Bojnurd – Sarakhs (03.08. – 13.08.)

Nach 30km sause ich vorausschauend und zu konzentriert durch die erste Stadt, dass ich nicht einmal realisiere, dass ich an zwei Radreisenden vorbeiradele. Dank Leonie lernen wir den würzigen Oregan und seine Freundin Celine kennen, die wir am späten Nachmittag im Passenger-Park von Faruj wiedertreffen und gemeinsam Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse austauschen. Die Beiden bleiben uns in angenehmer und entspannter Erinnerung, als wir sie am nächsten Tag an der Weggabelung von Mashhad und Ashgabat drücken, wünschen wir ihnen und sie uns, eine sichere Weiterreise.

Am Mittag erreichen wir Cheneran, ein kleines Städtchen mit großer netter Parkanlage. Schnell einkaufen, für Mittag, Abendbrot und Frühstück. Gemüse, etwas Obst, Käse, Milch und Brot! Dann im weichen Gras am besten alles hängen lassen und Schlafrationen auftanken. Brot finden oder besser gesagt den Becker finden, der gerade geöffnet hat, Brot backt und verkauft, ist gewöhnlich die zeitaufwendigste Besorgung. Wir kommen nicht drum herum, jemanden zu fragen, was die Sache tatsächlich beschleunigt, aber im Effekt verlängert. Einladung zu Eiscreme, Einladung zum Lunch, Einladung zum Übernachten, wir erklären, das wir Zeit für uns brauchen und diese im Park alleine und in aller Ruhe genießen wollen. Es wird Nachmittag bis wirklich Ruhe um uns einkehrt. Im Halbschlaf züngelt das Interesse an uns, die Nacht verbringen wir im Zelt, das bei Finsternis hinter dichten Sträuchern abgelegen von der Campingarea ein ruhiges Stück Erholung bringt.

Früh am Morgen, die Damen im schwarzem Überwurf = Shador = Zelt drehen auf der Walkingstrecke bereits ihre Runden, gibt es Müsli und Brot mit lecker Tahin-Schokocreme. Bis nach Mashhad radeln wir über den stark befahrenen Highway und leuten um 09:30 an der Tür von Vali‘s Homestay. Rezar, sein Sohn öffnet halbmunter die Tür und im Inneren der Schlafstube, rasten Bard & Monika, zusammen mit zwei Schweizern und einem deutschen Lightbiker mit Faltradträumen. Es tut gut die Beiden nach fast einem Monat wiederzusehen und einen ganzen Tag zu quasseln. Nachmittags fällt zudem ein großes Stück Anspannung von uns ab, hatten wir doch von einigen Visazurückweisungen in den vergangenen Tagen gehört, die Radreisende dazu zwangen, viel Geld für einen Plan B aufzubringen. Um 14:00 schlendern wir in beherzter Freude mit den Turkvisa durch die Stadt! UFFF! Geile Scheiße! Guya Shizer! (Würde Rob dazu sagen) 🙂 Genauso ist es. Zwei Abende genießen wir mit anderen Reisenden riesige Portionen leckeres vegetarisches Essen, bis wir unsere Sachen packen und zusammen mit Olivier, einem französischen Radler, der nach 7 Jahren auf dem Weg nach Hause ist, die Straße teilen.

Bei Moshen (25) und seiner Familie: Schwester Malilehe, Bruder Masoud, Mama Maryam und Papa Mehdi vergeht die Zeit bei leckerem Essen, Gesprächen über die Verwandten in Europa, Fernsehen, in Mashhad selbst und im Holy Shrine, der wie ein gigantischer Magnet die Pilgernden ins Innere der gigantischen religiösen Stätte zieht. Festivalcharakter! Für Leonie im Shador eine ungewohnte Situation! Gerade abends sehr zu empfehlen. Richtig heimisch fühlen wir uns bei Mohsen, bei Tomatensuppe, Zwiebelkuchen und Dampfnudeln, selbstgemacht und als Dank für das fantastische Essen seiner Mutter. Gemeinsam schlemmen und hoffen wir mit Mohsen, der sein Architekturstudium im BA abgeschlossen hat, dass seine Armeezeit schnell vorrübergeht und wir ihn ebenfalls in unsere Heimat willkommen heißen dürfen. Sobald er sich mit dem Fahrrad auf den Weg macht, melde dich!

Am Morgen lassen wir Mashhad im Westen hinter uns, um an den verbleibenden drei Tagen, mit je kleinen Etappen, die Red Crescent Stations (muslimisches rotes Kreuz bzw. die rote Mondsichel) anzusteuern. Immer werden wir herzlich aufgenommen, bekocht und im Anschluss startet ein Match Volleyball, das wir am zweiten Tag gegen den Besuch einer über 1500 Jahre alten Caravanserei eintauschen! Die Tage sind heiß, jedoch lässt es sich früh am Morgen gut pedalieren, zumal die Etappen angenehme 50-70km lang sind. In Sarakhs der letzten Stadt vor der turkmenischen Grenze, spenden die Bäume im Park partiell Schatten, für einen erträglichen Mittag. Die Stadt ist deutlich ruhiger, was an der hohen Population der hier lebenden Kurden liegen mag. Am Nachmittag suchen wir ein letztes Mal die Red Crescent Station auf, dort gibt es extra für Reisende: Küche, Bad, WC und einen Teppichraum, der uns und Zsofi (30 aus Ungarn), die kurze Zeit später, samt Radreiseequipment eintrifft, des Nachts kaum zum Schlaf kommen lässt. Zu heiß, ein Haufen Moskitos und kleine andere Stecher streuseln sämtliche Füße, Hände und andere ungeschützte Stellen. Mit vielen Erinnerungen, an Menschen, Freunde, Land, Gastfreundschaft und den vergangenen ungarischen Abend mit einem Haufen Pfannkuchen, an dem wir an Milan, seinen Bruder und Mama in Bölcske denken müssen, rückt die Grenze und die Wüste näher. Khodahafez Iran, thanks for being in your country!

Aus- und Einreise verlaufen gegen alle Erwartungen reibungslos, selbst die turkmenischen Beamten machen auf uns einen entspannten und fast freundlichen Eindruck. Wer hätte das gedacht. Hatten wir doch von Reisenden ganz andere Erfahrungen und Berichte gelesen und gehört. Stundenlanges Warten, Filzen von jeglichen Gegenstände und forscher Handhabe der Offiziellen, zu dritt sind wir in exakt zwei Stunden, easy going auf turkmenischem Boden. Vor uns knappe 500km Wüste und Tagestemperaturen von 40 Grad und aufwärts mit konstantem Gegenwind.

  3 comments for “Bojnurd – Sarakhs (03.08. – 13.08.)

  1. 25. August 2016 at 10:20

    Hi
    where are you now?
    you dropped a massage to warmshawers site for my friend Mohammed.
    I am cycle tourist and live in Mehriz,Yazd.
    my name is Alireza.
    If you arrive to my city i can to host you.
    Alireza

  2. Johannes-Peter
    31. August 2015 at 20:54

    Eine Freude eure Bilder und Berichte zu sehen, immer mal wieder habe ich Gelegenheit dazu und bin beeidruckt…, gute Weiterreise
    Johannes-Peter

  3. amelie
    23. August 2015 at 22:04

    WAaaaao! Your pictures are amazing.. !!! And I know that it’s a very very small part of what you’re living. You really make me want to get back on a bike and go in there! Bravo !!

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