Montenegro

Mikulici – Ada Bojana (12.-14.05.)

Wieder runter auf Meereshöhe wieder rauf zur Küstengrenze von Montenegro, wieder ab und auf, den halben Tag entlang der Küste und vorbei an Lagunen, die bis ins letzte Eck vollgepresst mit Hotels, kaum noch Platz für Natürliches lassen. Platz zum tourismusfreien Atmen bleibt meist nur zwischen den Buchten. Nach fünf Stunden öffnet sich der Blick für eine weite, flache Lagune, wir scheinen die Hotelbebauungsgrenze passiert zu haben. Kleine Ferienhäuser mit natürlichem Charme, der Strand mit uriger Wirtschaft und am Wasser kein Tourist in Sicht! Wir bleiben! Zwei holländische Wohnmobile und zwei Päärchen aus Slowenien sind die Nacht mit uns an diesem ganz anderen Strand. Mit dem letzten Rest Sprit kochen wir unser Abendessen und am Morgen sitzen wir mit Frühstück auf dem kleinen Mäuerchen bei ruhiger See. Als wir die Taschen an die Räder hängen macht sich auch unsere vierbeinige mittelgroße Nachtwache, mit freudiger Erwartung startklar. Anfangs denken wir: „allenfalls bis zum Ortsausgang“, weit daneben gedacht, selbst nach einer rasanten Abfahrt sind wir zu dritt und in Sorge das der Vierbeiner auf der Hauptstraße, mit schlabbernder Zunge wie viele andere seiner Artgenossen sein Leben lassen könnte. Artgenosse ist dann auch das Stichwort, welches unseren Begleiter instinktiv ablenkt und ihn an einem Zaun in eine wilde Rangzeremonie verstrickt. Der Kontakt reist ab, entlang der Straße ändert sich das Relief bis nach Ulcinj nicht. Unterwegs treffen wir alle zwanzig Kilometer auf Tilo aus Dresden, der auch gestern Teil der Reise war. Mit zwei Gepäcktaschen auf einem Rennrad düst er uns voraus um entspannt und gut genährt auf uns beide am Rande der Route zu warten. Die Ebene hinter Ulcinj zieht sich gefühlt in die Länge, zudem wächst ohne Grund ein Gefühl von Unruhe und Ärgernis, in Gedanken an den Nudistencamping, den wir im Begriff sind anzufahren. Zudem müssen wir die Strecke von gefühlten fünfzehn Kilometern am morgigen Tag wieder Retour fahren, da die Grenze zu Albanien weiter östlich im Landesinneren liegt. Für eine kurze Zeit entsteht eine Art Disharmonie zwischen uns. Diese löst sich auf, als wir bei Drago einem weltoffenen Serben von Beruf Surf Instruktor eine Bleibe finden und wir ihm eine Nacht im nahegelegenen Dorf ermöglichen, da wir auf seine Sachen des Nachts aufpassen. Wir unterhalten uns, er ist entspannt, die Saison startet erst in zwei Wochen, wir erfahren von ihm die aktuellsten Geschehnisse Nordmazedoniens betreffend und etwaige Hintergründe. In der Kneipe kaufen wir zwei Bier für den Abend und kochen in einem noch geschlossenen Strandkaffee Reis mit Bohnen und Gemüse. Das Essen ist fast fertig, als uns der Platzwart mit samt den Franzosen, die ihre Jeeps hinter dem Kaffee geparkt haben von der Lokation und dem Strand vertreiben will: „ten minutes, after I call the police!“ Den Franzosen wird’s zu heiß, wir erklären das wir im Auftrag von Drago, der Name ist dem Platzwart ein Begriff, seine Sachen bewachen. Es wird mit dem Chef telefoniert, wir können Essen und bleiben die Nacht ganz legal auf dem Platz der Surfschule. Nach dem leckeren Frühstück verlassen wir das Meer auf dem Weg nach Albanien.