Wir nehmen den Bus von Abas Abad nach Gorgan, wo uns nach 7 Stunden Fahrt Soroush am Terminal abholt und uns mit seinem Auto zu sich nach Hause guided. Es ist angenehm heiß, am letzten Hügel öffnen sich all unsere Schweißporen zum Wasserlassen, transperierend stellen wir unser Zeug in den Innenhof und entpacken notwendiges Duschequipment. Busfahrten bringen in der Regel Überraschungen, wir dachten wir hätten bereits alle hinter uns (siehe Busfahrt Spezial), doch als wir den Packsack mit den Schlafsäcken öffnen, hat sich unnützerweise die teure türkische Sonnencreme auf der Schlafsackhaut in dicker Dosis verteilt! Such a pity! Im Auto entfernen wir uns von unserem koordinierten Chaos im Hof, die Familie wohnt im Sommer in einem Bergdorf, ca. 15km außerhalb der Stadt, in dem es in der Regel 10 Grad kühler ist als in Gorgan selbst. Soroush ist Bergführer, betreibt parallel ein Möbelgeschäft, er spricht super Englisch und besitzt ein Cellphone das pausenlos Nachrichten erhält. Entspannt werden wir in der Familie aufgenommen, wieder gibt es leckeres Essen und energiegeladene Tanzeinlagen von der Kleinsten aus der Familie.
Der Plan steht, als wir am Morgen mit Soroush zurück in die Stadt fahren: Visa im Passbüro verlängern lassen, Wäsche waschen, Kleinigkeiten in der Stadt besorgen und den Basar besuchen. Alles kommt anders: Die Waschmaschine ist außer Funktion, der Officer bewilligt zwar die Visaverlängerung, beim Versuch die Gebühr zu zahlen, stürzt jedoch zwei Kunden vor uns das Bankensystem zusammen. Wir warten knappe 2 Stunden, dann schließt die Bank für den heutigen Tag. Etwas frustriert erholen wir uns zu Hause unter dem Gebläse der Klimaanlage und schlafen bis in den Abend auf dem Teppich. Danach: Basar und Handwerkskunst in einem der traditionellen Gebäude der Stadt, leckeres Eis, Bananashake und 400.000 Rial (ca.10€!!) für einen Waschgang in der Wäscherei, was uns trocken Schlucken lässt. Der Abend in den Bergen lässt alles vergessen, Soroush’s Familie hat üppig gekocht! Persische Küche basiert auf Reis, mit vielen verschiedenen Beilagen: frittierte Aubergine, frische Kräuter, wie Schnittlauch, Basilikum, Minze, dann kleine Salate, Omlette, Tadik in verschiedenen Variationen, gegrillte Tomaten und Kebab. Die Iraner lieben ihr Essen!
Früh am Morgen verabschieden wir uns. In herzlicher Atmosphäre sagen wir Danke für alles, erledigen den Geldtransfer, die komplizierte Visaverlängerung für den Officier, mit Hilfe von Soroush und satteln die im Hof wartenden Räder. Bimmelnd und Winkend verlassen wir Gorgan nach Osten blickend! Kheyli mamnun Soroush!
In der Mittagshitze auf dem Rad in den Tag starten, sollte gut überlegt sein, wir wussten: „Es ist nicht clever!“, aber nach 10 Tagen Visa-Reise-Organisation und einem Leben als Gast, radeln wir bis uns der Kopf von der Hitze schmerzt. Nach einer ausgedehnten Pause mit Früchten und Nüssen sind wir ausreichend gestärkt und halten erst einmal Mittagsschlaf. Um 16:30 Uhr raffen wir uns auf und erreichen am späten Abend einen lichten Wald in dem wir uns versteckt, vor den Blicken der Straße, einen Schlafplatz suchen. Während wir kochen, fährt die Polizei ihre letzte Patroullie durch den Buchenwald, danach wird es still aber leider nicht kühler als 27 Grad. Früh am Morgen sitzen wir auf dem Rad, als uns 5km später drei Radreisende in der Gegenrichtung passieren, denken wir an Jude, Astrid & Bruce, die wir in Kroatien trafen. Während dem Einkauf für unser Picknick in Galikesh, gabelt uns Mohammed beim Becker auf, bietet uns organic homemade icecreme, sehr zu empfehlen und kümmert sich in professioneller Weise um das Wohl seiner Gäste. Die Sonne heizt dem breiten Tal mächtig ein. Unter zwei Feigenbäumen, die mit die einzigen Schattenspender sind, verbringen wir den Nachmittag und köcheln im heißen Wind, der über die steppenartigen Felder föhnt! Ein Truckerfahrer hatte uns noch zuvor in guter Radsportmanier am Straßenrand, während der Fahrt, wie beim Staffellauf, eine durchgefrorene 1,5L PET-Flasche überlassen, die nun zwischen unseren Nacken hin und her wechselt. Um 18:00 trauen wir uns aus dem Schatten. An einem Feldsprenkler nutzen wir das kalte Nass, radeln tropfend Richtung Eingang des Golestan Nationalparks und machen auf der Straße Bekanntschaft mit Hassan (28), seiner Mutter Soheyla und später beim Abendessen auch mit seiner Schwester Elmira, die vor knapp 20 Jahren in Köln ihre zweite Heimat gefunden haben. Die Familie besitzt Haus, Reis- und Getreidefelder, Obstwiesen und eine kleine Feriensiedlung, in der wir ebenfalls für eine Nacht ein zu Hause finden.
Freitag morgen, iranisches Wochenende! Wir essen noch ein kleines Frühstück mit Soheyla, die Kinder schlafen gewöhnlich bis mittags um 12Uhr, da stecken in den Beinen bereits 40km leichte Steigung und in Leonies Schenkeln 50km, davon 10km Kopftuchbesorgungsfahrt, zurück zum Startpunkt. Weitere 5km später sitzen wir mit Familie Deshbani nahe eines Bachlaufes beim Mittagesessen auf dem Reiseteppich. Im Schatten der Bäume und am Wasserfall bachaufwärts ist reges Treiben, hier wird gejubelt und voller Freude im Wasser agiert! Jung und Alt, jeder ist mit Herzblut dabei. Wir chillen den gesamten Nachmittag mit Yaser’s Familie: Yaser & Soudabeh seiner Frau und Tochter Yasra, Amin und Javad seinen Brüdern, Mutter Tooti, Vater Ali und werden Teil des Picknicks. Wir fühlen uns wohl und verabreden uns für den nächsten Tag in Bojnurd, der Heimatstadt der Picknickenden! Spät ist es, als wir wieder Pedale unter den Füßen spüren, 35km bis nach Robat Gharehbil, einem kleinen Ort in dem wir nach Mondaufgang in einem kleinen Laden alles für ein leckeres Abendessen finden und die halbe Station für Reisende belagern. Waschraum, Dusche, leerer Raum mit Teppich zum Schlafen! Im Prinzip das gleiche Feeling wie das Ferienhaus am Vorabend, nur ohne Schlüssel. Mit Gedanken an die 10-köpfige Familie, die uns am Abend auf der Straße gleich zweimal stoppte, um mit uns Bilder zu machen, müssen wir beide über deren glückliche Freude lachen. Schmunzelnd schlafen wir ein und starten zeitgleich mit der Familie aus Teheran, die das Nebenzimmer nutzt um 05:00 in den Tag.
Es wird ein schneller, sehr heißer, mit einem Pass gespickter, langer Tag werden, den wir mittags im Schatten unterbrechen, um bei Einbruch der Dunkelheit in Bojnurd bei Familie Deshbani aufgenommen zu werden. Die beiden Jungs Amin und Yaser sprechen perfekt Englisch. Es wird viel erzählt, erklärt und gelacht. Schön wenn Humor transportiert werden kann! Wir werden verwöhnt mit unglaublich gutem Essen, süßen Leckereien und tauchen ein in die Mehrgenerationenfamilie. Balkon, Mückendefender und frische Luft lassen die Nacht zur besten dieser Woche werden, ohne früh auf die Räder steigen zu müssen, schlafen wir bis in den Vormittag und erkunden mit den beiden Brüdern die Stadt und den IT-Laden, den die beiden im Zentrum der Stadt führen. Alles Kopien, alles ohne Copyright und alles was den Gamer erfreut. Danach wird zu Hause gechillt und am Abend geht es in den Park, in dem sich die Päärchen treffen und die Reisenden nächtigen. Relaxte Stimmung, einige Tassen Chai mit gekühlten Rosinen (geiler Mix!), offene Gespräche über Leben, Zukunft und finalen fliegenden Keulen im Park bringen Publikum und ein unerwartetes Wiedersehen. Während dem Essen laufen bereits die Videos von Partnerjonglage im Park und Bilder der letzten Tage. Es wird gelacht und gestaunt. Als Kugeln rollen wir in unser Nachtlager auf dem Balkon.
Der Abschied fällt nicht leicht, wir sollen noch einen Tag bleiben, wir einigen uns darauf, das uns Yaser bis ans Ende der Stadt begleitet, dann spritzt uns Weihwasser und kleine Tränchen hinterher und die Straße schnörkelt sich ein paar Kilometer zum Tünnelchen der den Hang durchlöchert.
ty philipp and leonie for your glorious compliments
it’s a bless to accompany such nice friends like you
the copyright part was very funny to mention 🙂 but it would be good if you mentioned that i was a good learner of your ball clubs sport 🙂
have a safe trip and upload more pics of your adventure so we can follow your adventure through your website
i wish you the best
Hello my dear Friends. Philipp and Leonie.
I saw the nice photos that you were taken from Bojnurd…
Nice memories. I liked that sentence : (The farewell is not easy) It was the true reality.
My family were sad when you left us but we know we will see you again soon and we will have too much fun again.
after you weather became better and cold for only 6 days. after that here is very warm.about 41 C. we have not experienced it before and it’s really hard for us. and I know it’s harder for you in Turkmenistan because it’s warmer there.
Take care of yourself.
Yaser.Bojnurd.Iran