite zur grünen Grenze bewegen wir uns weiter nach Norden, mit der Hoffnung möglichst schnell eines der eingezeichneten Wasserreservoirs zu erreichen. Der Blick nach rechts lässt jeden Kilometer Minenschilder aufblitzen, die zwar mit den Jahren nur noch rostig blitzen aber an Gefahrenhinweis, keineswegs zu unterschätzen sind.

Von der Straße die anschließend über einen Gebirgskamm in den Urwald führt erblicken wir den Stausee und gelangen über einen schmalen mit Steinen verblockten Pfad erst die Straßenböschung und dann den Fallhang hinunter zum Damm. Wir sind nicht alleine, im warm braunen Wasser werfen drei Männer ihre Netze und verschmelzen mit ihrem Hauttyp sogleich wieder im Wasser. Schatten ist unter den blätterwerfenden Bäumen schwer zu organisieren da er nicht lange auf ein und derselben Stelle verweilen kann. Doch mit unserer Dusche die sich ganz allmählich in der Sonne auf 40°C aufheizt und dem wenigen Wind lässt es sich nass triefend in der Hängematte aushalten. Warum zur schönen Basistemperatur nicht noch ein Feuer entfachen und sich daran wärmen? Zehn Minuten später lodern die Flammen und die fünfzehn Fischlein brutzeln in spürbarer Nähe über der Glut. Einfach auf ein Lüftchen hoffen! Nochmal mit 43°C Wasser duschen, um danach den Kontrast von zwei Grad zu feiern, so schön. Spontan werden wir zum Picknick der Familie auf die Picknickdecke eingeladen, wir steuern Klebereis vom Vortag und ein Paar Kekse hinzu, die Stimmung ist entspannt alle schwitzen und sind dem Schatten treu ergeben. Zur Dämmerung stellen wir das Zelt etwas oberhalb am Ende des Damms auf eine Art Wendehammer. Die Strahlungswärme des Bodens ist ein wahrer Genuss, erst heizt die Isomatte ein, dann heißt es für den Organismus Poren auf und lass raus was geht! An jeder Pore werden Tröpfchen zu Tropfen die ihre Oberflächenspannung ans äußerste bringen, dann sendet jede Haarwurzelsynapse „huch kitzel kitzel“ wenn wieder ein laufender Tropfen zusammen mit anderen vorgewässerte Bahnen meist durch die Kniekehlen die Wade hinunter sausen und am Ende wenn sie nicht schnell genug bemerkt wurden in das Sammelbecken des Innenzelts eintauchen. So eine Nacht ist nur von 04:30 bis 05:45 erholsam, anders kann ich es nicht beschreiben.

Nachdem die Räder hoch auf die Straße geschuppst sind und die Sonne noch hinter dem Hügel ihre warmen Strahlen zurückhält, geht es über den Kamm in den Urwald – Ausläufer des Thap Nam Nationalparks. Gleich am Morgen über drei Rampen von 12% in den Tag zu starten, die beste Möglichkeit sich gleich zu Beginn richtig einzuheizen. Yeah we love it! 🙂 Zum Glück sind die folgenden Kilometer durch das viele feuchte Grün der Wälder angenehm und sehr erträglich. Zwei Checkpoints markieren Anfang und Ende des Schutzgebietes und als es hinter uns liegt geht der ökologische Wald gleich in Gummibaumplantagen und Topiakaäcker über. Es ist deutlich heiser und trockener, wer hätte es gedacht?! Über Land-und Forstwirtschaftswege gelangen wir zurück auf eine Verkehrsader, doch zuvor sitzen wir im netten Lokal mit leckerem Papayasalat, essen Klebereis und updaten die aktuellen Nachrichten, bevor im nächst größeren Ort in aller Voraussicht ein großer Steamer für den Urlaub zu viert gekauft wird, und Leonie für 650Baht eine Abfuhr für ein Zimmer mit Klimaanlage erfährt! Ok Schmerz vergeht meist von alleine, der erste Platte für Leonie kurze Zeit später nicht, weshalb wir an einem viereckigen Löschwasserbecken im Schatten anhalten und uns entschließen auch direkt hier zu bleiben. Zu unserem Glück ist das Wasser relativ klar und erfrischend, bis zu einem bestimmten Grad, also in aller Hinsicht eine gute Wahl. Zur Dämmerung kommen die ersten ArbeiterInnen dicht an unserem Schlafplatz vorbei, eine die zu Fuß ist gesellt sich zu uns. Kop hat Familie und läd uns gleich zu sich nach Hause ein. Doch wie so oft sind wir bereits für die Nacht gerichtet und lehnen in aller Bescheidenheit ab. Wir versprechen ihr am Morgen vorbeizukommen, sie ist einverstanden und läuft zu ihrem Mann der mit der Ackermaschine und Anhänger auf sie wartet. Kurze Zeit später bringen beide mit ihrer jüngsten Tochter zwei eiskalte Cola, Wasser, Nudelpäckchen und ein Kürbiscurry vorbei! Wir sind gerührt und geben ihr nochmals zu verstehen, dass wenn wir am nächsten Morgen vorbeikommen, wir ihre Adresse brauchen. Endlich scheint klar zu sein das wir null Ahnung haben wo sie mit ihrer Familie wohnt, denn augenblicklich zieht sie einen Zettel und schreibt Namen und Straße in englischen und thailändischen Zeichen nieder. Noch ein letztes Mal müssen wir Ablehnen ihr nach Hause zu folgen, dann zeigt sie in die Richtung ihres zu Hauses, wir nicken beherzt und sie ist einverstanden. Eine letzte Abkühlung im Löschwasser kurz antrocknen und dann ins Bett.

Als wir endlich die Straße finden in der Kop und ihre Familie wohnt, ist die Sonne schon über den ersten Baumkronen. Alle sind da, Nab ihr Mann, die drei Kinder, ihre Eltern, die Nachbarn es wird erzählt und gelacht. Doch es ist offensichtlich, die Familien in dieser Straße sind arme Leute, die sich durch das Sammeln von Müll und Wertstoffen einen Zuverdienst sichern. Die Grundstücke sind verwahrlost genauso wie die kleine betonierte Betonhütte um die sich rings, der Abfall türmt und es nach Urin riecht. Alle haben viel Herz, auch wenn Nab bereits am Morgen stark nach Alkohol riecht. Mit einem Foto verabschieden wir die Familien und lassen sie wissen, dass wir nach Kambodscha fahren. So recht traut man es uns nicht zu, denn für die nächste Stunde begleitet uns die Familie auf dem Moped um uns den Weg zu weisen.

Nach Osten auf der 224 passieren wir den Gemischtwarenladen von Penh, die sich gerade mit einem US Amerikaner unterhält der in all seiner Fülle, das Bild eines Amerikaners bestätigt, doch er ist gerade im Begriff zu gehen, was uns sehr entgegenkommt. Er ist nicht der einzige dieser Spezies, die wir in den letzten Tagen in der ländlichen Gegend gesehen haben. Meist dicke fünfzig plus Hellhäuter, wenn sie nicht von der Sonne verwöhnt rot leuchten, die im Hof oder der vor der Haustür auf der Veranda eine junge thailändische Frau nach ihrem Verständnis finanziell unterstützen. Geld kauft eine junge Frau oder ist es eines dieser Tauschgeschäfte? Die Retter sind absolute Gönner ist doch klar! Verstörte Welt, die des Westens, peinlich und beschämend wenn wir so mit ihr in der Ferne zusammentreffen. Penh (36) die den Laden für ihre Schwester vertritt ist aufgeschlossen und erzählt uns gleich von ihrer Freundin, die in Frankfurt lebt, die sie einmal besuchen war und wie sehr ihr es in Deutschland gefallen hat. Ihre Mama rödelt im Hintergrund, dann läd sie uns zum Essen in den Innenhof ein. Schnell besorgen wir, ich als Passagier auf ihrem Scooter Kohlsalat und ihre Mutti dämpft unseren Klebereis erneut zur heißen Beilage. Happy? Thailand is happy? Yes we’re happy! Ok! Kurz fragen wir, ob sie weiß wie der „Bordermarket“ ausgestattet ist? Nach ihrer Beschreibung ein Mix aus thailändischem und kambodschanischem Großmarkt. Bestens! Geht es uns durch den Kopf.

Am Nachmittag finden wir wie am Tag zuvor Löschwasser und Schatten, doch setzten wir die Reise nachdem die Sonne von Wolken bedeckt, fort und campen in einer kleinen Parzelle mit Tümpel, in Lärmweite zur Straße, die aus Norden auf die südliche Grenze Kambodschas zuhält. Der Boden ist schön warm, auch zu warm für die meisten Ameisen.

Am Morgen als wir die Taschen öffnen sitzen sie wie die Maden im Speck in unseren Reisvorräten, kein Spaß, echt nicht! Mit Hilfe einer Differenzierungstechnik gelingt jedoch in geduldiger Handarbeit die Ameise vom Korn zu trennen und wieder sitzen wir im Sattel als die Sonne….die Kronen verlässt. Der Bordermarket ist eine Enttäuschung! Textilmarkt sollte er besser genannt werden, denn der stellt den Hauptbestandteil der Waren da. Selbst unser Erscheinen am frühen Morgen ändert nichts an der mauen Geschäftigkeit auf dem Markt, so wird entschieden, den Plan zu ändern und an einem Bordercrossing weiter im Osten in Kambodscha am nächsten Tag einzureisen.Durch die Hitze mit zwei Stopps für Eis am Stil und crashed ice für die Thermoskanne erreichen wir am Nachmittag das wohl schönste Frischwasserreservoir das wir bis dahin angefahren hatten. Vier überdachte Rastplätze die einem Restaurant angegliedert sind laden zum Relaxen ein. Nui, die als einzige in Reichweite englisch spricht, ist gleich interessiert und lässt uns die Option in der Bambushängematte zu Erholen und heißt uns herzlich willkommen um auf der Wiese am Ufer unser Zelt aufzustellen. Ach perfekt! Gleich nutzen wir das erfrischende nass und baden zudem unser Zelt, um es so von Staub und Unreinheiten zu entledigen. Nui und ihr Papa kümmern sich zudem um Dusche und Toilettenoption, so darf der letzte Tag in Thailand zu Ende gehen, auch wird es die kühlste Nacht seit Wochen, was der frische Tau am Morgen beweist.

Mit viel Happyness radeln wir in die ersten Steigungen am nächsten Tag, bis mir einfällt das meine Stirnlampe nach wie vor an der Steckdose bei Nui läd! Schnell zurück und um die nächste Kurve, wo ein ganzes Sortiment neuer secondhand Kleidung auf der kleinen Müllkippe aufgesammelt werden. Am Mittag überqueren wir zusammen mit einer riesigen Horde Busreisender die Grenze zu Kambodscha und freuen uns auf die Freundinnen die so Nahe und aktuell doch so fern sind. Suasdey! Kambodscha, wir sind gespannt auf einen weiteren Monat im Land, das uns zu Rad so gut gefallen hatte!

 

Battambang – Pailin (29.02 – 02.03.)

 

Über die Provinzstraße 57 summen wir durch heiße Luft an Massakerhöhlen zu Zeiten Pol Pot’s vorbei. Später am Nachmittag wird uns von trinkenden Einheimischen, aus ihrem Garten heraus, der Weg zum Fluss gewiesen. Allerdings ohne Erfolg. Nachdem die Wasserreserven am Rande der Straße gefüllt und das Flussufer erneut anvisiert sind, gelangen wir am frühen Abend an die wohl beste Zeltplatzstelle, die sich in weiter Breite ausfindig machen ließ. Mit Blick auf das Wasser und das unberührte Tal, an einer Klippe die erhaben über der gegenüberliegenden Seite liegt. Etwas weiter flussabwärts wird geangelt, Arbeiter warten durch den Fluss, später quert eine Herde Kühe unter Aufsicht von vier jungen Burschen den Strom, dann gibt es Besuch aus unmittelbarer Nähe und die Unterhaltung geht in die Vorbereitung für unser Abendessen über. So schön, so einfach das Leben nördlich der Kardamomberge, die als Gebirge südlich von uns liegen.

Über den Trampelpfad, über den wir gestern gekommen waren, geht es zurück auf einen weiteren Tag hitzigen Asphalts. Pailin ist nicht mehr weit und bevor wir an der thailändischen Grenze stehen, halten wir zur Mittagspause an einem der letzten kambodschanischen Märkte, der fast in Mitten der Tapioka Felder an der Straße liegt. Die Stimmung ist beschaulich! Kein Wunder zur Mittagsruhe, doch ohne große Mühe erhält man alles, was zum Kochen notwendig ist. Besonders knusprige Teig-Frittierwaren und Grashüpfer/Käfermix, ebenfalls frittiert sind die Überwindung wert und die kleinen Beinchen mit ihren noch kleineren Wiederhäckchen kitzeln auf der Zunge. Knusprig und schmackhaft, doch je dicker das Insekt desto mehr Überwindung braucht es. Nicht durch Zufall bleibt die daumendicke Scharbe bis zuletzt in der Knuspertüte, bis sie letztlich zwischen den Lippen verschwindet. Chillischarf der kleine Snack. Es geht weiter! Gegen Abend erreichen wir die Grenze und da der Ort nichts Einladendes ausstrahlt, sind auch gleich Stempel und ein 30 Tage Stempelvisum im Pass und nach dem ersten Eis seit langem radeln wir in die erste thailändische Nacht. Cambodia wir sehen uns wieder!

 

Phnom Penh – Battambang (23.02. – 29.02.)

 

Zu Beginn des dritten Arbeitstages verlassen wir den urbanen Kern Richtung Norden und sind froh als nach zweieinhalb Stunden keine Stadtstruktur mehr sichtbar ist. Über Sandpisten führt ein Weg zurück auf die haupte Straße, die uns nach Battambang führen soll. Dort wo die Busverbindung zehn Stunden braucht, sind es für uns vier Tage auf teils guter, teils miserabler Asphaltschicht und stets sind die Nächte im Zelt Niedertemperatur Saunagänge ohne Aufguss. Wir können nicht klagen, es geht uns gut und unterwegs halten die Räder stets an Märkten, kleinen Essensständen an der Straße, an Cafés und treffen auf herzliche Menschen, wie bspw. die Familie eines kleinen Suppenladens, auf eine kambodschanische Dame aus Hamburg, die uns prompt auf einem kleinen Dorfmarkt in direktem Charakter in eine Unterhaltung einläd und Bernd (ebenfalls im Alternsniveau der erwähnten Dame) aus München, der über viele Jahre Radreiseerfahrung in sich trägt und seinen Reiseführer „Myanmar“ der tragenden Last zugunsten an uns weitergibt.

Sonst ist es auf der Nationalstraße Nr.5 sehr laut. Alles was Räder hat und irgendwie fährt, brummt an uns vorbei. Natürlich wird vorher gehupt, mit Presslufthupen, die sonst an Großkontainerschiffen montiert sind, damit du einerseits gewarnt und zweiterseits mit dem Druck des Signals von der Straße springst. Bei großer Hitze verhällt es sich wie folgt! Der Tag beginnt um 6:30Uhr, macht Halt von 11:30 bis 16:00 und rollt dann nach einer bis zwei Stunden radeln, bei der Suche nach einem Schlafplatz aus.

Battambang nähert sich, ausweichen auf eine Seitenstraße, Ruhe und Feldwege spüren, dreizig Kilometer für den morgigen Tag aufsparen und entspannt ankommen. Aus der Thermoskanne gibt es Eiswürfel, in der Dzezwa schäumt der Kaffee auf, hausgemachtes Eisbohnengetränk, selbst die süße Kondenzmilch fehlt uns nicht. Schon während der Zubereitung, hatte sich die Nachbarin zu uns in die Schatten gesellt, um mit uns über Kaffee und die alltäglichen Dinge des Lebens zu erzählen. Zusammen unterhalten wir uns prächtig. Sie sitzt gelassen in der Hocke und immer wenn wir einen neuen, ihr unbekannten Handgriff machen, steigt ihr Interesse und ihr Körper verlagert sich aus dem Gleichgewicht.

Am kommenden Morgen bei Sonnenaufgang verabschieden wir uns bei der netten unterhaltenden Dame und vibrieren auf direkter Linie entlang des Bewässerungskanals auf schlotter Schotter stadteinwärts. Vorbei an vorgelagerten Dörfern, die im Programm des „Soksabike“ Projekts Bestandteil des wachsenden Radtourismus sind, was wir auch gleich von Chris einem erfrischend sympathischen Schotten in all seinem Humor gewahrt werden. Die Stadt ist entspannt! Soksabike wird seit einem Monat von Chris dem „Manager“, der zuvor in Taiwan in einem anderen Projekt arbeitete, im Idealfall auf Wirtschaftlichkeit gebahnt werden. Nach einem Jahr soll dann die Leitung an involvierte Kambodschaner zur Selbstverwaltung übergeben werden, so wie es auch das Eckkaffee in Sichtweite bereits geschafft hat. Den Hollowtech 2 Tretlagerschlüssel, den wir hier vermutet hatten, hat es in der Werkstatt nie gegeben und auch in den übrigen Fahrradverleihen ist dieser unauffindbar. Also lassen wir Chris seine Arbeit machen, den wir länger als erwartet in unterhaltsamem Englisch belästigen durften und drohen uns für den nächsten Tag an. Er lacht und heißt uns herzlich willkommen. In einer Absteige, nicht weit, fällt die Entscheidung für ein Doppelzimmer. Propellorwind und die Dachterrasse sind schön und als die Sonne den höchsten Stand erreicht, liegen wir mit langen müden Beinen im Zimmer, dass gerade genug Platz für Taschen, Räder und uns beide bietet. Viele Reisende kommen und gehen, mit zwei „Overland Travellern“, wie die beiden Engländer Kat und Tom von sich sagen, sind wir eine kleine Gruppe Weitgereister. Ihr Jeep, ein ehemaliger Krankenwagen, parkt auf der anderen Seite der Straße und wird gerade mit Länderfähnchen beklebt, um das Reisemobil optisch aufzuwerten. Interessiert am Komfort und dem anderen Reisen auf vier Rädern wird die alte Kiste gewürdigt. Am Abend geht es gemeinsam zum Abendessen und anschließend in eines der zahlreichen, nicht ganz so kambodschanischen, eher französischen Cafés zum Digestif in Form eines ausgesprochen leckeren Mousse au chocolat. 🙂

Am kommenden Morgen zeigt die Doppelbrennerküche an der Kofferraumtür, was sie kann! Pfannkuchen für Pfannkuchen geht über den Hecktresen des Reisejeeps und die beiden sind geschockt über die Masse an Pancakes, die auf uns vier zukommen. „Doch anders das Reisen über Land“. Zufrieden und prall gesättigt döst der Tag mit Wortjonglagen und Erinnerungspotenzial in Richtung nächstem Blockeintrag, immer mit dem Gefühl, zu langsam oder zu speziell die Erfahrungserstattung aus der Ferne, weit hinter up to date, vielleicht, wenn es das Internet zulässt am Abend im Netz zu veröffentlichen. News die Geschichte sind, denn die Zeit brennt und direkt am nächsten Morgen knuddeln wir zum letzten Mal Chris, der unbedingt neue Fahrräder braucht und radeln gen Westen.

Kampong Cham – Phnom Penh (18.02. – 23.02.)

Pay and Go, ist das Motto der schwammigen Bambusbrücke, die bei steigender Sonne unter den Rädern rappelt und richtig laut wird, wenn Mopeds beladen mit drei bis vier Personen an uns vorbeibrettern. Am Mekong in Richtung Hauptstadt ist deutlich mehr Verkehr und es staubt uns den ganzen Tag die Nase zu. Zur kurzen Erholung bieten sich die Tempel (Wat) entlang der Straße an, die überwiegend Neubauten aus den letzten zwanzig Jahren sind, da die Religion unter dem Regime der Vergangenheit dem Erdboden gleich gemacht wurde. Für die Moscheen verhält es sich gleich. Neben Statuen sitzend, um Luft ringend, erkennen wir die Option der Flussquerung mit der Fähre, die laut knatternd über den Mekong auf die andere Seite übersetzt. Nach den letzten Bananenchips, biegen wir ab zum Anleger. Interessiert und mit großen Augen wird auf die Fähre gewunken. Alle ducken sich in den Schatten, der halb mit der Kapitänsbrücke überdachten Fähre, bis sich der Kahn dreht und alle dem Schatten folgen.

Die andere Seite ist ruhiger, doch deutlich staubiger. Bei dem wenigen Verkehr der uns passiert, bleibt uns nur tief Luft zu holen und mit zugekniffenen Augen und geducktem Kopf eine gerade Linie durch den Staubnebel zu halten. Geschafft! Und gleich wird uns wieder gewunken und gelacht. Am Nachmittag umfahren wir und alle anderen Verkehrsteilnehmer eine ausgedehnte Hochzeit, die für die nächsten Tag die Straße mit Festzelt und einer Livebühne samt dicker PA-Anlage blockiert. Durch den Garten der Nachbarn hat sich bereits eine Umgehung eingefahren, die sich dann durch eine enge Passage Bambushütten zurück auf die gewässerte Piste quetscht. Die Stimmung ist ausgelassen, die Gäste, vor allem die Mädchen und Frauen in kitschigem Dress und den höchsten Absätzen die bei diesem Terrain tragbar sind, dazu spielt eine Band groovige Beats und beschallt das halbe Dorf. Wenn dann richtig! – geht es uns durch den Kopf, im selbigen Moment beeindruckt über die Feierlaune und den Kontrast den die Feier in die Mitte der Straße setzt. Mit Tanzgefühl und den rhythmischen Schwingungen halten wir am nächsten Eckkaffee und kühlen die Kopfhitze mit gesponsertem Eiskaffee, bevor wir ums nächste Eck radeln und die Zelthütte zwischen Papajabäume und Gesträuch auf die Wiese setzen.

Steil fällt das Ufer an dieser Stelle in den Mekong, sodass wir vorsichtig hinunter steigen und den Rest der staubigen Körperoberfläche abkühlend grundreinigen. Am Ufer liegen mittelgroße Boote auf denen muslimische Familien, der Volksgruppe der Cham ihr Abendessen anfangen zuzubereiten. Mit einem freundlichen „Assalamu alaikum“, gelingt auch hier ein zögerliches, verhaltenes, neugieriges Lächeln, während der Motor angezogen wird und die letzten Boote auf die im Mekong liegende Insel übersetzen, um dort sie Nachtkühle zu genießen. Dann folgen auch wir dem Hungergefühl und beginnen das Schnippeln und Dünsten. Die Nacht wird schwitzig warm, dazu schallert Musik einer anderen Hochzeit zu uns ans Zelt und am Morgen schrillt der Hochtonlautsprecher blechern die traditionelle Zeremonie-Töne in die Atmosphäre von verklebten und müden Beinen.

Beim Zusammenpacken, kommt die muslimische Community mit ihren Einkäufen vom Markt zurück, der gleich hundert Meter weiter hinter der nächsten Häuserzeile liegt. Der frühe Morgen und ein neuer Tag haben spürbar Mut gebracht, denn gleich sind wir in Gesellschaft vieler Frauen und Kinder, die Männer kommen von den Booten, sich wundernd, wo die Einkäuferinnen bleiben. Es wird gelacht, mit Hand und Fuß erzählt, dass wir nach Phnom Penh radeln und dann weiter durch Cambodia auf dem Sattel sitzen. Es gibt große Augen, Tipps, gute Wünsche und es wird gebeten, dass wir auf uns aufpassen sollen. Klar jeden Tag, soweit es nötig ist.

Langsam schieben wir die Räder auf den Markt, besorgen das was fehlt und satteln auf, weiter entlang der Straße, dem Strom folgend. Runde siebzig Kilometer sind es noch bis zum Hauptstadtziel, doch je früher wir auf dem Immigration-Büro unser Visum verlängern lassen, desto weniger Spielraum bleibt uns in der gemeinsamen Zeit mit den immer näher rückenden und mit großer Freude erwarteten Freiburgerinnen. Also schalten wir mit Planungsgedanken und dem vor uns liegenden Wochenende drei Gänge kleiner und genießen einen weiteren Tag am Wasser. Ganze dreizig Kilometer später richten wir unser Mittagslager unter schattenspendenden Bäumen ein. Wir sind an der letzten langgezogenen Flussbiegung auf der Seite der Sedimentation. Auf den großen Weiden und über den Gleithang führen die Viehhirten gemächlich ihre Schafkopfkühe, damit diese sich im Wasser erfrischen können, um danach angepflockt wider in der Sonne zu grillen. Der Nachmittag zieht mit seiner Hitze vorbei und gegen Abend folgen wir den Ortsansässigen ans Wasser um ebenfalls mit Seife den Pelz zu schrubben. Wir kochen mit Publikum und hoffen, dass diese Nacht etwas frischer Wind durch den Zelteingang weht. Es weht nur verhalten. Deutlich durchdringender trägt die Luft, was uns wenig überrascht, die Hochzeitsmusik aus dem Dorf zu uns und uns wird klar warum einige Anwohner des Abends mit Sack und Pack zum Strand geschlendert sind. Der Vollmond tut seines zur schwer genießbaren Nacht. Wir hoffen auf Phnom Penh, Erholung und ausreichend Schlaf bei Hong, den wir in der ersten Nacht in Cambodia mit seiner Familie kennengelernt hatten.

Der nächste Vormittag ist durch Baustellen und Erdarbeiten geprägt und je näher wir der Metropole kommen, desto weniger atmosphärisch ist das Bild entlang der Straße. Eine große Fähre bringt uns gegen Mittag ans Stadtufer und in der fußläufigen Masse schieben wir die Räder hoch auf die Hauptstraße. Da sind wir! „Ruft mich einfach auf meiner Handynummer an“, hat uns Hong vor gut zehn Tagen gesagt. Also fragen wir vereinzelt Passanten ob wir kurz eine Handynummer mit deren Telefon anrufen dürfen. Kurze Zeit später meldet sich Hong schläfrig am anderen Ende der Leitung. Kein Problem wir sollen kommen, am besten zum „Wat San Sam Kosal“, der sei gleich bei ihm um die Ecke, dann würde er uns aufsammeln. Nach kurzer Recherche ist der Wat auf der Karte ausgemacht und es geht los durch die Stadt. Am Wat ist reger Betrieb. Markt, Frisör, Zahnreperateure, Verkäufer, Verkehr alles bewegt sich außer wir, denn wir warten erst mal ob uns nun Hong abholt. Es passiert nichts, drei vier Telefonate später steht der Gute mit seiner herausgeputzten Honda Dream – dem Standardmodel in Kambodscha – vor uns und winkt uns in seinen Windschatten. Zwei Minuten später sind wir da und fallen auf die Stühle im Foyer, das Hong in aller Eile kurz vorher nass gewischt hatte.

Hong lebt in einem Haus, dessen Ausmaß ohne weiteres für eine Großfamilie ausreichen würde. Es liegt in einer verwinkelten südwestlich gelegenen Ecke der Stadt und grenzt mit einer Seite an die Hausmülldeponie des Blocks, so scheint es. Aus dem riesigen Wohnraum im Erdgeschoss, der zum Teil bis zur Decke des zweiten Stocks ragt, gelangen wir über die spartanisch ausgerüstete Küche in den zweiten Stock wo sich Hong in einem der beiden Schlafzimmer basisorientiert eingerichtet hat. Das Zimmer gleich nebenan, steht offensichtlich leer, dem Sauberkeits- und Einrichtungsgrad nach zu urteilen. Über eine weitere schmale Treppe und nach dem jaulen einer blechernen Tür stehen wir auf der überdachten Dachfläche. Wo Feldbett, Wäscheleinen und herumliegender Rat wie Unrat von der Nutzungsintensität zeugen. Es ist Sonntag. Zugegeben, super gemütlich ist anders, doch Hong tut alles um die hallende Betonhütte in eine charmante Atmosphäre zu verwandeln. Wir bleiben mit unseren Rädern und Gepäck unten, hier gibt es ein Badzimmer, ein Bett, zahlreiche Stühle und einen Fernsehapparat, der schon kurze Zeit später flimmert und die lokalen News in Endlosschleife rotiert. Beiläufig, wir hatten kaum noch damit gerechnet, löst Hong das Rätsel der elterlichen Plantage und deren Frucht. Ganz einfach! Mit dem Gedanken an Bohnen lagen wir eben weit entfernt von Cashewnüssen, die im Inneren der Nierenbohne gedeihen.

Am Abend drängeln Hong, mit Leonie auf dem Moped, zusammen mit mir auf dem Fahrrad durch die belebte, enge Schneise der Marktstraße. Fisch, Reis und Gemüsetopf stehen später auf dem total unpraktikablen Küchenmobiliar, danach kuscheln wir uns unter das Moskitonetz, welches vom Windstrom des Ventilators windschief in seinem Provisorium seine Form hält. WLAN braucht Hong nicht, er besitzt diverse Sim-Karten, die er je nach Verwendung seines Smartphones tauscht oder erneut mit Guthaben aufläd.

Auch wir gehen am nächsten Tag eine Sim-Karte kaufen, nachdem der Tag als solcher, kein nennenswertes Erfolgserlebnis für uns bereitgehalten hatte. Denn mit dem Versuch unser Visum zu verlängern, waren wir nach zwölf Kilometer Anfahrtsstrecke, durch regen sowie chaotischen Stadtverkehr bereits am morgen, am buddhistischen Feiertag gescheitert, der gleichzeitig ein Behördenfeiertag ist. Es ist zudem ein verlorener Werktag, was uns zusätzlich ein Wochenende in die Bearbeitungszeit setzt, was sich am Tag darauf aber als unnötiger Ärger herausstellt, da der Bewilligungszeitraum sechs, statt, wie wir gehofft hatten, verhandelbaren drei bis fünf Tage in Anspruch nimmt und der Tag der Antragsstellung nicht mitinbegriffen wird. Neun Tage Phnom Penh, jetzt sind wir richtig gefrustet! Es bleibt die Option, das Land in der uns verbleiben Visazeit nach Thailand zu verlassen und ohne Bürokratieaufwand, zehn Minuten später, erneut mit neu ausgestelltem Visa in Kambodscha einzuradeln. Die Entscheidung wird auf den kommenden Tag verschoben, es bleibt viel Zeit im Eiskaffee und WLAN die Optionen zu bewerten. Unseren Gastgeber, den wir am Tag zuvor zum Essen eingeladen hatten, müssen wir heute mit Kürbispüree und Klebereis zufriedenstellen, die Begeisterung hält sich in Grenzen.

Doch der Plan steht und es soll südlich des Tonle Sap See, Richtung thailändische Grenze gehen, dann entlang des Grenzverlaufs nach Norden, um dann möglichst Zeitgleich mit Dafna und Simone in Siem Reap, über die nach Süden führende Straße zusammenzuführen, was wir sehnlichst erwarten.

Le Thanh – Kampong Cham (07.02. – 18.02.)

 

Am Tag des Neujahrs radelt es sich frisch und in neugieriger Erwartung dem Osten Kambodschas entgegen. Vorbei an aufgetürmten Scheithaufen, die an oder im Straßengraben von jeder Familie ordentlich präpariert werden, können wir uns die heiße Fete am Abend gut vorstellen. Hitze müssen wir uns ehrlich gesagt nicht vorstellen, die versuchen wir Tag für Tag an uns vorbei zu organisieren. Die Stimmung der grenznahen Vietnamesen ist voller Spannung und Freude auf den bevorstehenden Jahreswechsel, der drei Tage ausgiebig gefeiert wird. Auf dem letzten Markt kaufen wir nochmals üppig Bananen und Melone ein, dann rollen wir vorbei an Buschfeuern und lebloser trockener Steppe dem Checkpoint entgegen. Die letzten zwei Kilometer auf qualitativ hochwertiger Zweispurenstraße, das hat nichts mit dem Verkehrsaufkommen zu tun, sondern einzig mit präsentiertem Unsinn, denn auch die Grenzstation ist um das zehnfache überdimensioniert. Acht Schalter in einem Raum so groß wie eine Turnhalle mit zweiköpfiger Beamtenbesetzung. Kein Wunder, dass quer zur Achse ein Badmintonnetz gespannt ist und hier und da die Fensterscheiben gesprungen sind. Wir verlassen die gähnende Leere, zeigen dem Beamten am letzten Straßenposten unseren Ausreisestempel und können 500 Meter weiter die Nationalfahne mit Angkor-Emblem in Rückenwindrichtung flattern sehen. Die Straße verjüngt sich auf eine einfache Überlandstraße, der mobile Grenzwall und die Holzhütte rechts von uns deuten auf die anstehende Administration hin und an einer Sitzgarnitur liegen die Visaanträge.

Dreißig Minuten später sind wir, im Gegensatz zu einem Deutschen aus entgegenkommender Richtung mit knackigem Einreisestempel in Kambodscha. Wir lassen die sechs Grenzbeamten und den Mopedtourist, ohne Stempel und Visum, in überschaubaren Schwierigkeiten hinter uns, wundernd wie er es geschafft hat und im Glauben blieb, dass keine Erfassung nötig sei.

Die Piste und das Ackerland brennt! Es glutscht an jeder Ecke, beißender Qualm steigt am Rande der Grasnarbe und in weiter Ferne auf. Es züngelt und knistert, Wälder und Felder sind kohlschwarz und leergebrannt. Nur die Rubber- und süßlich duftenden Fruchtplantagen und einzelnen Maniok-/Tapiokafelder erinnern noch an Vietnam obwohl in dieser Region viele Vietnamesen leben. Es geht auf und ab vorbei an ersten kleinen Siedlungen mit Straßenessen und kleinen Läden bis in die drohende Dämmerung.

Wo schlafen? Wie fragen? Wie reagieren? Die Entscheidung fällt auf eine alte Plantage, die links der Straße, hügelseitig leicht abfällt. Es steht zwar ein offenes Haus in unmittelbarer Nähe, doch in den knorzigen Bäumen verliert sich der scharfe Blick schnell und wir stellen unerkannt unser Zelt. Bei der Zubereitung des Abendessens, kommen langsame Schritte den Hang zu uns hinunter. Ein altes Ehepaar grüßt uns lächelnd und sammelt unter herzlich verwirrten Blicken die Früchte von den Bäumen, die so ekelig süß schmecken und wir nicht wissen, ob diese überhaupt essbar sind. Erstaunte Minen machen wir, als die gelb- oder rotfarbenen Früchte mit selbstverständlicher Gleichgültigkeit nach Abtrennen der Nierenbohne am unteren Ende der Frucht, rücksichtslos auf dem Boden landen. Als die authentische Frau Vertrauen geschöpft hat, sitzt sie vor uns in der Hocke nieder und verfolgt mit wachen Augen den köchelnden Reis und die Möhren, die auf dem Schneidebrett in Würfel zerfallen. Ihr Mann steht etwas entfernt, nachdenklich interessiert, eine respektvolle Distanz wahrend. Wir stellen uns vor, geben zu verstehen, dass wir mit ihrer Einverständnis unter den Bäumen schlafen würden, zu Abend essen, frühstücken und morgen in die Stadt Banlung weiterfahren. Die Beiden tauschen einvernehmliche Blicke, sie schlägt die Augen mütterlich auf und zu, nickt und deutet den Pfad hinauf, worauf sie aufsteht und mit ihrem Mann zurückgeht. Kurze Zeit später, wir haben den Topf auf der Flamme gewechselt, kommen beide mit zwei Söhnen, in unserem und jüngeren Alter zurück. Hong der Ältere spricht englisch, die Fragen von vorhin und einige mehr werden für alle übersetzt, es soll diese Nacht kalt werden sagt uns Hong, besser wir kommen hoch zu ihnen ans Haus. Wir versichern, für kalte Nächte kambodschanischer Art sind wir übergalaktisch ausgerüstet, zum Frühstück würden wir am Morgen bei ihnen vorbeischauen.

Die Plantage in der wir sitzen wirft je Kilogramm Frucht ca. einen Dollar ab, erzählt Hong. Immer noch können wir uns keinen Reim auf die Frucht machen, die scheinbar einzig aus der Bohne besteht. „Das meiste wird nach China verkauft, zur Erntezeit geht es in der Region heiß her“. Das englische Wort fällt ihm nicht ein, vielleicht könnten wir dann mitreden, „wie kann man die Bohne denn essen“, fragen wir ihn. Er nimmt die gerösteten Erdnüsse in die Hand, „like this!“. Wir schauen uns fragend an. Dann nimmt er 8 Bohnen, fragt nach der Pfanne und schon rösten und saften die Bohnen auf dem Pfannenboden hin und her. Es dampft und zischt, sodass wir nicht sicher sind, ob er weiß, was er da tut, doch er versichert: „Maybe again five minutes“. Als die rabenschwarzen Nierchen vom Feuer kommen, müssen sie noch in zwei geteilt werden und dann endlich finden sie den Weg in den Gaumen. Leider klärt sich das Rätsel nicht, wir sehen nur, der Aufwand für die Bohne zu essen ist immens. Nach der Röstpräsentation, bei der unsere junge Pfanne überdurchschnittlich gelitten hatte, wünschen uns alle eine gute Nacht und wir einen guten Rutsch ins neue Jahr! Kurze Zeit später kommt Hong doch nochmal mit einem halben Hähnchen, im Auftrag seiner Mutter vorbei, welches in der Pfanne geröstet den Abend zum Festmahl aufwertet. Wir können es kaum fassen, die Nacht wird erstaunlich kühl und wir schlafen vom Feinsten.

Zum Frühstück gibt es, wie gehabt Bananenmatsch mit Zucker und Klebereis, der in Kambodscha „Daneeb“ heißt. Fertig bepackt schauen wir am Ersten des Jahres bei Hong und seiner Familie vorbei, die gerade wie fast alle in Südostasien den Hof fegen. Als Frühstückssnack dürfen wir Jackfrucht, Milchfrucht und Litschi verkosten, dann will uns Hongs Mutter noch eine von den Jackfrüchten mitgeben, doch die ganze Frucht wiegt knapp zehn Kilo, es gelingt das Angebot dankend abzulehnen, nach Fotos, Plausch und diversen anderen Angeboten verlassen wir die unglaublich nette Familie mit ganzem Hühnchen, vier Milchfrüchten, einer Hand voll Litschi und Hong als Gastgeber in Phnom Penh. Die erste Erfahrung, für uns neue im Land und gleich sind wir fasziniert von den Menschen.

Banlung ist nicht weit. Genauso wie der See des erloschenen Kraters vulkanischen Ursprungs, der drei Kilometer vor der Stadt und indirekt auf unserem Weg liegt. Der Parkplatz vor dem romantisch gelegenen kreisrunden Wasser, sagt alles. Es ist chinesisches Neujahr, ein Fest das keiner auslässt, vor allem nicht die/der KambodschanerIn, weil es zum Feiern, Trinken und Ferien auskosten animiert. Uns wird Plattform vier auf der gegenüberliegenden Seite der Partyzentrale von einem NGO Mitarbeiter ans Herz gelegt.

„Bis 14:00Uhr sollte es noch ruhig sein“. Matt ist aus Wales und passt auf, dass das beeindruckende Ökosystem und die einheimischen Stämme, die seit hunderten von Jahren die Spiritualität des Ortes wahren, nicht allzu viel Schaden nehmen. Auf der Plattform, auf die alle Europäer geschickt werden, sitzen ein spanisches Päärchen und später ein englisch, deutsches Paar, allesamt mit Lebenserfahrung aus Berlin. Die Stimmung ist gut, das entbeinte Hähnchen super lecker und nach und nach rücken die Grüppchen mit den Aktivlautsprechern und Technobeats dichter und dichter.

Für drei Nächte kommen wir im Sunset Village, am Rande der Stadt, in einer Holzhütte unter. Auf dem Hof sitzen Sung, der Betreiber des Hostels, Teile der Familie und Freunde, die bei lauter Musik und literweise Bier kräftig Karaoke singen. Kurz fühlt es sich so an, als hätten wir den See nie verlassen. „Das Feiern hat System“, erklärt Sung. „Heute Freibier für alle, und um 20:00Uhr sind wir betrunken und gehen ins Bett“. Als er uns eine geräumigere Hütte abseits des Lautsprechers anbietet, sagen wir nicht nein! Der Alkoholkonsum ist hoch, genau wie die Wortdichte und die Tränen der kleinen Zwerge, die sich ausdauernd pisaken, doch bereits um 19:00Uhr ist der Pegel zum ins Bett gehen erreicht. Die Männer ins Bett, die Frauen müssen noch aufräumen! Morgen ist der letzte Tag der Neujahrsfete, wenn nicht direkt ein anderes Fest sich anschließt.

Die eigene Holzhütte ist ein Genuss im Schatten von Mango- und Avocadobaum, die allerdings keine Früchte tragen. Aktuell ist Saison für Milchfrucht und eine Frucht, die der Mango ähnlich sieht, jedoch nach süßem Kürbis und mehlig schmeckt. Es bleibt Zeit zum Erholen, Khymer auf den täglichen Marktgängen zu lernen und für kreatives Schreiben. Banlung hat den Ruf einer heißen, schmutzig-staubigen Stadt ohne touristisches Highlight. Auf dem großen zentral gelegenen Markt, ist der Schmutz noch sichtbar, doch der Staub gebunden im Fischwasser und anderer Brühe, die durch die kleinen Rinnen sickert. In der Haupthalle ist eine grandiose Atmosphäre. Die muslimische Volkgruppe der Cham sind meist Fleischfachverkäuferinnen, die mit einem schweren Beil, die großen Stücke gezielt, präzise, mit einer Wucht auseinanderteilen und schnell ihr Geschäft machen. Dabei spielt Muskelverlauf oder Knochen keine Rolle. Frische, Knautschkonsistenz, Fett, Hautfett, Knochen oder Fleischanteil machen bei der Preisberechnung den entscheidenden Unterschied. Nicht selten fingern zwei bis drei Hände gleichzeitig im Fleisch herum, um die angebotene Qualität auszumachen. Gegenüber bündelt ein Gemüseverkäufer zwei Kilo Zitronengras, um es an einem Fräskopf zu frischen feinen Stückchen zu verarbeiten. Daneben sitzt seine Frau die fleißig halbe Kokosnüsse in die gleiche Art Maschine hält um die duftenden Raspeln in einer Schüssel zu sammeln. Gleich als solche werden sie verkauft oder später zu Kokosnussmilch gepresst. Etwas weiter rechts sitzt die Platzhirschin. In einer Nische, gerade groß genug um ihr monströses Hinterteil auf einem weichen Kissen und ihre Utensilien in überschaubarem Aktionsradius zu platzieren, stehen die breiten Schenkel links und rechts an dem vor ihr stehenden Wok vorbei, in dem gelbes heißes Fett seine Schlieren wirft. Um den prallen Hals und ihre Brust hat sie eine Schürze gebunden, die den Leibesumfang voll auskostet. Zwischen Den Füßen steht ein kleiner Schemel, über den die Schürze fällt und eine schwere, große Bananenpranke liegt, die von geübten ähnlich voluminösen Händen, genussvoll zerteilt und aufgeschnitten werden. Wer länger auf frittierte Bananen im Teigmantel wartet, bekommt den Eindruck, die Frau agiert mit ihren gewichtigen Armen in fünf Dimensionen. Wobei Dimension vier und fünf die verbale Interaktion mit den benachbarten Geschäften und letztere die Geschwindigkeit ihrer Handgriffe beschreibt. Das fertige Produkt die nette Dame, die herzlich mit den Augenbrauen spielt und schrillend lacht, das ist so wunderbar und super lecker!

Für viele Reisende ist die Stadt Ausgangsort für Dschungelwanderungen in den nordöstlich gelegenen Nationalpark. So auch für eine Gruppe deutschsprachiger Europäer, die sich zufällig im Sunset Village zusammengefunden haben, gemeinsam mit einem Guide, Hängematten und teils auf der Ladefläche des Pickups Platz nehmen und die Lokation fast zeitgleich mit uns verlassen, ganz aufgeregt wie das dreitägige Dschungelerlebnis sein wird.

 

 

Die Tage Richtung Westen sind zu heiß! Die Nächte sind es auch! Zudem liegt alles Land in der Hitzestarre. Die Felder sind verbrannt, die Böden karg und aus Sand. Die wenigen Flussquerungen sind bejubelte Szenen auf dem Weg zum Mekong, den wir in Laos einst verlassen hatten. Am ersten Abend schlafen wir neben müden Kühen auf einem Reisfeld, in Sichtweite zu Truckerfahrern, die an der Straße rasten.

Am Tag darauf werden wir von Marc aus der Schweiz eingeholt, den wir am Morgen darauf unsererseits beim Bepacken seines Velos einholen. Zu dritt brettern wir dem Mekong entgegen. Über in Staub gehüllte Bauabschnitte und zerstörte Asphaltdecken hächeln wir uns in den rettenden Schatten der Bäume am Ufer des imposanten Gewässers und löffeln die drei Melonen, die wir kurz zuvor gekauft hatten. Am späten Nachmittag geht es weiter. Marc der möglichst schnell in der Hauptstadt ankommen möchte, wird noch bis in den späten Abend im Sattel sitzen. Wir hingegen biegen zwei Kilometer später rechts ab und machen es uns auf einer freien schattigen Fläche zwischen Uferstraße, Flusslauf und den Nachbarn links wie rechts von uns bequem. Einlassen, auf die ganz andere Art von Leben am Fluss, das gelingt schnell. Hier, wo Wasserbüffel im Mekong baden, Fischer mit ihren Booten hinauspaddeln um Netze zu legen oder zu werfen, Gärten, Obst- und Bananenbäume gewässert werden. Die gegenüberliegende Uferseite leuchtet und die fünf Kids tollen mit viel Energie all ihre Spiele und Kunststücke am Kletterbaum hoch und runter. Am Abend gehen auch wir im Mekong baden und lauschen den Sängen der Muezzin die aus der Ferne zu uns gelangen. Während das Abendessen kocht, werden die Büffel neben uns mit Farngrass gefüttert, danach gesellt sich die Nachbarin zu uns und lacht beherzt bei jedem Wort das wir ihr auf Khmer anbietet können. Langsam gehen die Lichter entlang der Straße aus und Nachtruhe kehrt ein. Hier und da lassen sich ein Fernsehapparat oder die Musik einer Hochzeit vernehmen, dann schlafen wir beide ein.

Die Menschen am großen Strom sind fantastisch! Fischer, Gemüse- oder Reisbauern, stolze Viehherdenbesitzer mit stattlichen Kühen oder knuffigen Wasserbüffeln, vereinzelt kleine Gemischtwarenverkäufer, Restaurants, Schneidergewerbe, wer sich fünf Kilometer in die ein oder andere Richtung begibt, findet alles was die Grundversorgung abdeckt. Dazu sind viele fahrende Händler auf Mopeds unterwegs, die sich mit Musik oder lautem bewerben ihrer Produkte in der Nachbarschaft ankündigen. Die traditionellen Häuser und der individuelle Scharm an Vielfalt, lassen uns kaum den Blick nach vorne richten und oft müssen wir staunend stoppen, um die Schönheit des Augenblicks aus dem alltäglichen Leben zu genießen. Zwischen 05:00 bis 11:00 ist auf den Straßen reger Fuß- und Radverkehr, danach hängen die KambodschanerInnen in Hängematte zwischen den Grundpfosten ihrer Häuser, um den Tag im Schatten in luftiger Lage zu dösen.

Als wir am Mittag in Kratie ankommen, einer Stadt von der kleine und mittlere Boote zum Flussdelphine watching auslaufen, sind wir überladen an Eindrücken und herrlichen Szenen entlang der Uferkante, der wir auf einer parallel laufenden Sandpiste teils durch die Höfe und Gärten der Einheimischen gefolgt waren. Mit dem Einkauf auf dem belebten Markt der Stadt geht es weiter, bis in ein kleines Lokal, wo wir Eiskaffee mit süßer Kondensmilch und Eiswürfelchen verrühren. Dazu gibt es Zuckerleckerreien vom Markt, die vorzüglich schmecken. Am Abend finden wir mit etwas Glück einen Zugang zum Wasser der langsam zum Fluss abfällt. Denn sonst beschert die lang gezogene Schleife des Flusslaufs nur schroffe, von der Erosion stark beanspruchte Ufer, die sich Jahr für Jahr zur Regenzeit weiter ins Land und den Häusern, so scheint es, näher rücken. Über den Vorgarten, vorbei an kleinen Hütten und Bananenbäumen gelangt man an den Anleger, wo kleine Boote auf die vor uns liegende Flussinsel übersetzen. Wir erkundigen uns bei einer muslimischen Familie ob wir neben einer aus Bambus verflochtenen Gartenbegrenzung unser Zelt aufstellen können und für eine Nacht bleiben dürfen. Gleich bringt sie uns eine größere Unterlage, vermutlich weil unsere Plane so schäbig wirkt, auf der wir unsere Küche und Vorräte ausgebreitet haben. Wir danken herzlich und ihre beiden Kinder schauen den Fremden noch eine Weile bei der Zubereitung von Gemüse und Reis zu. Diesen Abend scheint die Moschee in unmittelbarer Nähe zu sein, denn sie ist deutlich und klar zum Abendgebet zu hören.

Als wir über den kleinen Pfad zurück auf die Straße gelangen, ist der kleine Markt links neben uns in vollem Gange. Dort wo gestern nur zu vermuten war, dass es sich hier um kleine Stände handeln könnte, sind jetzt rund dreißig Verkäuferinnen meist der Volksgruppe der Cham angehörig, die von Gemüse, über Fleisch, Fisch und frittierten Snacks, nicht nur uns zum Halten bringen. Munter kaufen wir Teigwaren und schäckern mit den Verkäuferinnen, für die wir ebenfalls eine ungewohnte Abwechslung sind. Auf der Straße ist wie jeden Morgen das pure Leben am sprudeln. Es wird vor der Haustür gefegt und brennbarer Müll direkt entfacht und an Ort und Stelle verbrannt. Die riesigen Schlappohrkühe liegen in der Morgensonne, der Hof wird gewässert, Ochsenkarren mit Tabak rollen uns entgegen, die an Sammelstellen entladen werden, um anschließend von fleißigen Frauen zum Trocknen auf lange dünne Stäbe aufgestochen zu werden. Der Vormittag zieht vorbei, bis es Zeit wird, sich im Schatten der Sonne zu entziehen. Unter baumhohem Bambus mit direktem Zugang zum Ufer finden wir ein nettes Plätzchen. Der steile kleine Pfad führt durch Gärten hinunter zum Wasser, besser erfrischen geht einfach nicht. Wir versuchen uns an Bambusflechtkunst, im Garten wird ebenfalls hantiert, mit dem frisch geschnittenen Gemüse setzt sich eine Dame zu uns in den Schatten, putzt und rupft welke Blätter vom grünen Stängelgemüse, welches am Abend an einem der Marktstände verkauft wird.

Als wir am späten Nachmittag einen Fähranleger passieren, der den haupten Verkehr auf die gegenüberliegende Flussseite bringt und wir entgegen dem Mainstream weiter geradeaus rollen, fängt kurze Zeit später die Schotter- und Schlaglochpassage an zu wirken. Die Konzentration steigt, das Tempo sinkt. Mit einem hastigen Blick nach rechts, entscheiden wir nach verrüttelten Kilometern abzubiegen, um am Ufer einen Platz als Bleibe zu suchen. Dieser ist schnell gefunden, im Wasser baden die Einheimischen oder Waschen ihre Wäsche, die Kinder tollen und raufen mit Papa oder großen Geschwistern. Wir machen Kunststücke, wie Handstand unter Wasser oder Schulterstand, schnell gibt es die ersten Nachahmer und dreißig Meter weiter strampeln die Füße kopfüber aus dem Wasser oder stehen giggelnd und wackelig auf den Schultern des Unteren. Als es dämmert winken die neuen Akrobaten zum Abschied auf dem Weg ins nahe gelegene Dorf. Wir organisieren unser Abendessen und just als wir den letzten Happen gegessen haben, kommen aus dem Dunkeln zwei händevoll Lichtkegel auf uns zu. Mit etwas englisch übersetzt uns eines der Mädchen, dass der „Bürgermeister“ uns zu sich nach Hause einladen möchte, damit wir nicht draußen im kalten nächtigen müssen. Würde das Zelt nicht stehen, die Taschen unausgepackt an den Rädern hängen, das Geschirr gewaschen sein und wenn der Abend jünger wäre, dann hätten wir gerne Ja gesagt. Wir geben zu verstehen, dass wir uns geehrt fühlen, doch bitten wir um Verständnis, nun wo wir ins Bett gehen könnten, an Ort und Stelle zu bleiben. Etwas wehmütig wird die Situation akzeptiert, nachdem alle versichert sind, dass es uns an nichts fehlt und wir keine Angst haben müssen. Im Einvernehmen nicken wir, schütteln Hände und wünschen Allen eine gute und geruhsame Nacht.

Kampong Cham ist nicht mehr weit. Die viertgrößte Stadt Kambodschas ist über die längste Bambusbrücke der Welt mit einer im Mekong liegenden Insel verbunden. Nachdem wir am Morgen weit vor der Stadt unsere Vorräte aufgefüllt und mit schweren Vorderradtaschen über sandige Bauabschnitte durch die Vorstadtgebiete gerumpelt sind, rollen die Räder am Mittag über die schwammige und super schwierig zu fahrende Bambuskonstruktion. Der im Voraus kontaktierten Bleibe auf der Insel entgegen. Die Lokation die sich „Bamboohut“ nennt ist fest in französischer Hand, was sich allerdings erst nach und nach herausstellt. Ursprünglich hatten wir gehofft über eine Plattform Namens Helpix genau hier oder an anderer Stelle in Kambodscha eine Arbeit zu finden, um Kost und Logi zu sparen. Doch einfacher gesagt, als letztlich umgesetzt. Denn zwei Wochen sind den meisten zu kurz und die wenigen Angeboten die sich auf handwerkliche Arbeit beziehen, fern ab unserer Route oder mit großen Umwegen verbunden. Sei es drum!

Die Lokation ist relaxed und ansprechend gestaltet, die Unterkunft besteht rein aus Hängematten und der Blick hinüber zum muslimischen Stadtteil, aus dem die Moschee herausragt, ist voller Leben. Doch das Feeling vor Ort hat mit Kambodscha nur begrenzt etwas zu tun. Gesprochen wird überwiegend französisch oder vereinzelt englisch, Preise für Getränke oder einfache Sandwich sind europäischen Ursprungs, das Abendessen besteht und das ist sympathisch, aus einem Menüpunkt, doch Portionierung und Preis/Leistung stehen für uns in keinem Verhältnis. Der Kontrast zu den Tagen zuvor ist immens und das Einfinden in die Situation fällt uns nicht leicht. Auch wundern wir uns über das Inserat in der Helpix Plattform, denn der Bedarf an Helfern scheint für diese Saison mehr als gedeckt. Vor allem wenn gleich vier Helfer mit Mühe ein einfaches Curry zubereiten und am Tag drauf Pizza aus der Stadt kommen lassen. Froh darüber, ausreichend Lebensmittel vorrätig zu haben und eine kleine Küche unser Eigen nennen zu können, kochen wir die nächsten zwei Abende auf der etwas unterhalb gelegenen Bambusplattform mit Blick auf Wasser und Stadtpromenade. Denn um satt zu werden, hätten wir stets das dreifache Menü pro Person bestellen müssen.

Der Seitenarm des Mekongs, der zwischen Insel und muslimischem Stadtteil fließt, ist mit Ausnahme von geschätzten 100m Wasser durchwatend zu passieren. Weshalb wir uns die Brückengebühr sparen, zum Markt zu gleich die schnellste Abkürzung nehmen und uns erfrischend durch die Boote der Fischer hinüber ans andere Ufer schwimmen und winken. Mit dem Erreichen der anderen Seite, betritt man gleich kambodschanischen Boden. Die Cham schmunzeln, da sie uns durch das Wasser schwimmen gesehen haben und weisen uns den Weg vor zur Straße. Mit den wasserdichten Packsäcken, in denen wir Unterlagen und elektrische Geräte untergebracht haben, schlendern wir zum nächsten Eiskaffee mit Internet. Die Idee einen lebendigen Fisch auf dem Markt zu kaufen und diesen für das heutige Abendessen in einem der Packsäcke mit auf die französische Kolonialparzelle zu nehmen hatte ich da bereits verworfen. Denn der Fisch sträubte sich in ganzer Länge und war nur mit Mut und zugegeben viel Glück zurück in die Wanne zu jonglieren, wo er herkam. Erst schwamm der Gute kopfüber, dann fing der Packsack heftig an zu sprudeln und zu strudeln bis er halbseitig über den Rand zu zappeln versuchte. Ein beherzter Griff lässt ihn dann erschrocken Richtung Decke flutschen, wo er mit kurzfristig gutem Überblick zurück in meine glitschigen Hände fällt und wie erwähnt, von dort „Inshalla“ (so Gott will :-)) zurück in die Wanne platscht. Alle Herzen, eingenommen das des Fisches, die Zeuge dieser dämlichen Aktion waren atmen auf. Wir versichern, wir kommen wider und nehmen den leblosen Fisch, das erscheint uns einfacher. Zum Abendessen brutscheln wir bei einfallender Dämmerung Pfannenfisch und knuspern Bananenchips vom Markt, während oberhalb im Bamboohut das heutige Menü gekocht wird und der letzte Abend auf der Insel sich dem Ende neigt.

Testberichte

Im Folgenden könnt ihr über den ein oder anderen Teil unserer Ausrüstung Testberichte lesen. Dabei handelt es sich ausschließlich um unsere Erfahrungen und Erlebnisse. Read more →

Hilleberg Nallo 3GT

Ein zu Hause für ein bis zwei Jahre, für vier Jahreszeiten, dem dazugehörigen Wetter, bewohnt von zwei Erwachsenen Personen, deren Fahrräder und deren Equipment.

Nach einem Jahr macht das Zelt was es soll. Unser Hauptargument zu zelten ist die Kosten einer Unterkunft zu sparen, an jedem Ort ein zu Hause zu haben und einen kleinen Raum an Privatsphäre zu bewahren. Dazu kommen natürlich der Schutz vor Insekten und des Equipments. Nach mehr als 180 Nächten im Zelt sind wir zufrieden mit unserer Wahl, doch gibt es Punkte die wir als verbesserungswürdig halten:

Da wären zu allererst die Reisverschlüsse des Zeltes zu kritisieren und die fehlende Weitergabe von relevanten Informationen zwischen Produzent, Verkäufer und Verbraucher. Denn der YKK Reisverschluss Gr. 5 scheint seit Jahren für viele Langzeitreisende und überwiegend bei Tunnelzelten der Marke Hilleberg, nach durchschnittlich 100 Nächten die Funktion aufzugeben. Das ist nicht nur super ärgerlich bei einem Zelt in dieser Preisklasse, wenn plötzlich die Haustür für alle Umwelteinflüsse offen steht, es wird seitens des Herstellers mit etwas Mitleid zudem die Ursache in einer vernachlässigten oder nicht ordnungsgemäßen Reinigung der Reißverschlüsse, idealerweise tägliche bei staubiger Umgebung, gesucht. Da wundern wir uns mächtig, das kannten wir von anderen Zelten bisher nicht!

Seit Beginn kommt uns die stramme Aufhängung des Innenzelts zu stark für den 6mm breiten Reisverschluss vor. All das wäre deutlich fairer, wenn man als Kunde gesagt bekommen würde, das es zu dieser Art Problem kommen kann und es von Vorteil wäre, 2 bis 4 Ersatzschieber und ein kleines Silikonspray dabeizuhaben, was den Verschleiß erheblich reduzieren würde. Man muss Hilleberg zu Gute halten, das sie ihrerseits die Schieber und neue Reisverschlüsse an einen von uns gewählten Ort senden würden, doch wer will fixe Termine auf einer flexiblen Reise, wenn sie sich vermeiden lassen und sich in einer Richtung oder auf einen Ort festlegen.

In Bangkok haben wir glücklicherweise YKK Schieber und Reisverschluss gefunden. Hier die GPS Koordinaten (13.75214°N 100.54143°E) Was jedoch den Verlust der Garantie auf das gesamte Zelt zur Folge hat, wenn wir diesen in Kürze selbst oder von geschickter Hand einnähen lassen.

Zweitens wären wir begeistert, würde das Innenzelt in heißen Nächten, als separates Moskitozelt ohne das hitzestauende Außenzelt installierbar sein. Dazu bräuchte es nur je eine Fanglasche an den vier unteren Eckpunkten und mit etwas Kreativität hätte man ein extra Moskitonetz gespart.

Drittens hatten wir uns unter der Lüftung ein mehr an Feuchtigkeitstransport ins Freie vorgestellt. Doch gerade am Innenzelteingang am höchsten Punkt der Innenseite des Außengewebes, sammelt sich das meiste Kondenswasser und staut sich dort bis es tropft. Die Lüftung vom Fußende aufsteigend bis zum vorderen Lüfter, der zwar groß dimensioniert ist, jedoch deutlich tiefer liegt als der höchste Punkt des Zeltes stößt unserem Empfinden nach zu schnell an seine Grenzen.

Der letzte Punkt betrifft das Platzangebot des Innenzeltes im Fußbereich für Personen über 175cm, dieser ist nach unserem Gefühl zu klein oder zu tief bemessen, da am Fußende, sei es mit oder ohne Schlafsack ständiger Kontakt zum Innenzelt besteht und dies bei hohem Feuchtigkeitsvolumen den unteren Schlafsack relevant einnässt. Vor allem bei Daunenprodukten stellen wir uns das lästig vor, aber auch beim Einpacken am frühen Morgen ist das Wissen über die nasse Schlaftüte ärgerlich. Die richtige Wahl haben wir auf jedenfall mit der 3GT Variante getroffen, die jedoch keinen Platz für eine dritte Person im Zelt lässt, wie vom Hersteller beschrieben.

Anfängliche Bedenken, ob wir überall einen ausreichend großen (denn das Zelt misst stattliche 4m in der Länge) und von der Bodenbeschaffenheit heringfreundlichen Zeltplatz finden waren absolut unberechtigt.

Letztlich hatten wir uns von dem Zelt und dem Namen mehr erwartet, wir sind verhalten zufrieden, sehen in den Kritikpunkten aber deutliches Potenzial zur Verbesserung.

Hier haben wir unser Zelt gekauft: Outdoorshop Freiburg

Katadyn Kombi Wasserfilter

Der Keramik basierte Wasserfilter mit ergänzender Kohlefilterfunktion, welche das Wasser geschmacklich aufwertet, ist solide und anstandslos verarbeitet und nach mehr als 150 Tagen täglichen Gebrauchs für 1-2 Personen zu empfehlen.

Dabei ist darauf zu achten, dass die O-Ringe, besonders der des Keramikfilters mit dem Silicon aus der Tube gut geschmiert sind. Dies vereinfacht das Herausnehmen und Einsetzen des Filters erheblich. Denn je nach Wasserqualität, muss der Keramikfilter bereits nach 1-2 Litern mit dem Kratzschwamm, unter fließendem Wasser, intensiv gereinigt werden, was bei 12 Litern Frischwasser, gerechnet für zwei Personen, hohen Tagestemperaturen jenseits der 30°C und ausdauernder Aktivität, bspw. einer Radreise, durchaus für mehrere Tage am Stück vorkommt. In diesem Fall steigt der Verschleiß und der zeitliche Faktor für Frischwasser deutlich, was die Leistungsfähigkeit des Produkts, gerade bei fein sandigem Wasser überschreitet. Generell gilt: je klarer das zu filternde Wasser, desto einfacher der Filtervorgang.

Das Filtersystem ist ausgelegt auf PET, Radflaschen mit großer Öffnung (siehe Adapter) oder jegliche andere Art Flasche. Europaweit sollte das PET-Flaschenhalsgewinde meist auf das Gewinde des Frischwasserausgangs am Filter passen, was eine feste Verbindung garantiert und den Filtervorgang, bei ausreichend stabiler Flasche, vereinfacht. In unserem Fall war es meist möglich sauberes überwiegend klares Wasser zu finden oder zu erfragen, für kleinere Schwebepartikel ist der montierte Vorfilter am Ansaugschlauch mit integriertem Schwimmer gut geeignet, besonders wenn direkt aus seichtem Gewässer gefiltert wird, um ein abtauchen des Vorfilters auf den Boden zu vermeiden. Wird das Wasser aus einem Wassersack oder anderen Behältnissen gefiltert, bietet sich an das Wasser stehen zu lassen, damit sich die Schwebepartikel am Boden absetzten können.

Wer glaubt, schnell und unter geringem körperlichem Energieverbrauch sein eigenes Wasser zu filtern, dem stimmen wir für jeden ersten und zweiten Liter Wasser zu. Doch über dies hinaus wird Frischwasser, je älter der Filter, harte Armarbeit, bis hin zu intensiver Schweißproduktion, selbst in kalter Winteratmosphäre.

Dem Filter haben Temperaturunterschiede von -15 bis 45 bis heute nichts anhaben können, doch hat sich nach ca. 90 Tagen eine Membran des Kohlefilters gelöst, was dazu führte, dass sich die Kohlepartikel im Filtersystem verteilten, die geschmackliche Aufwertung dahin war und sich das angesaugte Wasser am oberen Ende des Filters ins Freie drückte. Doch der Filtervorgang ist unabhängig von der Kohle, weshalb wir den Filter nach wie vor intensiv nutzen. Ungefähr 1000 Liter sind bis heute gefiltert, was eine Ersparnis von rund 200€ (Produkt bereits gegengerechnet) bei einem durchschnittlichen Preis von 0,30€/Liter im Laden, bedeutet. Zudem ist ein Laden nicht an jeder Ecke.

Für Lange Reisen, über einen Zeitraum von 6 Monate und darüber hinaus, würden wir in Zukunft einen Ersatzmembrandeckel für die Kohlekartusche mitnehmen und Katadyn um eine wasserdichte Verpackung bitten, da nach Gebrauch der Filter selbst Nässe abgibt und die Aufbewahrungstasche diese aufnimmt und weiter an den Inhalt der Fahrradtasche gibt. Klar! Plastiktüte drum und das Problem ist gelöst, doch warum nicht gleich eine ordentliche Verpackung zu einem ordentlichen Filter.

Vorteile und Nachteile im Überblick:

+ einfache Handhabung für alle Flaschen

+ hochwertige Verarbeitung

+ austauschbarer langlebiger Keramikfilter

+ für 1-2 Personen auf Weltreise geeignet

+ sinnvolles Zubehör (auch für Wasserhahnmontage) extra erhältlich

– keine sinnvolle Aufbewahrung

– nur bedingt geeignet für feinsandiges Wasser

– Verschleißteile wie extra Membran oder Kratzschwamm nicht im Lieferumfang