Tehran – Tabris – Nurduz (Grenze) (01. – 06.09.)

Es soll noch heute Abend mit dem Nachtbus in Richtung Norden des Landes gehen, Tabris, die ehemalige Hauptstadt mit ihrem quirligen Markt ruft uns noch einmal. Doch zunächst heißt es Abschied nehmen von unserer so lieb gewonnenen iranischen Familie. Ahmad, Saeedeh und Amir Ala werden herzlich gedrückt, wiederholt auch in unser zukünftiges zu Hause eingeladen und wir winken lange zurück, als wir um die Straßenecke biegen. Es fühlt sich ein wenig an, wie vor knapp 1 1/2 Jahren, als wir auf dem Schinderhannesradweg unseren Lieben zu Hause zum Abschied zugewunken haben.
Rein geht es nun ins abendliche Tehran, schlängelnd durch das Einbahnstraßenwirrwarr und über den riesigen Kreisel am Asadisquare zu einem der drei großen Busbahnhöfe. „Isfahan, Isfahan, Isfahan!“ – nein – „Maschhad, Maschhad, Maschhad!“ – nein – “ Tabris, Tabris, Tabris!“ – JA! Gewohnt unkompliziert haben wir bald das Ticket in der Hand und Philipp hat es sogar geschafft Mustafa, dem Ticket Verkäufer,  die Aussage abzuluchsen, dass wir unsere Räder ganz umsonst mitnehmen dürfen. Super für uns, jedoch muss sich Mustafa dafür nun einigen Diskussionen und unfreundlichen Bemerkungen der Busfahrer aussetzen.

Knappe 10 Stunden später, wir sind gerade ausgestiegen, haben die Räder gepackt und orientieren uns mit Hilfe unsrer Handykarten, da bekommen wir in kürzester Zeit schon die zweite Einladung den/die Einheimischen nach Hause zu begleiten und deren Gäste zu sein. Doch der Plan sieht anders aus, nach fast einem Monat zu Gast sein genießen wir, wie bereits im letzten Jahr, den frischen grünen Rasen und das ‚unter-uns-sein‘ des örtlichen Free Camping im Osten der Stadt. Uns gefällt es gut! Wir entspannen, waten die Räder, erkunden erneut den Bazar und lernen Onur, einen Türken auf dem Weg nach Australien kennen, der uns gemeinsam mit seinem iranischen Freund Amir einläd einen Nachmittag die Höhlenhauser in Kandovan zu erkunden und am Abend ein herrliches Menemem zaubert. Wie nicht anders zu erwarten suchen auch Lea und Tarek den Park mitsamt ihren Rädern auf, die sie aus Berlin hierhergeführt haben. Es ist gemütlich, wir fühlen uns wohl und können Energie und Schlaf tanken, bevor es endlich wieder in den Sattel geht.

Das Frühstück dehnt sich mit reichlich Gesprächsstoff bis zum späten Vormittag aus, sodass der Asphalt erst gegen Mittag unter den Rädern zu surren beginnt. Man hört es kaum, so laut und stark ist der uns begleitende Verkehr, raus aus der Stadt und auf der Hauptstraße die in Richtung Marand führt. 20km begleitet uns das Getöse, dann biegen wir ab, den Bergen entgegen, die uns nach Armenien führen sollen. Wir pedallieren durch kleine Dörfer, die meist grüne Oasen in der sonst kargen Landschaft bilden. Alte lehmverputzte Häuser mit flachen Dächern, aufgetürmtes Stroh gleich nebenan, Hühner, Schafe oder Ziegen zwischendrin und die mit frisch gesennstem Gestrüpp hoch beladenen Esel gehören hier zum täglichen Bild. Wir genießen das ländliche Leben, die Berge und Natur nach den städtischen letzten Wochen und vor allem die Stille! Das Bestaunen der Umgebung lenkt uns das ein oder andere Mal von den nicht unerheblichen Steigungen ab, die zum Zähne zusammenbeißen führen, da unsere Oberschenkel, so gar nicht mehr vertraut mit der Last von uns und unseren Gefährten sind. All abendlichen staunen wir nicht schlecht über die stetig strammer werdenden Muskelzüge!

Am dritten Tag erreichen wir am frühen Vormittag Kharvana, steil am Berg gelegen mit Blick in Richtung der iranisch-armenischen Grenze, die sich hinter einigen Hügel und einer steilen Abfahrt in etwa 30km Entfernung befindet. Hier legen wir unsere letzten iranischen Rial mit Hilfe eines Einheimischen, der uns zu den gewünschten Lädchen bringt in Lebensmittel um, Schwarztee, hausgemachter Käse, Tomaten, Gurken und das beste Barbarie – Brot, das wir im ganzen Iran gegessen haben. Doch die Pause lässt auf sich warten! „Nur noch schnell zur Grenze bergab rollen“, dachten wir. Völlig ko erreichen wir deutlich später als geglaubt, nach einigen Kräfte zehrenden Hügeln endlich die Grenze, wo wir uns sogleich der von den Grenzbeamten begangenen Mittagspause anschließen.

 

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