Dushanbe – (28.08. – 03.09.)

Spät erreichen wir die Tore der Stadt, vereinbarter Treffpunkt: Amerikanische Botschaft und dann bei Nacht durch die leuchtende City, vorbei an blinkenden Hotels, über die Brücke, die Dushanbinka (Fluss), entlang der Ostachse weiter der Hauptstraße und dann in die kleinen Gassen zu Familie Nazuloev, die im BMW sitzend, durch den Feierabendverkehr lotsen. Durch einen schmalen Häuserspalt schieben wir, die vier Radler das Equipment vor das Hoftor. Im großen Innenhof werden wir, wie überall herzlich empfangen, wir gehören dazu! Das macht ein sehr warmes familiäres Gefühl. Wir erzählen von den letzten Wochen, lauschen den Geschichten von Marco & Tiphaine, der Zufälle von Begegnungen, bis wir über Erzählungen ebenfalls im Innenhof ankommen und sich der Fokus auf Land, Leute und Gastgeber zentriert, die exzellentes Englisch sprechen. Vergnügt und entspannt geht der erste von insgesamt drei Abenden zu Ende.

Es ist Samstag, als wir am nächsten Morgen, erholt und frisch wie selten erwachen. Nach köstlichem Frühstück, mit Obst, Trauben, Schokolade, kleinen Pralinen, Käse und duftendem Chai, starten wir als Gruppe im Auto in den bepackten Tag. Erfolgreich sind wir heute nur beim Exchange von 200$ in tadschikische Somoni. Das GBAO-Permit, welches dem Reisenden, die Fahrt über den Parmir – Highway gestattet, kann auf Grund des nicht anwesenden Stemplers nicht ausgestellt werden. Eine qualitative Regenjacke für Marco, ist auch nach 2 Stunden in keinem der vielen Sportläden auffindbar und die Straße nach Norden in die Berge mit vermutlich grandioser Aussicht ist mit Autos verstopft. Zurück! Genießen wir einen entspannten Nachmittag, während wir interessiert der Zubereitung von Plov für das Abendessen auf der Outdoorküche folgen und parallel der Brotofen mit frischen Teigfladen bespikt wird. Aus allen Ecken duftet es und frisches Brot auf trockenem Stroh ein wunderschönes Bild hinter dem eine Menge Frauenpower steckt!

Sonntag ist Ruhetag, außer das Marco sein Hinterrad perfektionistisch reinigt und die Philosophie der Schalteinstellung studiert, passiert für die Jungs nicht viel. Anders Leonie und Tiphaine, beide besorgen Reiseproviant auf dem Bazar und kommen mit prallen Taschen zurück. Den Abend verbringen wir mehr oder weniger im Zentrum der Stadt im türkischen Kaffee! Bei WLAN und heißer Schokolade. Die zumindest Tiphaines Vater übel bekommt, aber auch wirklich nicht besonders gut schmeckt! Es ist spät als wir zurück am anderen Ende der Stadt ankommen. Abendessen steht bereits in der Mitte der ausgebreiteten Teppiche im Innenhof bereit! Wir werden verwöhnt und sind stets begeistert über das leckere Essen. Montag! GBAO-Permit! Das wird eine einfache Sache! Dachten wir, doch als Ardasher nach zäher Verhandlung zurückkehrt, müssen wir die Bearbeitungszeit von einem Tag hinnehmen! Auch ich fange an, an meinem Fahrrad zu basteln, oder besser den Adapter für die Lenkertasche zu modifizieren, Besorgungslisten zu schreiben und am Nachmittag die drei Kinder der Familie mit Jonglage zu unterhalten. Bis Parvinas Schwester einen Kontakt anruft und das Permit plötzlich doch nachmittags, Dank interner Kontakte, in unseren Händen flattert! Ein letztes Mal Mittagessen in großem familiären Kreis, ein traditionelles Gebet: in Gedanken an Vergangenes, gemeinsame Momente und die Reise die vor uns liegt, welches die Großmutter in offene Hände spricht und am Ende über Stirn und Gesicht streicht, was alle ihr gleich tun um das Gesprochene aufzunehmen. Die Räder sind gepackt. Wir haben so viel bekommen und genießen dürfen! Wir geben Freude und Liebe zurück: Es wird sich gedrückt, bedankt, gegrinst und gehupt als wir den Hof verlassen. Marco & Tiphaine Richtung Osten in die Berge, wo Tiphaines Eltern warten, wir in den Norden der Stadt zu Vero, einer französischen Gastgeberin, die seit Jahren nicht Nein zu Radreisen sagen kann 😉

Mit dem Einkauf entlang des Weges, klopfen wir nachmittags am nächsten Tor in Dushanbe und hoffen auf Einlass. Der Sicherheitsdienst entriegelt die Tür und als wir im Garten vor der Veranda stehen, genießen wir den Schatten und das französische Flair welches der Ort spontan ausstrahlt. Wir nehmen Platz und es dauert nicht lange und es klopft ein weiteres Mal an der Tür. Diesmal schwemmt eine Gruppe von sieben Radlern in den Garten. Zwei australische Paare, eines aus den Staaten und Radu aus Rumänien, welcher zu diesem Zeitpunkt der Einzige ist, der aus dem Pamir kommt und nicht auf dem Weg aufs Plateau ist. Es treffen eine Stunde später zwei Japaner ein und auf der Wiese poppt Zelt um Zelt, wie Pilze aus dem Boden. Als Vero gegen 18:00 ihr eigenes zu Hause betritt, staunt sie nicht schlecht über den Andrang in Küche und Garten. Sie nimmt es extrem gelassen, Sie stellt sich der Runde vor und steckt kurz die Regeln für zu Hause sein. Drei Tage rasten wir abermals, diesmal in der größten Fernradlergruppe der wir bis jetzt angehörten, denn einen Tag später treffen zwei Engländer und ein weiterer Amerikaner mit italienischer Freundin ein. Wir lachen gemeinsam über iranische Geschichten, kleine und große Abenteuer und genießen die Stimmung und ein großes Abendessen nach dem anderen. Tagsüber bleibt Zeit den Gepäckträgerschutz zu erneuern, auf dem Bazar Trockenfrüchte zu kaufen und dann erreicht uns am Abend nach vielem Bangen, Hoffen, diversen Post-ID Anfragen und kleinen Horrorszenarien unser Luftfrachtpacket von zu Hause, mit frischem Rohloff – Öl! Neuen Faltreifen und brandneuen Bremsbelägen die das Hauptproblem für den Verlauf der Reise gewesen wären. Am 03. September verlassen wir mit einem dankenden Gästebucheintrag den entspannten und sehr informativen Spot.

  1 comment for “Dushanbe – (28.08. – 03.09.)

  1. Tine
    9. Oktober 2015 at 6:49

    Ihr Lieben
    Es berührt mich sehr wie ihr dem Leben auf den Grund geht. Vielen herzlichen Dank für jede Art von Aufmerksamkeit, Wohlwollen, Hilfe, Gastfreundschaft und Vertraunen, das euch geschenkt wird.

    Tine

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