War das Klima am gestrigen Tag in den Keller gestürzt, so versuchte sich die Sonne heute von ihrer besten Seite zu zeigen. Dampfend steigt der gefallene Regen bereits früh gen Himmel, die Luft ist hmm… Hamam! Und unsere Körper sind schweißgebadet, hemmungslos überfordert, ohne Wind und kühlenden Effekt. Zudem liegt uns das letzte Essen aus Myanmar das wir kurz vor der Grenze zu uns genommen hatten ungewohnt unangenehm im Bauch und es wird sich bald zeigen, dass ohne Medikamente keine Besserung zu erwarten ist.
Am Wat Tham Pu Wa, in den OSM-Karten nicht erwähnt, etwa 15km südwestlich von Kanchanaburi in den Hügeln gelegen, ist die Tagesetappe zu Ende. Die Pilgerstätte wirkt wie aus dem Boden gestampft, eine Art Holidaypark für Wochenend – Buddhisten. Ein hässlicher Nachbau des Anchor Wat Tempels steht uncharmant vor dem Eingang einer großen mit betonierten Wegen versehen Tropfsteinhöhle, in der in jeder freien Nische eine Buddhastatur den Besucher entzückt. Auf dem großen Gelände steht eine Veranstaltungshalle, ein Kongressgebäude, Unterkünfte, sanitäre Anlagen, der große sitzende Buddha und der lange liegende Buddha wird gerade aus Beton gegossen. Uns entzücken die frei zugänglichen Duschen und Toiletten, nachdem wir längere Zeit im Schatten schläfrig auf der Parkbank gelegen hatten, denn unser Geruch hatte stets eine Wolke an Insekten zur Folge, die in gewohnter Ausdauer und unerschrocken ihrer Belästigung nachfliegen. Frisch geduscht vergewissert sich Leonie, ob es den vorbeilaufenden Mönch stört, wenn wir unser Zelt auf dem Arial aufbauen würden. Er lacht, eilt hastig davon und kommt zurück mit diversen Schlüsseln, um uns in einen der Bungalows einzuladen. Überrascht nehmen wir das Angebot wahr, eine junge Frau bringt uns zudem unglaubliche Mengen 3 in 1 Kaffee und kurze Zeit später sitzen wir auf der Veranda und bechern eine Tasse nach der anderen. Drei Nächte meinen es die Gastgebergötter bereits gut mit uns! Ganz anders ist unserem Magen und dem Verdauungsapparat zu Mute. Die Nacht ist durch eine vorzüglich funktionierende Klimaanlage zwar auf europäisches Niveau temperiert, doch die hohe Frequenz der Toilettengänge und die mäßige Qualität des Abgangs lässt den Körper und Bauch nicht zur gewünschten Ruhe kommen.
Mit einem gewaltigen thailändischen Frühstück, das uns in seiner Masse fast ins Kojakoma katapultiert, setzen wir unseren Mägen eine schwierige Tagesaufgabe vor und sind froh, dass es nach Kanchanaburi nur noch bergab in die Stadt geht. Dort schocken uns die für einen Massentourismus ausgelegten Hotels, Hostels, Gästehäuser, Tour- und Reiseagenturen, Burger- und Schnitzelhäuser nach Wiener Art und die Thaimassagestudios aus denen die schrumpeligen, hellhäutigen, meist stark behaarten Rentner ins Freie treten und sich für den Preis eines guten Abendessens für ein oder gleich zwei Stunden haben massieren lassen. Augen und Rosette zukneifen, einchecken und im BlueStar Guesthouse schnell erleichtert auf Toilette gehen! Es geht mir nicht gut, Leonie ist etwas besser drauf, ich sehe den ganzen Tag nur das kleine Bungalow von innen und bin froh, als die Kraft am Morgen reicht um das Fahrrad über die Treppen auf die Straße zu tragen.
Bangkok, das erklärte Ziel, liegt 150 Kilometer östlich, es braucht zwei per Anhalter Fahrten, von der uns eine missverstanden, direkt zum Phra Pathom Chedi, der mit 127m höchste buddhistische Chedi weltweit fahren und einiges an Ausdauer, dass wir am Abend völlig erledigt in Bangkok bei Familie Dramé ein zweites Mal vor der Türe stehen.
Als Sie uns die Tür öffnet, lacht sie uns ein „Willkommen zu Hause!“ entgegen und später am Abend sitzen wir zusammen mit ihr und Abdu beim Abendessen, wo jeder auf den neuesten Stand gebracht wird. Gerade ist Niymma auf Kulturklassenfahrt in Singapur, Abdu wartet gespannt auf das rein spanische Champeans Leage Finale und Ulle geht wie gewohnt ihrer Arbeit nach. Eben wie zu Hause.
Die Tage fliegen an uns vorbei, ich nutze zum ersten Mal meinen Versicherungsschutz, auf Grund meines anhaltenden Durchfalls und Erschöpfungszustands und gleichzeitig werden Ideen und Pläne zur Weiterfahrt mit all ihren Optionen gesponnen und oft wieder verworfen. Es dauert Tage bis sich unsere Route weiter Richtung Süden zu festigen scheint, ein erneutes Einreisen in Myanmar ohne eine sichere Zusage für ein Pakistanvisum, der Weg zurück über China, die Mongolei und mit der transsibirischen Eisenbahn nach Moskau oder doch mit der Fähre von China über Japan nach Vladivostok sind da bereits in weiter Ferne. Damit nehmen wir zugleich schweren Herzens Abschied von unserer „non – flight“- Reise. Denn auf dem Weg nach Singapur soll spätestens die Zu- oder Absage durch Pakistan zu radeln eintreffen und die Entscheidung fallen ob wir nach Kathmandu oder zurück nach Europa fliegen. Da sich die Sicherheitslage in Pakistan jedoch weiter zuzuspitzen scheint, glauben wir schon bald nicht mehr ernsthaft an ein Visum und unsere Pläne schweifen in den europäischen Sommer, auch wenn es später alles ganz anders kommen soll.