Sarajevo – Ostrozac (08. – 09.05.)
Die letzten bekannten Gesichter, es ist ein schönes Gefühl zu spüren und zu wissen, wir haben Freunde hier, die jederzeit willkommen sind. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen! Als wir Sarajevo verlassen, sind Kemal und Ivana bereits „still busy“ at their jobs and projects. Wir schließen hinter uns die Tür, der Schlüssel zweimal gegen den Uhrzeiger gedreht, die Treppe hinunter mit eingezogenem Kopf! Mit schmerzhafter Erinnerung an den Tag zuvor, als ich noch an der oberen Treppenkante hart einschädelte. Es ist Mittag der Verkehr üppig, wir wollen raus aus der Stadt, es braucht Konzentration, eine Linie ohne heftige Schlaglöcher und Bodenrampen zu zirkeln. Nach ca. zwei Stunden liegen auch die Vorstädte hinter uns und unser Weg führt uns Richtung Jablanica. Zum ersten Mal machen wir eine kurze schreckhafte Erfahrung am Ortseingang von Donji Hadzici. Nach einer langgezogenen Kurve mit uns hinterherhetzenden Hunden, die erst von uns Ablassen, als vom Straßenrand gegenüber ein Einheimischer das Rudel durch einen lauten Schrei irritiert. Danach brennen die Beine, Angst und Adrenalin stecken vor allem mir in den Knochen. Weiter geht’s auf einer schmalen Landstraße parallel zum Bachlauf. Alle paar Sekunden mit Blick in den Rückspiegel, welche Art von Verkehr von hinten naht, die Strecke vorausschauend im Auge behalten, hinter uns wird ein- oder zweimal gehupt wir sind gewarnt und meist leicht aufgeschreckt, dann wird je nach Gegenverkehr mit ausreichend oder mit knappem Abstand überholt. Gegen Nachmittag erreichen wir den höchsten Punkt. Die Wälder, Gräser und Sträucher entlang der Straße stehen in saftigem grün, mit durchschnittlich zwölf Prozent Gefälle drückt uns das viele Gepäck die kurvige Bergstraße hinunter ins Tal des Flusses Nevreta. Hier werden wir nur selten überholt, fasst sind wir gezwungen beim Überholen zu klingeln. Wir folgen dann dem Ufer entlang der Stauseen die zur Stromerzeugung genutzt werden. Die Landschaft bietet Steilhänge, Nebentäler aber kaum geeignete Plätze zum Zelten. Nachdem der erste ernsthafte Versuch einen Zeltplatz in den Steilhängen eines Nebentals, mit Hilfe bosnischer Jugendlicher, zu finden glücklos mit einem kleinen Umweg endet und uns 3 Kinder mit ihren Fahrrädern zurück zur Hauptroute begleiten, starten wir Zwei, knappe 4km später, mit geschobenen Rädern einen zweiten Versuch. Der Hang ist so steil, dass wir die Räder im ersten Drittel stehen lassen um zu Fuß die ausgespähte Stelle auf Tauglichkeit und lohnenden Aufwand zu begutachten. Auf halbem Weg taucht in einer Streuobstwiese, zwischen hohem Gras und 40 Bienenstöcken Josepf auf. Die Terrassenwiese, unser Zeltplatz, gehört seinem Bruder und ab ersten Mai, soll das Gras für das erste Heu im Jahr wachsen. Wir sind zu spät! Er hat lange kein deutsch gesprochen, seit er nach Ende des Krieges aus Deutschland zurückgekehrt ist. Josepf bietet uns bosnisch elegant für zehn Euro zwei Betten in seinem Ferienhaus an. Leonie und ich sind einverstanden. Wir sollen noch etwas Geduld haben, er nimmt uns mit ans untere Ende der Wiese, wo ein Freund von ihm Brot, Bier und Cevapcici mit frischen Frühlingszwiebeln bereithält. Danach werden die Bienen mit Zuckerwasser angefüttert und wir folgen den Beiden ins nahegelegene Dorf zur Ferienwohnung am Seeufer. Das Haus bietet Platz für zehn Personen. Die letzten Gäste dürften vor einigen Jahren hier gewesen sein. Die Grundsubstanz ist solide, der Ausstattung schrammelig, zudem funktioniert die Dusche und die WC Spülung nicht. Ein Glück finden wir einen Eimer, Seewasser gibt es ab Terrasse gratis und der Ortlieb Duschsack ist prall mit zehn Litern gefüllt. Der Abend geht auf dem Balkon mit Blick auf den See, PET-Flaschenfilter vor den Augen und leckerem Abendessen zu Ende. Wir schlafen gut, um 09:30 ist Schüsselübergabe.