Iran Spezial

Der Dschungel:

Wer den Iran besucht, wird spätestens nach ein paar Tagen mit Einheimischen auf den „Dschungel“ zu sprechen kommen. Der Dschungel eine gefährliche Gegend, voller wilder und exotischer Tiere, wild und unberührt! Für fremde und unerfahrene Reisende mag sogleich ein spektakuläres Bild entstehen. Geschichten von Bären, Leoparden und extremen Wetterverhältnissen steigern die Vorstellung fast bis zur Extase! Je näher die Wildnis rückt, desto spannender wird die Vorstellung, bis sie am Tag des ersten Kontakts verpufft! Vor uns ein Wald, auf Grund der gebirgigen Lage kein Nutzwald das wird klar! Zudem entlang der Straße dicht belebt und becampt! Kein Hauch einer Spur von Wildnis oder Exotik! Doch vergleicht man die Landschaft des im Süden lebenden Iraners, so versteht man die Geschichten um den Wald der sich beeindruckend schön entlang der kaspischen Küste über das Gebirge ausbreitet.

 

Straßen & Verkehr:

Auf alle Fälle spektakulärer als der Dschungel. Es tummeln sich auf der Piste alle erdenklichen alten Karren, Kisten, Mopeds und wunderschöne Trucks. Feinstaubbelastung stört hier niemanden, Farbvielfalt, spannende Karosseriekonstruktionen und für europäischen Geschmack extrem bedenkliche Ladungssicherung bringen eine ungeahnte Exotik! Landesweit typisch sind die über 36 Jahre alten blauen Nissan Trucks, in unterschiedlichster Verfassung, deren Ruf im Umgang mit Verkehrsregeln zwar nicht der beste ist, so lautet eine ungeschriebene Regel im iranischen Verkehr: Meide steht’s den blauen Nissan Truck! Doch fern der gängigen Verkehrswege stellen sie die wichtigsten Transportversorger dar! Und in der Not, werden auch zwei Radreisende auf den benebelten Pass transportiert. Überholt wird stets dann, wenn es die kleinste Lücke zulässt, links, rechts, in Kurven, bei Nebel oder alles in Kombination, das spielt keine Rolle, ein lautes Hupsignal kündigt den Passierenden im letzten Moment an, ohne vorausschauend die nächsten Speedbumps im Blick zu haben, wird im Normalfall darüber gebrettert!

Je nach Ausführung und Ausstattung der Hupsignale, kann sich der Iraner über die verschiedenen Töne, die das Gefährt von sich gibt, mit anderen Verkehrsteilnehmern unterhalten. Die Vielfalt kennt auch hier kaum Grenzen. Fahrbahnstreifen geben in erster Linie das maximale asphaltierte Ausmaß der Straße wieder. Das heißt aber nicht, das die Breite nicht nach Belieben erweitert werden kann. In der Regel passen auf drei Fahrspuren fünf Autos mit etwas Luft nebeneinander, was der Iraner dann auch bevorzugt. Der Kreisverkehr und manche Kreuzungen bleiben uns wie in Albanien ein Rätsel! Auf allen Straßen haben wir uns jedoch respektiert und sicher gefühlt. Bloß keine Scheu, Rücksicht im Verkehr kann auch der Iraner umsetzen.

 

Der/Die Iranerin:

Gastfreundschaft steht an erster Stelle! Es gibt seitens der Iraner keine Kontaktscheue, schnell wird man nach den persönlichsten Dingen gefragt und ist nach einer Minute Freund eines Iraners und nach zwei Minuten Freund der Familie und aller Verwandten. Je nach Ausprägung der Gastfreundschaft ist Mann/Frau ab diesem Punkt fremdbestimmt. Alles wird arrangiert, um es dem Gast so speziell wie möglich zu machen. Dass wir oft mit dem Viertel des Aufwands mehr als zufrieden wären, spielt nun keine Rolle mehr. Angebot über Angebot, wir lernen mit der Zeit die Dinge zu Händeln, jedoch gerät das Gleichgewicht von Geben und Nehmen meist außer Kontrolle. Kontaktaufnahme läuft im Allgemeinen so: Hey Mister! Mister! Taxi? Wellcome in my country/city! How are you? Where are you from? Which city? Are you tourists? What’s your name? How old are you? Is she your wife? By the way what’s your religion? Do you have childrean? What’s your job? How is Iran? Do you like it? ….usw. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an die Questionattack in Meyaneh. Dieser oder ein abgewandelter Katalog wird den Reisenden treffen sobald er mit dem Rad anhält oder bei voller Fahrt in kompliziertem Verkehr aus dem Beifahrerfenster heraus attackiert wird, wenn er nicht schon auf dem Standsteifen ausgebremst wurde. Der Zeitpunkt des Zusammentreffens macht den Unterschied, Einladung zum Melone essen im Schatten, Tüte voller Aprikosen und Kirschen, Melone für unterwegs, kalte 1,5 PET Eisflasche oder Einladung zum Eisschlecken, Lunch oder Dinner! Geile Sache! Zu Hause in den Familien zeigt sich oft ein anderes Bild als auf der Straße, es hängt zwar im Wesentlichen davon ab, welches Level an Religiösität die einzelnen Familienangehörigen bevorzugen, doch hatten wir meist den Eindruck, dass die Zeit vor der Revolution weiter in die Gedanken und Vorstellungen der jüngeren Generation transportiert wird und weiterlebt. Auch das viele iranische Familien international verteilt sind, ist ein Ausdruck dafür, dass der Wunsch nach Veränderung und mehr Freiheit fortbesteht.

 

Das Picknick:

Das iranische Wochenende ruft die Iraner in die Natur oder einfach nur auf die Straße zum Picknicken! Zelt, Teppich, Kissen, Gaskocher, Töpfe, Pfannen, Melone zwei bis acht, Kebapspieße, Chai und Doogh, dann geht‘s los! Dabei spielt es letztlich keine Rolle, wo das Picknick zelebriert wird, ob auf dem Standstreifen der Autobahn, im durchnässten, nebligen Dschungel, im Park oder um die nächste Ecke auf dem Bürgersteig! Hauptsache Picknick!

 

Die Busfahrt:

In Erinnerung bleiben uns die Fahrt von Chalus nach Teheran. 170km, 9 Stunden Fahrt an Leonies Geburtstag und hinter uns eine alte Dame die sich in dem kurvigen Streckenabschnitt unzählige Male übergeben musste und das Pendant zur türkischen Busfahrt in Erinnerung rief. Und die Fahrt von Abas Abad nach Gorgan als nach 30km eine zehnköpfige Familie die Rückbank hinter uns entert und ihre Version von mobilem Picknick startet, während die nackten Füße über die Rückenlehnen in Position gebracht werden und die 5-jährige die Musik eines Aktivlautsprechers bis zum Anschlag dreht und alle halbe Stunde die Fenster des Busses mit ihrem Gekreische zum Vibrieren bringt. Als wir den Bus verlassen, flehen die ersten Iraner auf den hinteren Sitzen, endlich um Ruhe! Busfahren: stets ein Erlebnis!

 

  1 comment for “Iran Spezial

  1. amelie
    23. August 2015 at 21:59

    It’s a pity that I can’t understand nothing of german!! I would like to be able to read you 🙂 So i just look at your beautiful pictures, I hope all is going well for you. It’s amazing to think that you already did more than the doble of the distance when we meet us in albania or in Istanbul! 🙂
    I accompany you by thought… Enjoy!!! Loving thoughts

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