Mawlamyine – Yangon (02.05. – 09.05.)

Am nächsten Morgen füllen wir die zwölf 1L Flaschen, die uns das Gästehaus aus ihrem Sammelcontainer überlässt hinter dem nächsten Häuserblock an einem tiefen Brunnen nahe einer Müllkippe auf. Zuvor versichert uns die Dame vom Kiosk, dass das Wasser unbedenklich sei, denn noch immer ist unser Wasserfilter nicht funktionsfähig. Über die lange Thanlyin Brücke unter der der gleichnamige Fluss ins Meer ströhmt verlassen wir die grüne etwas verschlafene Stadt, in Richtung Norden entlang des Gebirgszugs der sich bis nach Thaton parallel zur Küste zieht. Es ist kein Spaß, mit der Straße die aus Osten in Thaton hinzustößt sind wir auf der Hauptverkehrsader Richtung Yangon. Der Verkehr, die Hitze, das Trinkwasser aus tiefen, fast ausgeschöpften Brunnen und das Versteckspiel am Abend im Wald der Gummibäume, wenn Hunde mit Steinen beworfen werden müssen, jedes kleine Geräusch oder Licht unser Versteck verraten kann und ab 04:00 Uhr morgens die Kautschukernte beginnt, dann ist das mit dem lauwarmen Essen von der Straße auch wenn es uns schmeckt, einfach zu viel für unsere Körper, inklusive 84km auf und ab. Im Basisort Kyaikto, der jede/n halbwegs gläubigen Buddhisten hinauf zum 35km entfernten goldenen Felsen bringt, nehmen wir vorlieb im Gästehaus HappyGuest bei Klimaanlage, Trinkwasser und Frühstück inklusive. Wir frosten uns unter 25 Grad und kochen im 6m² Zimmer Suppe mit Einlage! Dazu gibt es Kohletabletten und Ibuprofen gegen Kopfschmerzen für Leonie. Herrlich ein Tag wie für uns gemacht!

Nach einer lauwarmen Nacht, Frühstück und 100% Trinkwasser sind wir zurück auf der Straße. Zur Mittagszeit entfliehen wir der Hitze in ein Kloster, das an ein kleines Dorf grenzt und von alten Mönchen an der ein oder anderen Stelle geflickt wird. Es wird ein Ventilator arrangiert und RedBull für die Reisenden serviert. Mit müden Beinen radeln wir weiter, von Flügeln spüren wir nichts und gleich drei Kilometer später hängt unsere Hängematte unter Mangobäumen im Schatten, damit der Wind von den Feldern uns zur Ruhe kommen lässt. Im allgemeinen läuft der Tag suboptimal, denn nach der ausgedehnten Pause biegen wir mit dem Einverständnis eines Polizisten auf eine Nebenstraße ab, die, so bin ich überzeugt und überzeuge ebenfalls den Polizisten, nach Thanatpin führt, um den massigen Verkehr zu meiden. Leider zeugt die „Straße“ nur von Staub und einem abrupten Ende nach sieben ruppigen Kilometern, was die Stimmung natürlich leicht in Schieflage bringt. Zurück im Dorf suchen wir erneut die Abzweigung der besagten Nebenstraße und halten auf dem Erdweg an einem kleinen Kiosk, wo wir umringt von Jung und Alt Wasser tanken und frittierte Kräuter im Teigmantel mit scharfer Soße kaufen. Aus der Erdstraße wird eine staubige, steinige wellblechartige Frustpiste, die wir gerade zum Teufel fluchen, als ein Burmese auf dem Moped anhält und uns zu sich oder besser gesagt zum nächsten Tempel lotst, der keine zehn Minuten entfernt mitten auf den Reisfeldern steht. Die Räder werden geparkt, das Essen wird für uns auf dem Boden angerichtet und keine fünf Minuten später sitzen wir mit zwei Frauen und einem älteren Mann, die hier für das Wohl der Mönche und der Jungmönche sorgen beim Abendessen zusammen. Es ist spät die Mönche singen ihre Mantras, dann sollen wir ausgiebig duschen. Alle Ecken und Ritzen werden geschruppt, die Haare werden gewaschen und mit dem Becher aus der Tonne wird der eingeschäumte Körper mit einem kräftigen Schwapp abgespühlt. Frisch und blitzeblank dürfen wir vor dem ältesten Mönch und dem heiligen Buddha Platz nehmen. Es wird geplaudert, gelacht und von unserem Weg aus Europa nach Myanmar mit Händen und Füßen erzählt. Nach und nach finden sich vereinzelte Feldbewohner im kleinen Saal ein und bezeugen ihre Verbundenheit zu ihrem Gott dann wird weiter gelacht und nebenbei das Bett und ein Moskitonetz für uns mit Hammer und Nagel in den frischen Putz gepinnt. Gerade ist alles bereit um „Gute Nacht“ zu sagen, da bekommt einer der im Saal Anwesenden einen Anruf, den er kurze Zeit später an mich weiterreicht. „Hello? Hello? Do you speak english?“ „Yes?“, „Yes! You can not stay, you must go back, I’m the immigration police!“ Nach zwanzig Minuten anhaltendem Meinungsaustausch, es sei hier alles zu gefährlich, nein gefährlich ist der Verkehr auf der Straße bei Nacht!, müssen wir unsere Pässe der Person mit dem Handy aushändigen, dieser bringt diese, soweit wir das richtig verstehen, zur Polizeistation und am frühen Morgen zurück zu uns. „Ja genau, keine Sorge Mr. Philipp tomorrow morning!“ „Gute Nacht?“ „Good night! See you!“ „Sure?“ „Yes!“ „OK!“

Am frühen Morgen sind die Pässe zurück und wir auf dem Weg zurück auf die Hauptstraße, über Bago nach Tawa, wo uns ein kleines Boot und sein Fährmeister zurück auf Kurs bringt, nachdem wir uns bereits mit einer erneuten misslungenen Alternativroute und zwanzig Kilometer Umweg abgefunden hatten. Es langt uns Beiden! Die Alternativen waren bis dahin eine stetige Enttäuschung und so drängt es uns zurück auf die Nationalstraße 1.

Sollte hier der Eindruck entstehen, dass uns das Radfahren gerade keine Laune macht, dann stimmt das, aber noch mehr für Leonie die mit der drückenden Hitze stark zu leiden hat und auf dem Weg zur Hauptstraße im Staub an einem Atemnots-husten-kollaps in ein tiefes emotionales Loch fällt und sich auf der Stelle nach Hause wünscht.

Es ist kurz nach Mittag die Sonne steht über uns, der Transporter fährt uns den Staub in dickem Nebel seitlich von uns entgegen, das Wasser ist nicht gefiltert, Luft holen ist bei über 40°C im Schatten gerade nicht einfach, da ist es unser Glück, dass gerade Schulferien sind und wir auf dem Gelände der Dorfschule einen entspannten Platz zum Rasten finden und uns eine liebenswerte Burmesin frische und reife Mangos vorbeibringt.

Bei dämmerndem Licht ist für heute einfacher Reis das richtige bei anhaltender mieser Fäkalqualität. Mit vollem Wassersack und etwas Trinkwasser ist der Zeltplatz etwas abseits der Straße nach zwei Fehlversuchen, da wir unmittelbar von Einheimischen gesehen werden, gefunden. Laut aber in sicherer Entfernung zieht der Verkehr und die Nacht an uns vorbei.

Rangoon die ehemalige Hauptstadt und heute Yangon liegt am frühen Mittag und mit einer Menge Verkehr vor uns, mit etwas Navigation und drei angefahrenen Hostels kommen wir am Sule Pagoda in Downtown für drei Nächte im Okinawa Guesthouse (2) für 19$/Nacht inkl. Frühstück unter.

Wie überall im Lande ist es mit der Stromstabilität nicht so weit, wenn dann alle über Tag die AC’s anwerfen und die Jungs im Hostel ihrer Arbeit mit dem Staubsauger nachgehen, was definitiv unter Kinderarbeit fällt, dann stürzt sich das Netz in die Tiefe und in den Kellern der Häuser springen nach Bedarf die Stromgeneratoren an. Nicht bei uns! Wo wir doch gerne bei eisigen Temperaturen mit etwas Schlaf über den Nachmittag gekommen wären.

Das Abendprogramm ist schlicht und einfach! Schlendernd spazieren wir durch die Blocks und saugen die kulturelle Mischung aus Muslimen, Buddhisten, Hindus und vereinzelten Christen in den Straßen auf, die in Gruppen dicht untereinander leben. Wenn der Ruf des Muezzins erklingt sind die Bürgersteige voll mit Menschen, die Abendessen kaufen oder verkaufen, ein Mix aus so unglaublich vielen Kulturen, konzentriert, lecker und scharf gewürzt!

Die Stadt ist Magnet für so viele junge Menschen aus den weiten Ecken des Landes, hier pulsiert das neue Leben, welches in den Provinzen erst zu keimen beginnt. Die Menschen sind offen, immer für ein Lächeln aufgelegt, spontan neugierig und für kleine Späße zu haben. Etwas vertrauter mit unserer neuen Umgebung gehen wir nach verschiedenen Snacks und einem leckeren Essen in einem lokalen Restaurant zufrieden zu Bett.

Die Erweiterung der Ortskenntnis beläuft sich in den kommenden Tagen auf den Besuch von fußläufig erreichbaren Märkten, Parkanlagen, der Erkundung der wichtigsten Pilgerstätte Myanmars, der Shwedagon Pagode mit dem städtischen Nahverkehr (Bus) und einem weitläufigen Tempelkomplex mit sitzendem und liegendem Buddha.

Mit einer der diversen Buslinie, die sich dadurch auszeichnen, dass der Kopilot stetig die Haltestellen den wartenden Passagieren an der Haltestelle zuruft, welche in den nächsten Kilometern angefahren werden, geht es mit dem alten chinesischen Bus durch den chaotischen Verkehr zurück nach Haus, wo wir unweit vom Hotel Shangrila aussteigen und die letzten Meter zu Fuß noch einen kleinen Snack mit auf unser Zimmer nehmen.

Schon vorbei die Zeit in der Metropole mit ihren offen beherzten Menschen und den stetig vor Ehrfurcht grüßenden Buddhisten, die bei jedem freien Blick auf ihren prachtvollen Pagoda die Hände vom Steuer nehmen, die Handflächen vor der Brust zusammennehmen und ihr Haupt in Richtung der geschätzten 60 Tonnen Gold und des 76 karätigen Diamants senken, der im Sonnenlicht auf der Spitze „Hti“, des Wahrzeichens ganz Myanmars so helle blitzt.

Nach einer Nacht mit unstimmigem Magen verlassen wir Downtown mit der Fährfahrt über den Hlaing Fluss nach Dala, auf die südliche Seite der Stadt um unseren Weg im Verlauf des Irrawaddy Flusses nach Norden weiter fortzusetzen.

 

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